Fünf Jahre nach dem »Arabischen Frühling«
Im Oktober 2015 begannen die mehrfach verschobenen Wahlen zum ägyptischen Parlament. Spiegelt sich der historische Augenblick des Aufbegehrens in ihren Ergebnissen wider? Ist die Erkenntnisklarheit von 2011 vier Jahre später in wirkmächtiges Handeln transformiert worden, das neue, zukunftsweisende Pfade einleitet? Obgleich die endgültigen Resultate erst im Dezember vorliegen werden, ist die Zusammensetzung der künftigen Legislative in ihren Grundzügen bereits absehbar: Nationale Kräfte dominieren, Islamisten, Revolutionäre und Linke sind fast gänzlich verschwunden. Die gegenwärtige Regierung braucht das Parlament, das ihr per Verfassung als Korrektiv gegenübergestellt ist, nicht zu fürchten. Der folgende Überblick über die wesentlichen gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahre versucht, die Ursachen der Wahlergebnisse zu beleuchten.
Michael Tschechows ›Hamlet‹-Inszenierung
Es ist bekannt, dass Michael Tschechows Schauspielmethode von Rudolf Steiner und der Anthroposophie inspiriert wurde. Weniger bekannt ist, welche Rolle Tschechows Auseinandersetzung mit den politischen Umwälzungen seiner russischen Heimat sowie dem orthodoxen Christentum dabei gespielt hat. So versuchte Tschechow mit seiner ›Hamlet‹- Inszenierung aus dem Jahre 1924 ganz bewusst, den Christus-Impuls in der damaligen Sowjetunion auf der Bühne erlebbar zu machen. Der folgende Beitrag schildert Hintergründe und Entstehung dieser epochalen Inszenierung.
Rudolf Steiner und die westlichen Mysterien
Rudolf Steiners Auseinandersetzung mit den westlichen Mysterien begann erst spät und wurde wesentlich durch seine Aufenthalte in Großbritannien 1922-24 inspiriert. Der folgende Beitrag zeichnet diese Begegnung nach und zeigt Wege auf, die sich von dort in eine zukünftige, christliche Naturwissenschaft öffnen.
Reflexionen zum Rhythmus der Menschwerdung
Neuere Forschungsergebnisse bestätigen, dass die Evolution des Menschen beim Gliedmaßen-Stoffwechselsystem einsetzte und erst nachfolgend zur Ausbildung des Gehirnes fortschritt. Der Verlauf der physischen Individualentwicklung hingegen erfolgt in gegenläufiger Richtung vom Kopf zu den Gliedmaßen. Dieses Geschehen wird im Folgenden unter Einbeziehung des Reinkarnationsgedankens als Doppelströmung besprochen, die vom Physischen ins Geistige und vom Geistigen ins Physische verläuft und in deren Rhythmus sich der Mensch konstituiert.
Zum Verhältnis von Kunst und Wissenschaft
Um für uns die Wahrnehmung des Lebens wiederherzustellen, die Dinge fühlbar, den Stein steinig zu machen, gibt es das, was wir Kunst nennen. Das Ziel der Kunst ist, uns ein Empfinden für das Ding zu geben, das Sehen und nicht nur Wiedererkennen ist.Viktor SklovskijAus: Kunst als Verfahren
Das offenbare Geheimnis seiner Sizilienreise
Dreimal verwendet Goethe in der Italienischen Reise den Begriff der Urpflanze. Das erste Mal in Neapel kurz vor der Überfahrt nach Sizilien. Es ist der 25. März 1787, der Tag der Verkündigung, und Goethe genießt mit Kniep, dem Maler, der ihn nach Sizilien begleiten soll, die Aussicht, als dessen Liebchen durch eine Luke im Boden heraufkommt: »Als wir nun die Gegend bewunderten, stieg, obgleich erwartet, doch unversehens ein gar artiges Köpfchen aus dem Boden hervor. […] Und da nun das Engelchen völlig hervortrat, fiel mir ein, dass ältere Künstler die Verkündigung Mariä also vorstellen, dass der Engel eine Treppe heraufkömmt.« Dabei dürfte es sich um einen von Caraglio ausgeführten Entwurf Raffaels handeln – eine wohl eher ungewöhnliche Auffassung des Themas, bei der der Engel zudem einen Lilienstengel trägt.
›Faust, der Tragödie erster Teil‹ am Goetheanum
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Ein Reisebericht
Seit Beginn der Präsidentschaft von Hassan Rohani im Jahre 2013 und seinem moderatenpolitischen Kurs beginnt der Iran für die Europäer ein immer beliebteres Reiseland zuwerden – zu Recht, wie der folgende Reisebericht zu zeigen versucht. Im Mai 2014 konnteich mit einer zehnköpfigen Gruppe eine 15-tägige Rundreise machen, die von Teheran zuerstnach der heiligen Stadt Ghom, dann durch die Wüste Dascht-e Kavir nach Yazd, demZentrum des iranischen Zoroastrismus führte. Von Shiras, dem »Garten des Iran«, ginges durch das Zagrosgebirge nach Isfahan, nach einem persischen Sprichwort die »Hälfteder Welt« und zweifellos ein Höhepunkt der Reise. Die wertvollsten Erfahrungen fandenin den persönlichen Begegnungen und Gesprächen mit jungen iranischen Menschen statt.
Zur Geschichte des modernen Griechenland im 19. und 20. Jahrhundert
Die Unkenntnis der sehr komplexen, von Widersprüchen und Krisen gekennzeichnetenGeschichte des modernen Griechenland führt aktuell dazu, dass in den Medien alte undunzutreffende Stereotypen bemüht werden. Weitgehend unverstanden blieb vor allem,warum die Griechen das Ergebnis ihres Referendums vom 5. Juli 2015, bei dem mehr als61% aller Wähler mit »Ochi« (griech: Oχι = Nein) stimmten, als nationalen Sieg feierten. Esist den meisten Menschen kaum bewusst, wie stark die griechische Geschichte der letztenzwei Jahrhunderte von Fremdbestimmung und wirtschaftlicher Abhängigkeit geprägt war.Der folgende Abriss mag daher zu einem tieferen Verständnis beitragen.
Der Fall Griechenland
Der Fall Griechenland wird in der Öffentlichkeit ganz unterschiedlich wahrgenommen.Wird Griechenland durch die EU-Politik großzügig aus einer selbstverschuldeten Notgerettet oder wird es durch diese in eine immer unglücklicher Lage gebracht? Der vorliegendeArtikel trägt Gründe zusammen, warum die erste Sichtweise nicht trägt und einerwirklichen europäischen Verständigung entgegenlaufen muss.
Was bewog Rudolf Steiner zu seiner im Vortragswerk mehrmals auftauchenden und teilweise recht klar ablehnenden Haltung gegenüber dem Schulungsweg des Yoga? In welchem Kontext stand seine damalige Kritik? Was davon ist heute für den gegenwärtigen Yoga, der im 20. Jahrhundert eine enorme Wandlung durchgemacht hat, noch relevant? Für den Dialog zwischen Anthroposophie und Yoga sind diese Fragen von entscheidender Bedeutung.
Rudolf Steiner bezieht sich in Verbindung mit dem Logos immer wieder auf die vedischen Seher, die weisen Rishis des indischen Altertums. Aus dem Inhalt von deren (mehr als tausend) Hymnen erwähnt er speziell Vâk (oder Vâc), das Wort (im Femininum auch die Göttin des Wortes), sowie Vâcaspati, den Herrn des Wortes. Dieser Artikel will zeigen, dass tatsächlich der gesamte Rig-Veda auf dem Paradigma des Wortes bzw. des Logos gründet. Ich möchte daher die Lesenden zu einer Entdeckungsreise einladen, auf der sie im zunächst Fremden und Neuen auch Altvertrautes antreffen werden. Dabei geht es mir vor allem darum, mit Hilfe meiner eigenen Übersetzungen die Rishis selbst zu Wort kommen zu lassen. Denn allzu oft werden bei dem Wort »Veda« die Urtexte entweder ganz beiseite gelassen und spätere Texte zitiert, oder dem Veda wird etwas zugeordnet, was dort in dieser Form gar nicht vorkommt.
Die inkarnatorische Gebärde im Rig-Veda und ihre Begegnung mit der Anthroposophie
Indische Spiritualität verbindet sich in der Wahrnehmung der westlichen Welt oft mit dem Vorurteil, sie sei von ihren Ursprüngen her auf Erdflucht hin orientiert gewesen. Diese Vorstellung ist auch in anthroposophischen Diskursen verbreitet und erschwert von vorne herein die Begegnung mit dieser Strömung. Im Folgenden möchte ich diese Vorstellung, zumindest was die ältesten Quellen betrifft, entkräften und so in ein Gespräch mit der indischen Spiritualität eintreten. Zu diesem Zweck richte ich die Aufmerksamkeit auf die Wahrnehmung vom Wesen des Denkens, die im Rig-Veda vorausgesetzt wird.2 Gerade diese Wahrnehmung kann einen Zusammenklang mit dem spirituellen Horizont offenbaren, auf den Anthroposophie hinweisen möchte.
Anthroposophische Menschenkunde und indische Philosophie
In diesem Beitrag wird untersucht, wie die Begriffe Manas und Buddhi in der indischen Philosophie gebildet werden, und verglichen, wie diese mit ihren Entsprechungen in der Anthroposophie Rudolf Steiners – Geistselbst und Lebensgeist – zusammenhängen. Dabei zeigt sich, dass die einfache Gleichsetzung Fragen aufwirft, denn zwischen dem indischen Manas und dem anthroposophischen Begriff der Verstandesseele, ebenso zwischen Buddhi und Bewusstseinseele, scheinen die Übereinstimmungen viel deutlicher zu sein.
Die notwendige Ergänzung der Imagination durch die Inspiration
Der folgende Aufsatz möchte auf einige Einseitigkeiten in der Entwicklung der Anthroposophie im 20. Jahrhundert und ihre Ursprünge aufmerksam machen. Sie hängen nach Auffassung des Autors mit dem ungeklärten Verhältnis der Anthroposophie zur östlichen Esoterik zusammen. Der Beitrag zeigt hier einige neue Perspektiven dieses Verhältnisses auf, um dann nach den Möglichkeiten einer Überwindung der in Rede stehenden Einseitigkeiten zu fragen.
Feldforschungen in der Slowakei
Manchmal erschien sie mir wie ein wildes, scheues, ungezähmtes Wesen, vergleichbar einem Tier in freier Wildbahn, dem man sich nur langsam und vorsichtig nähern kann. Sie wirkte wie ein Relikt aus einer vergangenen Zeit, das überdauerte am Rande der Zivilisation und ohne weitere »Kultivierung« seine Eigenart bewahrt hatte.
Albertus Magnus und Joseph Beuys
Es liegt nicht unbedingt auf der Hand, einen Zusammenhang zwischen Albertus Magnus und Joseph Beuys herzustellen. Die Auseinandersetzung mit ihrem Wirken zeigt jedoch, dass beide in der Entwicklung menschlichen Denkens die entscheidende Notwendigkeit ihrer Zeit erkannten; der eine mit seiner Aristoteles-Rezeption und der andere mit seiner Kunst. In der abendländischen Geistesgeschichte wird immer wieder auf die Kraft des Denkens im Unterschied zum Inhalt des Denkens hingewiesen. Ihre gegenseitige Durchdringung ist nicht leicht zu durchschauen, doch bildet die Differenzierung beider Aspekte des Denkens eine entscheidende Grundlage für ein Verständnis, für einen Begriff des Menschen selbst. Wird im Denken eine gegebene Welt (nur) widergespiegelt oder wird die Welt durch das Denken der Menschen im weitesten Sinne hervorgebracht? Heutiges Weltverständnis ist weitgehend von einem mehr passiven Vorstellungsdenken geprägt, das den gegebenen äußeren Verhältnissen letzte Wirklichkeit zuschreibt.
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Wissenschaftler bieten uns heute zwei vollkommen verschiedene Bilder des Lebendigen an: Die einen entdecken die flüssige, kontextbezogene Natur zellulärer und molekularer Prozesse in Organismen aus unzähligen unterschiedlichen Blickwinkeln – und das mit erheblicher Begeisterung. Die anderen vertreten die relativ neue Disziplin der »Synthetischen Biologie«– und verfolgen ebenso mit Begeisterung die Idee, dass Mikroorganismen, Pflanzen, Tiere und Menschen maschinenartige Systeme sind, die aus kontextunabhängigen Teilen bestehen. Synthetische Biologen sprechen davon, Organismen »rational zu entwerfen« (»rational design«) oder »umzukonstruieren« (reengineering), damit sie so funktionieren, wie sie und ihre Geldanleger es für nützlich erachten.
Buchveröffentlichungen zu den Nebenübungen Rudolf Steiners
Positivität und Unvoreingenommenheit in der Gewaltfreien Kommunikation
Im menschlichen Miteinander geht es darum, möglichst lange offen und in der ungetrübten Wahrnehmung zu bleiben. Alles Bisherige an Empfindungen, Gefühlen, Urteilen, Meinungen, Theorien usw. wird beiseite geräumt und den neuen Eindrücken innerlich ein freier Raum gewährt, der möglichst durch nichts anderes verengt oder verdunkelt wird. Alles Bewerten, alles Richtig oder Falsch, Gut oder Schlecht bleibt außen vor. Für Marshall B. Rosenberg heißt dies, »mit dem Göttlichen in sich selbst und in anderen verbunden« zu sein. – Theo Spiekermann beschreibt einige grundlegende Techniken der Gewaltfreien Kommunikation vor dem Hintergrund seiner langjährigen Arbeit mit jugendlichen Menschen.
Die innere Haltung der Erwachsenen als erste Umgebung des Kindes
Selbstschulung, das Erüben seelischer Eigenschaften, gewinnt heute zunehmend an Bedeutung für die eigene Biografie und die Erfüllung gesellschaftlicher Aufgaben, aber auch, um der Rolle als Eltern oder Pädagogen in der Gegenwart überhaupt gerecht werden zu können. Wenn wir als Erziehungsverantwortliche und Entwicklungsbegleiter etwas üben, hat das unmittelbare Auswirkungen auf uns selbst – und damit auch auf die Entwicklung der uns anvertrauten Kinder. Denn das Üben bildet einen Raum, in dem sich Erwachsene und Kinder als gemeinsam Werdende begegnen, um gegenseitig voneinander zu lernen: »Wahrlich, ich sage euch, so ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, werdet ihr nimmermehr in das Reich der Himmel eingehen.«
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Positivität und Unvoreingenommenheit aus psychotherapeutischer Perspektive
Anliegen dieses Beitrages ist es, die von Rudolf Steiner entwickelten sogenannten Nebenübungen zur Positivität und Unvoreingenommenheit aus psychotherapeutischer Sicht zu betrachten. – Wie auch die Hirnforschung bestätigt, interpretieren wir das neu Wahrgenommene zunächst im Sinne bereits vorhandener Gedankenstrukturen, sind also voreingenommen. Seit dem Altertum entwickelt der Mensch Schulungswege, dieser leibvermittelten Subjektivität entgegenzuwirken, im Sinne einer Disidentifikation von Gedanken und Gefühlen. Neuere Psychotherapiemethoden lassen sich vom Buddhismus inspirieren und pflegen eine Schulung der Achtsamkeit, die den Dünger bilden könnte, den die Nebenübungen brauchen, um fruchtbar zu werden. Offensichtlich müssen wir aber unsere naturgegebene Leibgebundenheit erst als solche erfahren und erkennen, bevor wir uns aus ihr herauslösen können. Dieser Aufgabe stellt sich die vom Autor mitentwickelte Schematherapie.
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24 Blickwinkel
Vielleicht ist die Anthroposophie der verwesende Hund. Vielleicht müssen wir positiv auf ihre Transformation blicken lernen. Sie ist nicht, als was sie erscheint. Sie wird erst wieder – neu – sie selbst durch den Blick eines Anderen.
Gibt es einen denkbaren Weg zu Gott, der die Logik zulässt und meine Seele, so wie sie ist, als einzige Bedingung voraussetzt?