Artikel von Birgit Grube-Kersten
Was für Mut braucht Frieden? Diese Frage bildet den Hintergrund des vorliegenden Essays; im Vordergrund ist der Blick zunächst auf Frauen gerichtet, die in der Wanderausstellung ›Friedensimpulse von Frauen‹ des Frauenrats in der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland erwähnt werden. Die Lebenswege der meisten hier genannten Frauen berührten sich mit dem Rudolf Steiners. Dessen nicht leicht zu nehmende Forderung, sich auf einen inneren Kampf einzulassen, der erst die Grundlage für äußeren Frieden bilden kann, greift die anfangs gestellte Frage auf.
Aufgabe und Anspruch der transdisziplinären Gender Studies (Geschlechterforschung) ist es, Geschlechterverhältnisse wissenschaftlich zu erfassen und ein differenziertes Geschlechterwissen als Beitrag für Vielfalt und Gerechtigkeit im gesellschaftlichen Zusammenleben zu gewinnen. Eine Auseinandersetzung mit dem Phänomen Geschlechtlichkeit ist vielleicht gerade für Institutionen schwierig, die sich vor allem auf das Seelisch-Geistige des Menschen konzentrieren wollen. Aber diesen zentral irdischen Bereich von Sex und Gender zu ignorieren oder zu verdrängen, rächt sich letztlich, wie sich etwa an den Missbrauchsskandalen in der Katholischen Kirche gezeigt hat. Für das menschliche Leben und Erleben hat die Geschlechtlichkeit nach wie vor eine existenzielle Bedeutung, zumal damit bei näherem Hinsehen sowohl die Soziale Frage als auch die Forderung des »Erkenne dich selbst« innig verknüpft sind – Fragen, die nach einer tieferen Welt- und Selbsterkenntnis verlangen, und die sich nicht von selbst lösen werden. Deshalb könnten die diversen Hinweise und Erklärungen, die uns Rudolf Steiner zum Thema der Geschlechtlichkeit hinterlassen hat und die bisher nur wenig bearbeitet wurden, durchaus die Basis bilden für einen eigenen Ansatz, für eine anthroposophischgeisteswissenschaftliche Geschlechterforschung.