Zur Komposition des »Nationalökonomischen Kurses« (12)
Die herkömmliche Volkswirtschaftswissenschaft betrachtet das Geld lediglich im Spannungsfeld von Staat und Wirtschaft. Im ersten Teil des Nationalökonomischen Kurses1 (Vorträge 1 bis 7) entwickelte Rudolf Steiner den qualitativen Geldkreislauf von Zahlen, Leihen und Schenken.2 Dieser erhält seinen Wert durch die Wirksamkeit des Geisteslebens. Im zweiten Teil (Vorträge 8 bis 14) setzt er diesen qualitativen Geldkreislauf in Beziehung zu dem quantitativen, der seinen Wert durch die Wirksamkeit des Wirtschaftslebens erhält. Stephan Eisenhut zeigt in diesem Beitrag, der den elften Vortrag zum Ausgangspunkt nimmt, wie durch den einseitigen Blick auf den quantitativen Geldkreislauf nur an die Niedergangskräfte des sozialen Lebens angeknüpft werden kann. Für die Anknüpfung an die Aufbaukräfte ist hingegen eine Verwandlung des Denkens erforderlich, wie sie durch eine Erarbeitung der Bildbegriffe des Nationalökonomischen Kurses erreicht werden kann. Die Artikelserie kann als Printausgabe oder Pdf-Datei hier bezogen werden:
1. Teil
2. Teil
Eine Mitteilung an die Abonnenten und Leser der Drei
Wege und Metamorphosen der Substanzen im Bienenstock
Können Sie sich drei Milliarden vorstellen? Drei Milliarden Mal Schnuppern an Blüten, Riechen des Duftes, Schmecken des Nektars, Sich-Wälzen im Blütenstaub, Baden in Farben? – Und das alles im hellen Sonnenglanz, in äußerer und mit innerer Wärme? Fragen Sie ein Honigbienenvolk – das kann Ihnen davon erzählen, wie das ist, sich anfühlt, riecht und schmeckt. Wie es innerlich erwärmt und nach außen leuchtet! Drei Milliarden (eine Drei mit neun Nullen) Einzelblütenbesuche machen die Bienen eines starken Bienenvolks in einem Jahr. Wie nebenbei – und das ist der Haupteffekt – bestäuben, befruchten die Bienen die Blüten der Pflanzen und impulsieren sie für ihr zukünftiges Leben. Sie sammeln Blütenstaub und Nektar und bereiten daraus das Bienenbrot und den köstlichen Honig, der uns so wohltut.
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Die technische Handhabung ätherischer Kräfte II
Seit den frühen 60er Jahren ist die von Paul Schatz entwickelte Umstülpungstechnik weltweit im Einsatz. Man kann die Maschinen nachbauen, studieren und weiterentwickeln. Rund 50.000 wurden bis heute produziert. Die anthroposophischen Grundlagen der Turbula und des Oloid sind dagegen kaum erforscht. Im ersten Teil dieser Studie in der letzten Ausgabe wurde die Bedeutung der Umstülpung und ihre Beziehung zum Klangäther betrachtet. Nunmehr stehen der Einsatz der Umstülpungstechnik und die grundlegenden Forschungsbestrebungen von Paul Schatz im Mittelpunkt – auch hier unter intensiver Berücksichtigung von Originaldokumenten.
Versuch einer Selbstverständigung
Die folgenden Überlegungen gehen der im Titel aufgeworfenen Frage in einem Sinn nach, dem das Streiten fern liegt. Die Entscheidung gegen ein »mit« und für ein »ohne Rudolf Steiner« ist ohnehin nicht auf der Grundlage von Wahlfreiheit zwischen »mit« und »ohne« zu treffen. Zudem ist man in Fragen der Gemeinsamkeit – und darin besteht für diesen Fall das Prekäre – auf eine gemeinsame Entscheidung angewiesen. Die Zustimmung des gewählten Partners muss also mitbedacht werden. Daher geht es mir um die Erkundung von Bedingungen und Voraussetzungen, welche aus eigener Erfahrung zu gewinnen sind, um in der Frage nach der Wirklichkeit dieser Gemeinschaft zu einem begründeten Ausblick auf die eigene Lebens- und Erkenntnislage zu gelangen. ...
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Versuch einer Positionierung gegenüber bedrückenden Zeitereignissen
Angesichts der herrschenden Kriege und Konflikte, der Auswüchse des Kapitalismus und der zunehmenden Beschneidung von Freiheit und Indivudualrechten durch den Staat kann man sich schnell ohnmächtig fühlen, denn wir befinden uns stets in der Position des Schwächeren. Ein erster Schritt aus dieser Ohnmacht ist die gedankliche Durchdringung und Einordnung dessen, was geschieht. Dazu kommt die Möglichkeit, sich durch die Schicksale konkret betroffener Menschen berühren zu lassen und so eine seelische Gegenkraft zu entwickeln. Im beharrlichen zivilgesellschaftlichen Engagement können wir aber durchaus auch handelnd die Welt verändern. Bernd Brackmann macht dies an einer Reihe von Beispielen deutlich.
Der US-amerikanische Autor Nathaniel Williams arbeitet vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Krise der westlichen Gesellschaften mit ihrem einseitig verstandenen Individualismus die Wurzeln des amerikanischen Freiheitsideals heraus. Dabei zeigt sich, wie eine Besinnung auf das Ideal der Toleranz, die Rudolf Steiner an einer Stelle auch als Synonym für Positivität gebraucht, zu einem neuen Bewusstsein für die Möglichkeiten einer freien Bildungslandschaft führen kann, die ganz auf das Individuum baut. Nur dadurch kann der Egoismus als Zerrbild der Freiheit durch Solidarität und Vertrauen in die tieferliegenden Kräfte im Menschen überwunden werden.
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Das bedingungslose Grundeinkommen
Enno Schmidts Engagement für das Grundeinkommen orientiert sich sehr konkret am Menschen. Das zeigt sich auch in der Tatsache, dass ihm auf die recht abstrakte Themenformulierung »Der positive und unbefangene Blick auf den Menschen als Grundlage für die Einführung eines Grundeinkommens« zunächst nichts einfallen wollte. Erst auf die ihn tatsächlich betreffende Frage mochte er reagieren. Seine Antwort ist dann zur flammenden Rede angeschwollen, in der er nicht einfach irgendetwas propagiert, sondern zur grundsätzlichen Sinnesänderung aufruft. Dabei wird deutlich, dass ihm das Grundeinkommen weder Meinungssache ist noch Gegenstand einer Diskussion, in der es um »richtig« oder »falsch« geht. Es ist ihm Ausdruck eines sozialen Prozesses, der in der existenziellen Auseinandersetzung mit dieser Idee stattfindet. – Dies ist die Rede eines Künstlers in Aktion, der sich längst von der transzendierenden Fläche des gemalten Bildes und dem Zeit-Räumlichen der plastischen Kunstinstallation im Kunstbetrieb verabschiedet und ganz dem Inaugurieren und der Moderation sozialplastischer Prozesse verschrieben hat. So ist seine Antwort quasi zum performativen Akt geworden, der Grundfragen des Menschseins im konkreten Geschehen auslotet und in Aktion bringt.
Die »Nebenübungen« im Werk Rudolf Steiners
Rudolf Steiner schrieb den »Nebenübungen«, die er in einzelnen Grundschriften öffentlich darstellte und vielfach in internen Zusammenhängen erwähnte, eine ausgleichend-harmonisierende, den moralischen Menschen festigende Wirkung zu. Er empfahl, diesen Organismus von Seelenübungen »neben« den eigentlichen Meditationen – gewissermaßen gleichrangig mit diesen – zu pflegen, damit der Übende sein geistiges Wesen in rechter Weise zur Geburt bringen kann. In den folgenden Ausführungen soll nach dem grundlegenden inneren Gestus, der die Gestalt dieses Organismus kennzeichnet, gesucht werden.
Suchbewegungen zwischen »Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?« und »Die Geheimwissenschaft im Umriss«
Der spirituelle Weg, wie ihn Rudolf Steiner seit den Aufsätzen Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? auch öffentlich dargestellt hat, ist ohne moralische Schulung nicht fruchtbar zu beschreiten. Dazu gab er eine Reihe von Übungen an, die er in internen Zusammenhängen öfter auch »Nebenübungen« genannt hat. Doch wie ist diese moralische Schulung im Näheren beschaffen? Wie verträgt sie sich mit dem in der Philosophie der Freiheit entwickelten ethischen Individualismus? Wie verhalten sich Erkenntnis und Moral zueinander und wie wandelt sich dieses Verhältnis in Steiners Schriften zwischen 1904 und 1909? Dabei berücksichtigt die Autorin auch die Rückschauübung sowie fünf weitere, bisher kaum beachtete Nebenübungen aus der Geheimwissenschaft zur Inspiration durch Gleichmaß und Gleichgewicht der Seelenkräfte. Erst vor diesem Hintergrund werden Erkenntnis und Moral zu zwei Seiten einer Wirklichkeit.
Wege zu einer Kultur der Positivität
Wenn Kindheit und Jugend vorüber sind, ist es meistens mit dem »Tollfinden« nicht mehr so einfach. Das Gegenteil fällt leichter. Viele Menschen sind froh, wenn sie nicht in geradezu depressive Zustände verfallen. Folgt man einschlägigen Andeutungen in der griechischen Mythologie, so hängt die zunehmende konstitutionelle Traurigkeit mit dem zusammen, was das Alte Testament den »Sündenfall« nennt: mit dem Übergang des Menschen aus ursprünglich götternahen Lebensbereichen (»goldenes Zeitalter«) in ein »eisernes« Zeitalter, in dem die Kinder schon mit »grauen Schläfen« geboren werden und in dem Antisozialität, Undankbarkeit, Unrecht, Neid und Täuschung herrschen. Hesiod hat das im 7. Jahrhundert vor Christus als Zukunftsaussicht beschrieben! – Soziologen unserer Zeit heben hervor, dass uns das Leben in einer zunehmenden Selbstbestimmung, wie wir sie seit einigen Jahrzehnten verstärkt zu lernen haben, permanent überfordert und unsere Stimmung eintrübt. Ein möglicher Zusammenhang beider Gesichtspunkte ist nicht von der Hand zu weisen: Abnahme der Spiritualität und Zunahme einer ambivalenten Eigenständigkeit waren bisher, langfristig gesehen, offenbar Parallelerscheinungen. – Von der gegenläufigen Bemühung, die Eigenständigkeit des Einzelnen künftig durch eine zunehmende Spiritualität zu stärken, handelt dieser Aufsatz. Die Haltung der Positivität ist ein bedeutendes Eingangstor zu einem solchen »spirituellen Individualismus«.
Die Toleranz relativiert zwar die eigene Position und stülpt diese nicht unhinterfragt über den Anderen, aber gleichzeitig setzt sie die Wirklichkeit des Anderen außer Kraft. Und mit der Andersheit zugleich auch das Neue und das Kommende.
Skizze einer Philosophie der »Positivität« und »Unbefangenheit«
Hier, am Ort der Gastfreundschaft, ereignet sich die Ansprache. Das andere Selbst hört das Andere selbst. Das kann nur dasjenige Selbst, das zum Anderen als Anderem kommt. Das ist das »andere Selbst« oder »Geistselbst«. Nur das andere Selbst erreicht das Andere selbst.
Gibt es einen denkbaren Weg zu Gott, der die Logik zulässt und meine Seele, so wie sie ist, als einzige Bedingung voraussetzt?
24 Blickwinkel
Vielleicht ist die Anthroposophie der verwesende Hund. Vielleicht müssen wir positiv auf ihre Transformation blicken lernen. Sie ist nicht, als was sie erscheint. Sie wird erst wieder – neu – sie selbst durch den Blick eines Anderen.
Positivität und Unvoreingenommenheit aus psychotherapeutischer Perspektive
Anliegen dieses Beitrages ist es, die von Rudolf Steiner entwickelten sogenannten Nebenübungen zur Positivität und Unvoreingenommenheit aus psychotherapeutischer Sicht zu betrachten. – Wie auch die Hirnforschung bestätigt, interpretieren wir das neu Wahrgenommene zunächst im Sinne bereits vorhandener Gedankenstrukturen, sind also voreingenommen. Seit dem Altertum entwickelt der Mensch Schulungswege, dieser leibvermittelten Subjektivität entgegenzuwirken, im Sinne einer Disidentifikation von Gedanken und Gefühlen. Neuere Psychotherapiemethoden lassen sich vom Buddhismus inspirieren und pflegen eine Schulung der Achtsamkeit, die den Dünger bilden könnte, den die Nebenübungen brauchen, um fruchtbar zu werden. Offensichtlich müssen wir aber unsere naturgegebene Leibgebundenheit erst als solche erfahren und erkennen, bevor wir uns aus ihr herauslösen können. Dieser Aufgabe stellt sich die vom Autor mitentwickelte Schematherapie.
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Die innere Haltung der Erwachsenen als erste Umgebung des Kindes
Selbstschulung, das Erüben seelischer Eigenschaften, gewinnt heute zunehmend an Bedeutung für die eigene Biografie und die Erfüllung gesellschaftlicher Aufgaben, aber auch, um der Rolle als Eltern oder Pädagogen in der Gegenwart überhaupt gerecht werden zu können. Wenn wir als Erziehungsverantwortliche und Entwicklungsbegleiter etwas üben, hat das unmittelbare Auswirkungen auf uns selbst – und damit auch auf die Entwicklung der uns anvertrauten Kinder. Denn das Üben bildet einen Raum, in dem sich Erwachsene und Kinder als gemeinsam Werdende begegnen, um gegenseitig voneinander zu lernen: »Wahrlich, ich sage euch, so ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, werdet ihr nimmermehr in das Reich der Himmel eingehen.«
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Positivität und Unvoreingenommenheit in der Gewaltfreien Kommunikation
Im menschlichen Miteinander geht es darum, möglichst lange offen und in der ungetrübten Wahrnehmung zu bleiben. Alles Bisherige an Empfindungen, Gefühlen, Urteilen, Meinungen, Theorien usw. wird beiseite geräumt und den neuen Eindrücken innerlich ein freier Raum gewährt, der möglichst durch nichts anderes verengt oder verdunkelt wird. Alles Bewerten, alles Richtig oder Falsch, Gut oder Schlecht bleibt außen vor. Für Marshall B. Rosenberg heißt dies, »mit dem Göttlichen in sich selbst und in anderen verbunden« zu sein. – Theo Spiekermann beschreibt einige grundlegende Techniken der Gewaltfreien Kommunikation vor dem Hintergrund seiner langjährigen Arbeit mit jugendlichen Menschen.
Buchveröffentlichungen zu den Nebenübungen Rudolf Steiners
Wissenschaftler bieten uns heute zwei vollkommen verschiedene Bilder des Lebendigen an: Die einen entdecken die flüssige, kontextbezogene Natur zellulärer und molekularer Prozesse in Organismen aus unzähligen unterschiedlichen Blickwinkeln – und das mit erheblicher Begeisterung. Die anderen vertreten die relativ neue Disziplin der »Synthetischen Biologie«– und verfolgen ebenso mit Begeisterung die Idee, dass Mikroorganismen, Pflanzen, Tiere und Menschen maschinenartige Systeme sind, die aus kontextunabhängigen Teilen bestehen. Synthetische Biologen sprechen davon, Organismen »rational zu entwerfen« (»rational design«) oder »umzukonstruieren« (reengineering), damit sie so funktionieren, wie sie und ihre Geldanleger es für nützlich erachten.
Albertus Magnus und Joseph Beuys
Es liegt nicht unbedingt auf der Hand, einen Zusammenhang zwischen Albertus Magnus und Joseph Beuys herzustellen. Die Auseinandersetzung mit ihrem Wirken zeigt jedoch, dass beide in der Entwicklung menschlichen Denkens die entscheidende Notwendigkeit ihrer Zeit erkannten; der eine mit seiner Aristoteles-Rezeption und der andere mit seiner Kunst. In der abendländischen Geistesgeschichte wird immer wieder auf die Kraft des Denkens im Unterschied zum Inhalt des Denkens hingewiesen. Ihre gegenseitige Durchdringung ist nicht leicht zu durchschauen, doch bildet die Differenzierung beider Aspekte des Denkens eine entscheidende Grundlage für ein Verständnis, für einen Begriff des Menschen selbst. Wird im Denken eine gegebene Welt (nur) widergespiegelt oder wird die Welt durch das Denken der Menschen im weitesten Sinne hervorgebracht? Heutiges Weltverständnis ist weitgehend von einem mehr passiven Vorstellungsdenken geprägt, das den gegebenen äußeren Verhältnissen letzte Wirklichkeit zuschreibt.
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Feldforschungen in der Slowakei
Manchmal erschien sie mir wie ein wildes, scheues, ungezähmtes Wesen, vergleichbar einem Tier in freier Wildbahn, dem man sich nur langsam und vorsichtig nähern kann. Sie wirkte wie ein Relikt aus einer vergangenen Zeit, das überdauerte am Rande der Zivilisation und ohne weitere »Kultivierung« seine Eigenart bewahrt hatte.
Die notwendige Ergänzung der Imagination durch die Inspiration
Der folgende Aufsatz möchte auf einige Einseitigkeiten in der Entwicklung der Anthroposophie im 20. Jahrhundert und ihre Ursprünge aufmerksam machen. Sie hängen nach Auffassung des Autors mit dem ungeklärten Verhältnis der Anthroposophie zur östlichen Esoterik zusammen. Der Beitrag zeigt hier einige neue Perspektiven dieses Verhältnisses auf, um dann nach den Möglichkeiten einer Überwindung der in Rede stehenden Einseitigkeiten zu fragen.
Anthroposophische Menschenkunde und indische Philosophie
In diesem Beitrag wird untersucht, wie die Begriffe Manas und Buddhi in der indischen Philosophie gebildet werden, und verglichen, wie diese mit ihren Entsprechungen in der Anthroposophie Rudolf Steiners – Geistselbst und Lebensgeist – zusammenhängen. Dabei zeigt sich, dass die einfache Gleichsetzung Fragen aufwirft, denn zwischen dem indischen Manas und dem anthroposophischen Begriff der Verstandesseele, ebenso zwischen Buddhi und Bewusstseinseele, scheinen die Übereinstimmungen viel deutlicher zu sein.
Die inkarnatorische Gebärde im Rig-Veda und ihre Begegnung mit der Anthroposophie
Indische Spiritualität verbindet sich in der Wahrnehmung der westlichen Welt oft mit dem Vorurteil, sie sei von ihren Ursprüngen her auf Erdflucht hin orientiert gewesen. Diese Vorstellung ist auch in anthroposophischen Diskursen verbreitet und erschwert von vorne herein die Begegnung mit dieser Strömung. Im Folgenden möchte ich diese Vorstellung, zumindest was die ältesten Quellen betrifft, entkräften und so in ein Gespräch mit der indischen Spiritualität eintreten. Zu diesem Zweck richte ich die Aufmerksamkeit auf die Wahrnehmung vom Wesen des Denkens, die im Rig-Veda vorausgesetzt wird.2 Gerade diese Wahrnehmung kann einen Zusammenklang mit dem spirituellen Horizont offenbaren, auf den Anthroposophie hinweisen möchte.
Rudolf Steiner bezieht sich in Verbindung mit dem Logos immer wieder auf die vedischen Seher, die weisen Rishis des indischen Altertums. Aus dem Inhalt von deren (mehr als tausend) Hymnen erwähnt er speziell Vâk (oder Vâc), das Wort (im Femininum auch die Göttin des Wortes), sowie Vâcaspati, den Herrn des Wortes. Dieser Artikel will zeigen, dass tatsächlich der gesamte Rig-Veda auf dem Paradigma des Wortes bzw. des Logos gründet. Ich möchte daher die Lesenden zu einer Entdeckungsreise einladen, auf der sie im zunächst Fremden und Neuen auch Altvertrautes antreffen werden. Dabei geht es mir vor allem darum, mit Hilfe meiner eigenen Übersetzungen die Rishis selbst zu Wort kommen zu lassen. Denn allzu oft werden bei dem Wort »Veda« die Urtexte entweder ganz beiseite gelassen und spätere Texte zitiert, oder dem Veda wird etwas zugeordnet, was dort in dieser Form gar nicht vorkommt.
Was bewog Rudolf Steiner zu seiner im Vortragswerk mehrmals auftauchenden und teilweise recht klar ablehnenden Haltung gegenüber dem Schulungsweg des Yoga? In welchem Kontext stand seine damalige Kritik? Was davon ist heute für den gegenwärtigen Yoga, der im 20. Jahrhundert eine enorme Wandlung durchgemacht hat, noch relevant? Für den Dialog zwischen Anthroposophie und Yoga sind diese Fragen von entscheidender Bedeutung.