»Welches Bild oder welchen Begriff verbindest Du augenblicklich – ohne darüber auch nur wenige Sekunde zu reflektieren – mit Deiner Erfahrung ›Ich bin Ich‹/›Ich Ich‹?«Diese Frage stelle ich seit mehreren Jahren möglichst jedes Mal am Beginn meiner Ausführungen, wenn ich in einer Schule – in Italien ist Philosophie in vielen Richtungen der Oberstufe Pflichtfach, und die Kollegien der Schulen kooperieren gerne und fruchtbar mit den Universitäten – oder in einem Anfängerkurs an der Universität mit den jungen Zuhörenden ein Thema vertiefen will, das mit der Philosophie des Bewusstseins, des Ich, des Selbst zusammenhängt. Und ich widme den Antworten stets mindestens 15 Minuten.Eine erfreulich schöne Überraschung sind, vom Anfang dieses »Experimentes« an, die mir geschenkten Antworten. Denn bisher hat in der Tat niemand mit der eigenen Ich-Erfahrung jenes Bild verbunden, das in herkömmlichen akademischen und außerakademischen Diskursen das Ich/Selbst betreffend vorausgesetzt wird. Niemand hat nämlich augenblicklich auf einen verortbaren Punkt innerhalb der eigenen leiblichen Gestalt hingewiesen, der sich als von der äußeren Welt abgegrenzt und in einer ausschließlich eigenen Erste-Person-Perspektive, gleichsam wie in einem Tunnel eingekapselt, empfinden würde; niemand hat bisher, anders gesagt, das Bild des Ich/Selbst als atomistisch verortbaren Punkt evoziert, von dem ausgehend so viele mehr oder weniger populäre wissenschaftliche, philosophische und spirituelle Ansätze der Ich-Erfahrung einen beschränkten Wert zuschreiben, sie mit einer zu überwindenden Perspektive verbindend. Als Beispiele der Bilder und Begriffe, die von den jungen Zuhörenden evoziert wurden, seien hier genannt: Ein Gesicht; eine warme und lichtvolle Leere; eine ungreifbare, jedoch positiv gegenwärtige Leere; Stille; ein (positives) Nichts; ein Kreis; eine Erfahrung des Innen und Außen zugleich. Das bisher interessanteste, komplexeste Bild wurde erst vor wenigen Wochen von einer Schülerin wirklich blitzartig wie folgt charakterisiert: »Eine leuchtende Sphäre!« – wobei die Schülerin diese Formulierung durch eine pulsierende Gebärde des Ballens und Spreizens mit den beiden Händen begleitete, mithin das Bild einer pulsierend leuchtenden, intrinsisch dynamischen Sphäre hervorrufend.