Artikel von Ralf Sonnenberg
Zu der Buchreihe ›Atlantis nach neuesten hellsichtigen und wissenschaftlichen Quellen‹ von Andreas Delor
Atlantis ist auf besondere Weise mit meinem Schicksal verbunden. Aus diesem Grund sei dieser Besprechung eine autobiografische Rückblende vorangestellt, deren Erzählung geradewegs in die Materie hineinführt: Aufgewachsen während der 1980er Jahre in einem regelrecht spiritualitätsfeindlichen Umfeld, begannen mein Cousin und ich uns frühzeitig für archäologische Relikte, griechische Mythen und versunkene Kulturen zu begeistern. Angeregt durch die Atlantisdeutungen verschiedener Autoren studierten wir die Übersetzungen von Platons ›Timaios‹ und ›Kritias‹ (um 360 v. Chr.), in deren Dialogen die rätselhafte Insel das erste Mal namentlich Erwähnung fand. Demnach soll Solon die Atlantismythe bei einem Priester der Göttin Neith in Sais vernommen und aus Ägypten nach Athen mitgebracht haben. Die von Platon beschriebene Hauptstadt mit den drei ringförmig angelegten Wassergräben und Mauern, welche die prächtige Akropolis mit dem Poseidon geweihten Tempel und dem Königspalast umgaben, bildete fortan den Gegenstand unserer kindlichen Rekonstruktionszeichnungen und ersten literarischen Gehversuche. Diese folgten den Schilderungen Platons so buchstäblich wie Heinrich Schliemann den Versen Homers bei seiner Suche nach Troja. Von da an durchforsteten wir die damals zugängliche, meist wenig seriöse Atlantisliteratur. Etlichen ihrer Verfasser schrieben wir, einige lernten wir persönlich kennen, an einem Buchprojekt zum Thema wirkten wir sogar als Co-Autoren mit.
Neuere Studien zur ›Philosophie der Freiheit‹ Rudolf Steiners – und das Erwachen aus einer kulturoptimistischen Illusion
Dank ›YouTube‹ ist ein Filmdokument einer im Jahr 1970 stattfindenden Debattierveranstaltung zum Thema Kunst und Gesellschaft einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Das Podium ist mit Arnold Gehlen, dem konservativen Philosophen, und Joseph Beuys, dem Aktionskünstler und Denker der »Sozialen Plastik«, prominent besetzt. Beuys versucht den Zuhörern sein von der Anthroposophie inspiriertes Verständnis gesellschaftlicher Prozesse näherzubringen. Was auffällt: Wohl aufgrund der Schwierigkeit, dem Publikum einige seiner Einsichten nachvollziehbar zu machen, und der Befürchtung, die Zuhörerschaft mit einer allzu fremdartigen Weltsicht zu verprellen, flüchtet der Referent in das Wortaroma einzelner Begriffe, ohne diese näher zu charakterisieren. Verbale Provokationen und der für ihn typische Duktus charismatischer Selbstinszenierung kompensieren, was im Verkehr mit dem Auditorium nicht so recht gelingen mag. Beuys’ verzweifelter Zwischenruf »Wir brauchen eine neue Menschenkunde!« dürfte sich in den Ohren der meisten Teilnehmer, die dabei sicher nicht an Rudolf Steiners Werke zur Pädagogik, zu den Wesensgliedern oder zur Sinneslehre dachten, wie Wortgeklingel ausgenommen haben. Jedenfalls wirft Arnold Gehlen, selbst im Gebrauch präziser Begrifflichkeiten geschult und als Verfasser von Schriften zur .Philosophischen Anthropologie. mit den Menschenkunden eines Helmut Plessner oder Max Scheler bestens vertraut, nicht ganz zu Unrecht ein, dass das, was sein Kontrahent vorbringe, über das Niveau von Phrasen nicht viel hinauskomme.