Thomas von Aquin? Finsteres Mittelalter, 13. Jahrhundert, hat mit uns nichts mehr zu tun. So werden viele Menschen denken, die sich noch nicht eingehender mit dieser Individualität beschäftigt haben. Die Zeit der Scholastik steht heute ebenfalls in einem schlechten Ruf. Selten wohl fragt sich jemand, warum man nach so langer Zeit immer noch von Thomas von Aquin spricht. Vielleicht hat man von seiner ›Summa Theologica‹ gehört und von seinem starken Einfluss besonders in der katholischen Kirche, die damals begann, Häretiker zu verfolgen. Es war die Zeit, in der die Schriften des griechischen Philosophen Aristoteles (384–322 v. Chr.) wiederentdeckt wurden, die über die Araber zurück nach Europa gekommen waren. Bekannt sind der Philosoph Siger von Brabant (1240–1280) und der Hl. Franziskus, der den Orden der Franziskaner ins Leben rief. Ein Bettelorden, wie der 1216 von Dominikus (1170–1221) begründete Dominikanerorden. Auf einem hohen, kegelförmigen Berg bei der Stadt Cassino in Latium liegt das Benediktinerkloster Montecassino. Von der Terrasse schauen wir durch luftige Arkaden auf das umgebende Land. Nahebei erinnern viele Soldatenfriedhöfe an die schweren Kämpfe um den Berg im Zweiten Weltkrieg. Das Kloster wurde dabei weitgehend zerstört, bald jedoch wieder aufgebaut. Die weitere Aussicht auf das Land ist atemberaubend. Westlich im Mittagsdunst der bergigen Landschaft liegt Aquino, mehr zu ahnen als zu sehen, und einige Kilometer dahinter die Burg Roccasecca (trockener Fels), wo Thomas von Aquin um Neujahr 1225 geboren wurde und die nur noch eine Ruine ist.