Artikel von Ute Hallaschka
Ursachenforschung hinkt auf allen Lebensfeldern – ob Klimakatastrophe oder Terror – den Geschehnissen hinterher. Ehe Motive oder Strukturen im einzelnen untersucht, geschweige denn verstanden wären, zeigt sich die Lage in völlig veränderter Gestalt – so metamorphosiert, dass die Fragen von gestern obsolet sind. Die Komplexität der virtuell verwobenen Netze kennt nur Gleichzeitigkeit, nicht Abfolge. Die Kettenglieder der Kausalität reißen. Doch damit stellt sich keineswegs das Gefühl ein: Die Gedanken sind frei! Im Gegenteil: Der alte, analog geschulte Intellekt mit seiner gedanklich geführten Argumentation kommt nicht mehr mit und das Herz igelt sich ein.
Wohin gehört der Islam – ist er ein Teil von Deutschland oder nicht? Das scheint eine sinnlose Ordnungsfrage zu sein. Anders gestellt, könnte sie lauten: Wie kann auch der muslimische Glaube zur Privatangelegenheit werden? Denn das ist ja die Voraussetzung von Religionsfreiheit. Die Trennung von Religion und Staat erfordert einen Verzicht – nämlich aus meinem persönlichen Glauben keinerlei politischen Anspruch abzuleiten, ihn als individuelle Herzensangelegenheit aufzufassen. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.