Der nachfolgende Text führt in essayistischer Art – die immer wieder übergeht in meditativ vertiefte Gedanken- und Erlebnisformen – einen Weg, durch den ein inneres Hinblicken und fühlendes Erkennen der Wirksamkeit und weltumspannenden Macht Ahrimans möglich wird. Das wirkliche Erkennen bildet schon einen Widerstand, der sein Vorbild findet in Widar, dem schweigenden Asen aus der Edda. Dieses Hinblicken, Teilnehmen und zugleich Widerstehen wird schließlich so intensiv, dass sich am Ende etwas umwenden kann. Das geschieht durch das Unvorhersehbare und Neue, das sich zwischen den Menschen ereignet.
Am 9. Mai (dem 99. Geburtstag von Sophie Scholl) war ich zum dritten Mal auf der Stuttgarter Demonstration für die Aufhebung der Corona-Maßnahmen und die Wiederherstellung der Grundrechte. Trotzdem bin ich kein Verschwörungstheoretiker. Ich bin auch kein kategorischer Impfgegner, trage keinen Aluhut, rechne mich weder zum rechten noch zum linken Rand des politischen Spektrums, bezeichne mich im üblichen Sinne nicht als »Esoteriker« und bin auch kein Antisemit.
Zum Nicht-Verstehen der Lage im Nahen Osten
Schon zu Beginn dieses Aufsatzes lässt sich ein Widerspruch nicht vermeiden. Jeglicher Bericht, der seit dem 7. Oktober letzten Jahres über dessen Folgen geschrieben wird, beginnt nämlich mit einer kurzen Wiederholung im Sinne von: »Zuerst überfielen Hamas-Kämpfer (bzw. Terroristen) israelische Siedlungen, verbrannten Häuser, töteten 1.200 Menschen und nahmen einige als Geiseln. Daraufhin überfiel das israelische Militär den Gazastreifen, hinterließ unfassbare Zerstörungen und tötete etwa 30.000 Palästinenser.« Dann folgt eine Stellungnahme, je nach Verfasser der einen oder der anderen leidenden respektive Leid erzeugenden Partei sich zuneigend. Ich wollte ja nicht so beginnen – und dennoch tat ich es.
Zwei Bücher zur Medien-Krise
Im vergangen Jahr sind zwei Bücher erschienen, die auf seriöse, wissenschaftlich fundierte Art und Weise die Ursachen des zunehmenden Misstrauens untersuchen, das viele Menschen gegenüber den Mainstream-Medien empfinden: ›Mainstream – Warum wir den Medien nicht mehr trauen‹ von Uwe Krüger und ›Lückenpresse – Das Ende des Journalismus, wie wir ihn kannten‹ von Ulrich Teusch.*
Hintergründe eines Desasters
Anfang Mai, während ihres Besuchs in den sogenannten Sahel-Staaten, machte Bundeskanzlerin Angela Merkel eine geradezu sensationelle Bemerkung über das von andauerndem Bürgerkrieg gezeichnete Libyen, die in den deutschen Medien allerdings kaum Beachtung erfuhr. »Deutschland fühle eine Mitverantwortung für die Lage in dem afrikanischen Staat,« berichtete die Agentur Reuters, »weil es sich im UN-Sicherheitsrat 2011 bei der Abstimmung über die westlichen Militärintervention trotz Zweifeln enthalten habe. ›Immer wenn man etwas nicht verhindern kann, hat man auch eine Verantwortung dafür‹, sagte Merkel.«
1ère Partie: De l’importance des élections présidentielles françaises de 2017
Cet été Alain Morau a exposé à la Rédaction de Die Drei ses observations sur les élections françaises et son évaluation des arrières-plans de celles-ci. Il en est résulté un dialogue franco-allemand avec Stephan Eisenhut, dont nous voulons présenter le résultat en deux parties. Dans la première partie le regard se porte sur les circonstances de l’élection présidentielle et sur les réseaux agissant en coulisse. L’exemple d’un parti français parfaitement inconnu est exposé pour montrer que les courants politiques défendant la souveraineté de la France contre une stratégie européenne établie de longue date n’ont aucune chance de se faire entendre auprès du grand public. La seconde partie développera l’opposition historique entre Charles de Gaulle et Jean Monet puis la mise en place de la politique de construction de l’UE par la dissolution systématique de la souveraineté des Etats.
2ère Partie:«Europe des États» ou bien «Europe des élites»?
Zur medialen Vermittlung der Corona-Krise
Weltweit begleiten seit über einem Jahr verschiedenste Medien die Verbreitung des SARSCoV-2-Virus, symbolisiert durch ein Stachelkugelmodell. Diese Berichterstattung empfanden nicht wenige Menschen in Deutschland als einseitig, bisweilen sogar als verstörend. Tatsächlich scheint es das emphatisch Betonte, das selektiv Dargestellte zu sein, mithin die Technik der Berichterstattung, was bisweilen von Angst, Sorge und Trotz getriebene Proteste hervorgerufen hat. Häufig wurden Ereignisse mit einer Fokussierung auf negative Details wiedergegeben, die entsprechende Rückschlüsse auf das Ganze suggerierten. Bei dieser Methode, in der Rhetorik als pars pro toto bezeichnet, werden z.B. auffällige Teilnehmer einer Demonstration von Journalisten mit Fragen konfrontiert – häufig in einem Kontext, der eine echte Verständigung verhindert. Die Angesprochenen fühlen sich provoziert, reagieren abweisend, sogar aggressiv. Die gescheiterte Kommunikation wird dann als Nachweis einer Verständigungsunfähigkeit seitens der Demonstrierenden verbreitet, auch in satirischer Weise, ergänzt durch eine Pathologisierung der Betroffenen – wodurch der Eindruck entsteht, dass der Protest gegen Corona-Schutzmaßnahmen vorwiegend psychisch und mental instabile Menschen anziehe. Flankierend sind sogar Ratgeber zum psychologisch geschickten Umgang mit Menschen entstanden, die der Corona-Politik der Regierung nicht fraglos folgen möchten.
In der Schweiz findet am 10. Juni 2018 eine Volksabstimmung über die Frage statt, wer in Zukunft den Franken herstellen soll: private Banken oder die Nationalbank. Initiiert wurde die Abstimmung von der »Vollgeld-Initiative«. Mit dem Vollgeld würde das Geld einen Charakter bekommen, der einer kooperativen Weltwirtschaft entgegenläuft. Was wir brauchen, ist nicht ein staatliches Vollgeld, sondern ein aus den wirtschaftlichen Verhältnissen heraus geschaffenes Verrechnungsgeld.
Zur gegenwärtigen Aufarbeitung der Corona-Politik – Teil I
Wo. wie und mit wem findet die Aufarbeitung der schwersten Krise der Menschheit seit dem Zweiten Weltkrieg heute statt? In Deutschland bislang nur sehr zögerlich bis gar nicht in Österreich nur partiell. und in der Schweiz ähnlich wie in Deutschland ebenfalls nur zögerlich bis gar nicht1 In dem vorliegenden zweiteiligen Essay werden zwei Versuche zur Aufarbeitung der Corona-Krise im deutschsprachigen Raum genauer untersucht verbunden mit der Frage: Was sagt uns diese Art der Bewältigung der Corona-Krise über den gegenwärtigen Bewusstseinszustand der Menschen in Mitteleuropa, und welche Konsequenzen ergeben sich daraus?
Das kürzlich vorgelegte Klimaschutzpaket lässt sich nicht anders als ironisch kommentieren. Was als Endziel der CO2-Bepreisung vorgestellt wird, ist eine politische Verhaltenstherapie zur Modifikation der Volksseele. Offenbar soll die Bevölkerung nun mit sanfter Gewalt wie Herdenvieh in die richtige Richtung gelenkt werden. Die zunächst vertagte, aber dann doch irgendwann – wenn’s die Leute vielleicht wieder vergessen haben – kommende Gebührenordnung ist so prozessual eingerichtet wie ein Naturgeschehen: eine allmählich ansteigende finanzielle Belastung, an die man sich gewöhnen wird wie an die zunehmende Hitze. Wirtschaft und Industrie werden ebenso gelenkt. Solange sich der Schaden noch rechnet, wird weiter mit Emissionen gehandelt. Die Kosten-Nutzen-Bilanz soll von selbst dafür sorgen, dass neue und erdfreundliche Technologien hervorgebracht werden. Das ist das Naturgesetz des Marktes, das sich ja schon in der Vergangenheit als so segensreich erwiesen hat.
Eine Besichtigung
»Global gesehen ist die Coronakrise jedoch, wenn man den Prozentsatz der betroffenen Weltbevölkerung betrachtet, [bisher] eine der am wenigsten tödlichen Pandemien, die die Welt in den letzten 2000 Jahren erlebt hat. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden die Folgen von Covid-19 in Bezug auf Gesundheit und Mortalität im Vergleich zu früheren Pandemien relativ gering sein, es sei denn, die Pandemie entwickelt sich noch auf unvorhersehbare Weise.« Nach fast 300 Seiten, auf denen uns Klaus Schwab und Thierry Malleret die Ungeheuerlichkeit der Pandemie erklärt haben, ziehen sie in ihrem Buch ›COVID-19: Der große Umbruch‹ (Originaltitel: ›COVID-19: The Great Reset‹) im Kapitel ›Schlussfolgerung‹ diese Bilanz. Ist das zu verstehen? Und wenn ja, wie?
Manipulative Medienpädagogik auf dem Vormarsch
Am 5. Juli 2022 stimmte das EU-Parlament dem ›Digital Services Act‹ zu. Die dramatischen Folgen für die Möglichkeiten freier Meinungsbildung und -äußerung habe ich hier bereits aufgezeigt. Die meisten der damit beschlossenen Maßnahmen treffen jegliche Art von »Falschbehauptung« – unabhängig davon, ob sie absichtlich oder unabsichtlich getätigt wurde, und ob sie legal oder illegal ist. Von solchen »Falschbehauptungen« im Allgemeinen unterscheidet die EU-Kommission jedoch gezielte »Desinformationen«. Diese seien Elemente der »hybriden Kriegsführung« seitens Russlands. Mit dieser Argumentation werden NATO, Bundeswehr und Geheimdienste bereits seit 2015 am »Kampf« gegen »Fake-News« beteiligt. Welche Volksmeinungen die Wahrheitskrieger aktuell als das Werk Wladimir Putins verstanden wissen wollen, kann der Datenbank der ›East Strat-Com Task Force‹ entnommen werden.
Vielleicht ist es so, dass das gemeinsame Leiden an unserer Verschiedenheit so stark geworden ist, dass wir letztere nicht länger als Quell der Humanität nutzen können, sondern ausbaden in tödlicher Zersetzung. Von der Virusentzweiungsdiskussion mit einem Freund bis hin zur großen Weltpolitik: Blöcke! Überall Blöcke. Fraktionen, die sich unversöhnlich gegenüberstehen. Wer das nicht will, steht ganz im Abseits, allein auf sich gestellt. Das ist auch kein menschenwürdiger Zustand. Ich suche Hilfe dort, wo ich sie immer suche, in der einigenden Ideenwelt. Diese Formulierung stammt aus der ›Philosophie der Freiheit‹.
Anmerkungen zum Literaturnobelpreisträger Peter Handke
Als bekannt wurde, dass der österreichische, nahe Paris lebende Schriftsteller Peter Handke mit dem Literaturnobelpreis 2019 ausgezeichnet werden sollte, hagelte es Kritik an dieser Entscheidung der Schwedischen Akademie. Der US-amerikanische Autorenverband P.E.N. zeigte sich .sprachlos. über die Auswahl und beklagte, mit Handke werde einem Schriftsteller der Literaturnobelpreis verliehen, der »historische Wahrheiten« untergrabe und den »Ausführenden eines Genozids Beistand geleistet« habe. Ähnlich äußerte sich der Preisträger des Deutschen Buchpreises Sasa Stanisić in seiner ›Wut-Dankesrede‹, indem er Handkes Auslassungen in Texten wie ›Sommerlicher Nachtrag zu einer winterlichen Reise‹ (1996), ›Unter Tränen fragend‹ (2000) und ›Die Tablas von Daimiel‹ (2005) einen Hang zur Lüge attestierte. Überhaupt kam im Vorfeld der Verleihung des Buchpreises eine Debatte in Gang, die zum einen wie eine Neuauflage und Kopie verschiedenster Handke-Debatten der Vergangenheit anmutete, und zum anderen mehr oder minder unfreiwillig Argumentationsmuster und Diffamierungsstrategien freilegte, auf die Handke in seinen die Jugoslawienfrage tangierenden Schriften immer wieder hingewiesen hat. Denn Handkes Analyse der medialen Berichterstattung über dieses Thema und ihrer suggestiv-manipulativen Mechanismen in Wort und Bild scheint der wahre – und zugleich lässig ignorierte – Grund zu sein, weshalb sich seine Kritiker an ihm abarbeiteten und den alten Vorwurf einer angeblichen Unterstützung des »Schlächters Milosević« reproduzierten.
Warum wir die Zukunft nicht »lernenden Maschinen« überlassen dürfen
Die Gegenwartsdiskussion wird bestimmt vom Klimawandel, der Migration, der Energiewende – doch wer genauer hinliest, der erkennt, dass ein Thema gewissermaßen nach vorne geschrieben wird, und nicht mehr nur im Wirtschaftsteil: Es geht um »Künstliche Intelligenz«. Zu fragen ist dabei, ob der aktuell auflebende Kampf zwischen menschlicher und »Künstlicher Intelligenz« für die Menschheit eine gelingende Zivilisation ermöglichen wird. Zweifelsohne, es ist unsere eigene, menschliche Intelligenz, die wir angewandt haben, um den Computer, die digitale Maschine, zu entwerfen, zu entwickeln und zu bauen. Längst haben wir begonnen, unsere Intelligenz in Maschinen hineinzubringen. Wir nennen sie »Künstliche Intelligenz«, eine kalte Intelligenz, die nun dazu übergeht, sich selbstständig zu machen, sich uns entgegenzustellen. Daran wird auch eine neu zu entwickelnde KI-Sicherheitspolitik nichts ändern können. Wir haben darüber nachzudenken, wie lange wir noch fähig sind, diese immer mächtiger werdende Maschine mit ihrer wesensfremden Intelligenz unter unserer Kontrolle zu halten.
Beobachtungen auf der ›documenta 14‹ in Athen
»Hiermit trete ich aus der Kunst aus.« Joseph Beuys – Hiermit schließe ich mich dem vorangestellten Aktionssatz an. Es ist Zeit, Stellung zu beziehen. Was soll man anfangen mit einer Kunstveranstaltung, die als Parallelwelt fungiert – und keine Wärme, keine Zähmung, nichts an die wildfremde Wirklichkeit abgibt, dies aber zuvor ausdrücklich als ihr Anliegen formuliert: »In der Echtzeit, in der echten Welt zu agieren, in der wir leben wollen«? Die Rede ist von der ›documenta 14‹, deren erster Teil dieses Jahr in Athen stattfand. Ich war dort, ich kam, mich berühren zu lassen, denn: »Ich liebe Griechenland und Griechenland liebt mich«. Darum werde ich versuchen nicht mit einer Silbe abzuweichen in der Beschreibung dessen, was wirklich der Fall war.
100 Jahre Dreigliederung und eine Tagung in Stuttgart
Wir leben in Zeiten, in denen sich Verhältnisse, die lange zu tragen schienen, als brüchig erweisen. Selbst in Ländern, wo dies nicht zu erwarten war, hat die Konsensfähigkeit von Leitbildern wie Menschenrechte und Demokratie abgenommen. Gespenster der Vergangenheit regen sich. Die Demokratie blieb zwar auch bisher unvollendet, doch so bedroht wie heute war sie lange nicht. Die Verarmung gesellschaftlicher Randschichten und Abstiegsängste der Mittelschicht bieten Angriffspunkte für Demagogen. Ungerechte Eigentumsverhältnisse, Mietwucher und Bodenspekulation treffen viele Menschen schwer. Jugendliche vermissen Perspektiven, Alte fürchten um ihre Einkommenssicherheit. Nationale Egoismen beschädigen bzw. zerstören ein friedliches Miteinander in weiten Teilen der Welt. Der Klimawandel sowie der Umgang mit Digitalisierung und künstlicher Intelligenz sind weitere Herausforderungen, vor denen wir im 21. Jahrhundert stehen.
Eine (nicht nur) politische Betrachtung zur Jahreswende
Es ist jetzt sechs Jahre her, dass Siegfried Woitinas (1930–2014) seinen letzten Leitartikel für das Programmheft des von ihm mitbegründeten Forum 3 in Stuttgart verfasste, der den aufrüttelnden Titel ›Zeit der Entscheidung‹ trug. Obwohl ich diesen Essay damals – ich arbeitete selbst im Forum 3 und konnte mich mit Siegfried unmittelbar austauschen – durchaus mit eigenen Beobachtungen in Verbindung zu bringen vermochte, hatte ich keine Ahnung, als wie prophetisch er sich noch erweisen sollte. Das hatte auch damit zu tun, dass die weltpolitische Lage zu jener Zeit vergleichsweise idyllisch wirkte: Barack Obama war gerade wiedergewählt worden, Angela Merkels zweite Legislaturperiode neigte sich ihrem einschläfernden Ende zu, im Elysée-Palast residierte ein farbloser Sozialdemokrat namens François Hollande und in der Downing Street führte mit David Cameron ein europafreundlicher Konservativer die Geschäfte. Auch Wladimir Putin hatte soeben eine weitere Amtszeit als Präsident angetreten, doch mit der Krim verband man damals allgemein nicht mehr als Sekt.
Goetheanistische Betrachtungen aus Afrika IV
Die 7-jährigen Zwillinge Fynn und Orin aus unserer kleinen Reisegruppe wissen immer, wie alt die hinterlassenen Bollen der Elefanten sind. Je dunkler, feuchter und verbackener, desto jünger; je heller, trockener und auseinandergefallener, desto älter. Trotz vieler Mopane-Bäume – der Hauptnahrung der Wüstenelefanten – und der Losungen, denen wir fast überall begegnen, bekommen wir aber keine Elefanten zu Gesicht. Das Flussbett weitet sich, größere Bäume gesellen sich dazu und der Mopane weicht dichtem, struppigem Gebüsch.
Impressionen vom schwedischen Sonderweg
Kann man allen Ernstes in diesen Zeiten nach Schweden in den Urlaub fahren? Soll man das gebuchte Ferienhaus stornieren, nur weil einige Wochen vor Abfahrt im Raum stand, dass jeder Schwedenurlaub-Heimkehrer in vierzehntägige Quarantäne muss, da die Fallzahlen dort angeblich stark angestiegen seien?
Anthropomorphe und kryptoreligiöse Motive des Transhumanismus
»Die Wissenschaft denkt nicht«: Dieser starke Satz Martin Heideggers kam mir schon während meiner Studienzeit in München des Öfteren in den Sinn, wenn mein anfänglicher Respekt vor Mathematik- oder Physikstudenten bei gemeinsamen Verständnisbemühungen in Philosophie-Arbeitskreisen wie Butter in der Sonne dahinschmolz. Gerade neuerdings drängte sich mir der Satz erneut auf, diesmal aber nicht angesichts verzeihlicher studentischer Unreife, sondern angesichts eines Artikels mit dem Titel ›Unsere Nachfahren werden Maschinen sein‹, der am 23. Oktober in der ›Neuen Zürcher Zeitung‹ erstmals in deutscher Übersetzung ganzseitig publiziert wurde. Bei seinem Autor, Martin Rees, handelt es sich jedoch nicht um einen wissenschaftlichen Anfänger, sondern um einen der renommiertesten Wissenschaftler der Gegenwart. Der 1942 in York geborene Astronom der Cambridge University wurde seit 1984 aufgrund seiner wissenschaftlichen Arbeit mit hochdotierten Auszeichnungen − vom Albert Einstein World Award of Science (2003) bis zur Isaac Newton Medaille (2012) − geradezu überhäuft, schliesslich sogar in den Adelsstand erhoben worden (Baron Rees of Ludlow) und war ein halbes Jahrzehnt, von 2005 bis 2010, Präsident der Royal Society (PRS), der bedeutendsten britischen Gelehrtengesellschaft.
oder: Perversion des Auserwähltseins
Die zum zweiten Mal innerhalb von fünf Monaten abgehaltenen Wahlen in Israel sind ein Anlass, den Blick auf bestimmte Aspekte der aktuellen gesellschaftlichen Lage dieses Landes zu lenken. Davon, diese Lage umfassend zu verstehen oder zu erklären, kann kaum die Rede sein. Eher geht es um eine möglichst genaue Beobachtung der Phänomene – und um eine Schilderung von Bildern und Gedanken, die im Bewusstsein eines von weitem beobachtenden Einheimischen aufsteigen. Keine verborgenen Wahrheiten oder Enthüllungen, sondern ein besorgter Blick auf den offensichtlichen Zerfall von Werten und sozialer Kohärenz.
Eine anthroposophische Zumutung
Das gegenwärtige Alltagsleben ist so tief wie nie in der Geschichte von flächendeckenden hygienischen Zwangsmaßnahmen geprägt. Diese Maßnahmen begleitet ein bemerkenswertes Phänomen: Viele Vertreter spiritueller Strömungen sind bemüht, ein Bild der von ihnen jeweils repräsentierten Strömung zu vermitteln, das so gut wie möglich mit jenen Maßnahmen konvergiert. Auf diese Weise entstehen groteske Inszenierungen, die ihresgleichen suchen: Geistliche Würdentr.ger, die Gotteshäuser schließen, Seelsorge verweigern, sich öffentlich impfen lassen oder ein totalitäres Gesundheitsregime befürworten, waren bis vor Kurzem kaum vorstellbar gewesen. Warum? Weil das Menschenbild, von dem ausgehend die flächendeckenden hygienischen Zwangsmaßnahmen in Windeseile das gegenwärtige Alltagsleben umgekrempelt haben, die schrillsten Widersprüche zu jenem offenbart, das alle spirituellen Strömungen bisher als grundlegend voraussetzten. Dieses Menschenbild ist nämlich – wenn vorurteilslos und quellenbewusst wahrgenommen – mit einem »großen Umbruch« der Gesellschaft absolut unvereinbar, der sich zuvörderst an obsessiver Angst vor Krankheit und Tod orientiert.
Künstliche Intelligenz simuliert menschliche Fähigkeiten immer besser
Die Dinge entwickeln sich mit bedächtiger Schnelle. Zuerst sind sie bloß Science-Fiction: Schriftsteller lassen ihrer Fantasie freien Lauf. Einige Jahre später treten Wissenschaftler auf, die diese Fantasien technisch realisieren wollen, und wieder einige Jahre später scheinen die geschaffenen Geräte das zu können, von dem die Schriftsteller fantasierten. – Als Mitte der 1940er-Jahre die Computer erfunden wurden, sprach man sehr bald von ihnen als den künstlichen Gehirnen. Das Magazin ›Der Spiegel‹ schrieb z.B. 1950 unter dem Titel ›Maschinengehirn. Beängstigend menschlich‹ über die aus heutiger Sicht sehr primitiven Computer. In dem Bericht tauchen Worte auf, wie »Denkmonster«, »Supergehirn«, »Rechenwunder«, »übermenschliche Gehirnarbeit«. Und dann auch Sätze wie: »Tatsächlich aber mußten die Wissenschaftler feststellen, daß im Verhalten der Maschinengehirne beängstigend menschliche Züge hervortreten.« Der Bericht endet mit dem Satz: »Es könnte die Zeit kommen, da diese Supergehirne herrschen. Vielleicht, ohne daß die Menschen es merken.«
›Ekta Parishad‹ als Beispiel einer sozialen Bewegung
Als der Zweite Weltkrieg zu Ende ging und unsere Eltern glaubten, wir seien nach Ausbombung, Evakuierung und Flucht »angekommen«, wurden uns Kindern kleine Gartenbeete zum Bestellen und Pflegen zugeordnet. Da wir in diesen ersten Nachkriegsjahren oft Hunger hatten, säten wir schnell Wachsendes und direkt Essbares, Radieschen und Möhren. Neugier und Hunger ließen mich beim Hervorsprießen der ersten Blätter die Pflänzchen herausziehen – wenigstens ein kleines bisschen – um zu sehen, ob sich schon etwas Rotes, Essbares zeigte. Ich lernte aus dieser pädagogischen Maßnahme meiner Eltern, dass die Keimblätter, also die allerersten Blätter, stets anders aussehen als die der späteren Pflanze, und ich erlebte, dass unvorsichtiges Hinschauen einen Wachstumsprozess gefährden und abbrechen kann.
Ein Kommentar zum ›Wort‹ und zum ›Unwort‹ des Jahres 2016
Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) wählt seit 1977 regelmäßig das ›Wort des Jahres‹ bzw. die ›Wörter des Jahres‹. Auch für 2016 benannte die GfdS »jene zehn Wörter und Wendungen, die den öffentlichen Diskurs des Jahres wesentlich geprägt und das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben sprachlich in besonderer Weise begleitet haben.« Diese Wörter sind: 1. Postfaktisch, 2. Brexit, 3. Silvesternacht, 4. Schmähkritik, 5. Trump-Effekt, 6. Social Bots, 7. schlechtes Blut, 8. Gruselclown, 9. Burkiniverbot, und – als ›Satz des Jahres‹ – : 10. Oh, wie schön ist Panama.
Zur Abwesenheit eines öffentlichen Diskurses über die Ziele der Digitalisierung in Deutschland
»Die Digitalisierung«, so heißt es in einem Merkblatt des ›Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung für Globale Umweltveränderungen‹, »wird vielfach als unaufhaltsamer, sich beschleunigender Prozess erlebt und dargestellt. Sie ist aber keine ›Naturgewalt‹, sondern eine von Menschen vorangetriebene Entwicklung. Sie kann und sollte daher gestaltet werden. Damit dies gelingen kann, müssen die Prozesse und Auswirkungen dieser technischen Revolution von den gesellschaftlichen Akteuren verstanden und ihre Verursacher*innen und Treiber transparent gemacht werden. Wir brauchen Räume für die Diskussion darüber, wie die Digitalisierung mit gesellschaftlichen Zielen verbunden werden kann und welche Rollen öffentliche und private sowie lokale und globale Akteure dabei spielen sollten.«
Anmerkungen zu einer notwendigen Qualität
Wer kennt nicht die schnappschussartige Erinnerung an eine einzelne Szene oder an einen einzelnen ausgesprochenen oder geschriebenen Satz, vielleicht weit zurückliegend, aber noch lebendig, wie wenn es eben gewesen wäre? Die meisten damals erwachsenen Menschen erinnern sich beispielsweise genau an die konkrete Situation, in der sie sich befanden, als sie am 11. September 2001 die Nachricht von den brennenden und einstürzenden Wolkenkratzern in New York erreichte. Oft ist im Moment allerdings nicht einmal so klar, weshalb sich gerade diese Erinnerung so tief eingegraben hat. Viel später erst, im Rahmen eines selber oder von anderen thematisierten Zusammenhangs, taucht diese plötzlich wieder auf und fügt sich in ein aktuelles Thema ein. Von zwei solchen Erinnerungen ist hier die Rede – und anschließend von ihrer Einordnung in das Thema ›gesellschaftliche Resilienz‹.