Artikel von Sharon Karnieli
Vom Vatergöttlichen zum Ich
Man kann das Vaterunser unter dem Gesichtspunkt betrachten, wie sich die Menschheit darin findet – die alte Menschheit und die neue. Beim Beten des Vaterunsers kann man einen Weg erleben, der mit einem großen kosmischen Teil beginnt, sich dann verinnerlicht, zur eigenen Mitte führt und im letzten Teil, der Doxologie, einen Aufschwung herbeiführen kann. Die Autorin hat sich immer wieder gefragt, was es mit den drei Teilen des Gebets auf sich hat. Im Folgenden entwickelt sie dazu einige Gesichtspunkte.
Rudolf Steiner verband mit der Grundsteinmeditation die Erneuerung des alten Mysterienspruches »Erkenne dich selbst«. Sie tönte in ihrer Dreigliedrigkeit an die Ohren der auf der Weihnachtstagung 1923/24 versammelten Anthroposophen. Sie tönte als inspirierte Dreigestaltung des »Erkenne dich selbst«. Um dies wirklich zu erkennen, zu erfühlen und zu erleben, müssen die Gliedmaßen sich im tätigen Erfassen der Welt erkennen, muss das Herz ein Erkenntnisorgan werden und das Haupt mit Herzenswärme durchströmt werden.