Artikel von Angelika Oldenburg
Zur dritten Meditationstagung zum Werk von Georg Kühlewind
Der Geist des Übens war anwesend, als nun zum dritten Mal in Stuttgart von der Akanthos Akademie eine Meditationstagung in Anknüpfung an den Ansatz von Georg Kühlewind veranstaltet wurde. Alle Vortragenden waren ihm mit ihrer eigenen Biografie eng verbunden. Diesmal stand der therapeutische Aspekt im Vordergrund. Hauptredner waren der Arzt und Psychotherapeut Hartwig Volbehr, der amerikanische Psychotherapeut und Autor Michael Lipton und der Hochschullehrer István Székely aus Budapest. Als Leiter von Arbeitsgruppen waren außerdem Rudi Ballreich, Salvatore Lavecchia und Laszlo Böszörmenyi an der Gestaltung der Tagung beteiligt. Etwa 80 Menschen waren der Einladung gefolgt.
Zur vierten Meditationstagung zum Werk von Georg Kühlewind vom 20. bis 22. Oktober 2023 in Stuttgart
Zum vierten Mal hatte die Akanthos-Akademie zu einer Tagung eingeladen, die sich mit Themen aus dem Werk des 2006 verstorbenen Bewusstseinsforschers Georg Kühlewind beschäftigte. An der Tagung im Rudolf Steiner Haus in Stuttgart, die dieses Mal den Titel ›Der sanfte Wille‹ hatte, nahmen etwa hundert Menschen teil. Vorträge hielten der Psychotherapeut Sebastian Elsaesser aus Stuttgart, der Psychotherapeut Michael Lipson aus Great Barrington/MA (USA) und der emeritierte Professor für Informatik Laslos Böszörmenyi aus Klagenfurt. Alle drei leiteten auch Übungsgruppen; zu ihnen gesellten sich als Übungsgruppen-Leiter der Psychiater und Psychotherapeut Hartwig Volbehr aus Überlingen und der Organisationsberater Rudi Ballreich aus Stuttgart. Organisiert hatten die Tagung wiederum Andreas Neider und Laurence Godard aus Stuttgart.
Zu Mathias Wais: ›Ach Du liebe Anthroposophie‹
Lieber Mathias Wais,
ich traue mich, Sie so direkt anzusprechen, weil Sie das in Ihrem Buch mit der Anthroposophie ja auch tun. Und außerdem halte ich große Stücke auf Sie. Ihre Bücher über Biografiearbeit sind längst Klassiker geworden, und Ihre Botschaft, dass Entwicklung entsteht, indem ich mir in labilen Situationen etwas Neues ausdenken, meinen sicheren Boden verlassen muss, und dass mein Höheres Ich schützend und leitend über diesen Vorgängen steht, verbindet Psychologie und Spiritualität auf eine einleuchtende Weise. Ihren ›Diskurs über die moderne Biographie‹, das Buch über Marilyn Monroe, das liebe ich. Vor allem die süffisant-sarkastischen Stellen, die in der Hölle und im Himmel spielen, in denen Nagelbrettzurichter und auszubildende Engel auf Probe auftreten und Michael eine kleine Echse streichelt, die auf seinem Arm sitzt. Wo schließlich der liebe Gott eine Kommission einsetzt, um herauszufinden, was es mit dem Lebenslauf des modernen Menschen auf sich hat, der häufig zerrissen und fragmentarisch erscheint.
Zu Judith von Halle: ›Schwanenflügel – Eine spirituelle Autobiographie‹
Das Phänomen Judith von Halle erregte – und erregt vielleicht auch immer noch – die anthroposophischen Gemüter. Sie hatte im Jahre 2004, während ihrer Tätigkeit als Sekretärin im Berliner Arbeitszentrum der Anthroposophischen Gesellschaft, Stigmata bekommen. Fragen brachen auf: Ist es angemessen, derart starke übersinnliche Erlebnisse zu haben? Und dann noch Stigmata? Ist das auf dem anthroposophischen Schulungsweg überhaupt so vorgesehen? Ist es »sauber«? Vor allem in den Jahren 2004 bis 2006 haben sich viele Anthroposophen dazu positioniert. Judith von Halles eigenes Verhalten im Zusammenhang mit dem anderer Vertreter der Anthroposophischen Gesellschaft, oder auch einfach ihr So-Sein, führte zu einem tiefen Riss im Berliner Arbeitszentrum, ja zu einem Skandal, der es bis in die Schlagzeilen des ›Spiegel‹ schaffte. Seit 2006 lebt Judith von Halle in Dornach und hat dort, auf dem Fundament ihrer übersinnlichen Forschungen, zahlreiche Bücher publiziert. – Mit alledem im Hintergrund habe ich ihre Autobiografie ›Schwanenflügel‹ gelesen. Dabei war es mir wichtig, diese Kenntnisse auch tatsächlich im Hintergrund zu halten und sie nicht in mein Lese-Erlebnis hineinspuken zu lassen.