L’idée de la Dreigliederung de l’organisme social et la problématique de la «pensée bourgeoise»
Das Grundeinkommen: Pathologie und Wirkung einer sozialen Bewegung I
Verhältnisse, durch die der Mensch genötigt ist, Motiv, Inhalt und Umfang seiner Arbeit an einem »Preis« zu orientieren, den er für seine Arbeit auf einem »Arbeitsmarkt« erzielen kann, bringen ihn unter seine Menschenwürde herunter. Die Aussicht auf Einkommen, bzw. die schiere Überlebensangst definieren dann nämlich, wie er sich in die Gesellschaft eingliedert. Indem sie die Arbeit mittels Einkommen erpresst, beraubt sich die Gesellschaft des Zuflusses wirklich motivierter, sinnvoller Arbeit. Diejenigen Werte, die ein Mensch aufgrund seiner individuellen Fähigkeiten in Freiheit hervorbringen würde, werden der Gemeinschaft entzogen. Daraus folgt: Ein Einkommen erzielen und für die Gemeinschaft arbeiten – das müssen zwei vollkommen getrennte Vorgänge sein.
Das Grundeinkommen: Pathologie und Wirkung einer sozialen Bewegung II
Im 1. Teil dieser Serie (vgl. die Drei 1-2/2018) wurde begründet, warum ein bedingungsloses Grundeinkommen nicht auf die Annahme gestützt werden kann, Maschinen würden Menschen von der Arbeit freistellen. Der Zwang zur Arbeit ist in der Natur der arbeitsteiligen Weltwirtschaft begründet und kann daher nicht abgeschüttelt werden. Daneben gibt es Abhängigkeiten von Rechtsformen, die bewirken, dass der »Mehrwert« der voranschreitenden Arbeitsteilung zunehmend einer kleinen Personengruppe zufließt. Die Grundeinkommensbewegung möchte eigentlich diese Einkommen umverteilen, verliert dabei aber die Bedeutung der materiellen Arbeit aus dem Blick. Der II. Teil zeigt auf, wie falsch gestellte Fragen in eine Ökonomisierung des Geisteslebens hineinführen, anstatt die Klärung des Verhältnisses von Geistesleben und Wirtschaftsleben als Dreh- und Angelpunkt der zukünftigen gesellschaftlichen Entwicklung zu begreifen.
Das Grundeinkommen – Pathologie und Wirkung einer sozialen Bewegung III
Es gibt einen Zwang zur Arbeit, der in der Natur des Menschen begründet ist. Wie kann dieser von der Gemeinschaft so getragen werden, dass er keinen Widerspruch zur Freiheit darstellt? Was bedeutet es, wenn der »freie Geistesarbeiter« nicht mehr nach den Bedingungen seines Einkommens fragen muss? Die beiden ersten Teile der Serie haben gezeigt, dass eine Vereinigung von Wirtschaft und Freiheit nur möglich ist, wenn die vorhandene Gesamtarbeitszeit so geteilt wird, dass jeder neben der Arbeit noch seinen geistigen Impulsen folgen kann. Teil III der Serie verdeutlicht, warum dies nicht im Interesse vieler Kapitaleigentümer liegt. Sie benötigen die Spaltung der Gesellschaft in Arbeitslose und Arbeitende für den eigenen Machterhalt – und treiben gerade deshalb die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens voran.
Das Grundeinkommen: Pathologie und Wirkung einer sozialen Bewegung IV
Durch die Verhältnisse der Gegenwart, so kann das Ergebnis der ersten drei Artikel dieser Serie zusammengefasst werden, wird der Mensch dem »Sinn« seiner Arbeit immer mehr entfremdet. Das Grundeinkommen wurde dabei als die folgerichtige Fortsetzung dieser Fehlentwicklung kritisiert. Der vorliegende Teil zeigt nun, wie gegenwärtig durch den Handel mit gewissen Rechten die Aussagekraft der Preise so geschwächt wird, dass ein bewusstes Ergreifen der ökonomischen Prozesse kaum möglich scheint. Denn die Grundlage einer funktionierenden Wirtschaft ist eine saubere und transparente Preisbildung. Der Artikel zeigt auf, inwiefern die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens zu einer Entkoppelung von Warenpreis und Einkommen und damit zu einer Verstärkung der Intransparenz führen würde. Nicht eine instinktive Vermischung von Wirtschafts und Rechtsfragen führt zu einer menschenwürdigen Gesellschaft, sondern eine bewusste Klärung des gegenseitigen Verhältnisses beider Bereiche. In diesem Zusammenhang wird die These der Grundeinkommensbewegung diskutiert, wonach Einkommen ein »Menschenrecht« sei.
Das Grundeinkommen: Pathologie und Wirkung einer sozialen Bewegung V
Das bedingungslose Grundeinkommen versteht sich auch als ein Instrument zur Korrektur der gegenwärtigen Vermögensverhältnisse: Die zunehmend von Robotern generierten Einkommen sollen umverteilt werden. Die wachsende Unterstützung durch neoliberale Kräfte, auf die im Vorangegangenen schon hingedeutet wurde, dürfte daher viele BGE-Befürworter irritieren. Wer also verrechnet sich hier: die neoliberalen Förderer dieser Bewegung oder ihre begeisterten Anhänger? Im Folgenden soll der Effekt der »digitalen Revolution« auf die verschiedenen, in den Warenpreisen enthaltenen Einkommensarten genauer untersucht werden. Vor diesem Hintergrund soll die Frage aufgeworfen werden: Was ist dran an der populären Idee einer Umverteilung von Einkommen?
Brief aus Brüssel
Aus belgischer Perspektive ist beim Thema Katalonien vorab zu denken an den Unabhängigkeitskrieg der Vereinigten Niederlande gegen Spanien im 16. Jahrhundert, an Herzog Alba vor allem und die Hinrichtungen der Grafen Egmond und Hoorn. All diese Schrecken sind tief eingegraben ins kollektive Bewusstsein, nicht nur in Belgien. Ebenso wichtig ist es, an die Ausrufung der Spanischen Republik im Jahre 1931 durch Lluís Companys, den Ministerpräsidenten der katalanischen Landesregierung (Generalitat de Catalunya), seine Flucht nach Frankreich im Jahre 1939, die spätere Auslieferung durch die Nazis an Spanien sowie seine Hinrichtung durch das Franco-Regime zu erinnern. All die Grauen des Spanischen Bürgerkrieges, dieses Kreises der Hölle, werden wieder wach.
Das Grundeinkommen: Pathologie und Wirkung einer sozialen Bewegung VI
Die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens kann so viele Menschen faszinieren, weil dessen ökonomische Wirkungen kaum durchschaut werden. Besonders in Teil V dieser Serie wurde aufgezeigt, wie dadurch das Wasser auf die Mühlen derjenigen gelenkt wird, gegen die sich die Grundeinkommensbefürworter eigentlich wehren wollen. Der letzte Teil dieser Serie rückt nun das Hauptmotiv der Grundeinkommensbewegung in den Fokus: Das Vertrauen auf die »intrinsische« Motivation als vermeintliche Antithese zum Motiv »Arbeiten für Geld«. Ist dieses Innerlich-Menschliche jedoch richtig erfasst und kommt es durch ein Grundeinkommen wirklich zum Zug – oder muss dazu vielleicht etwas ganz anderes geschehen?
Ein Versuch zum Aufbau assoziativer Wirtschaftsstrukturen
Vor 100 Jahren startete Rudolf Steiner in Süddeutschland einen Versuch zum Aufbau assoziativer Wirtschaftsstrukturen. Ist heute die Zeit reif, um einen neuen Versuch zu wagen? Gegenwärtig formiert sich eine Initiative, die zunächst in der Region Südbaden einen neuen Schritt in Richtung dieser Wirtschaftsform unternehmen will. Kernelement ist dabei ein moderiertes Verrechnungsgeldsystem, durch das möglichst viele kleine und mittlere Unternehmen erreicht werden sollen.
Zum Forschungskolloquium der ›Wirtschaftskonferenz‹ vom 29. Oktober 2018 am Goetheanum
England und Deutschland sind zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einen tragischen Gegensatz geraten. Die dadurch hervorgerufene Trennung hat beide Völker immer mehr von ihrer eigentlichen Menschheitsaufgabe abgebracht. Christopher Houghton Budd, Wirtschaftshistoriker und Koordinator der Wirtschaftskonferenz, bezeichnet diese beiden Völker als Cousinen. Es stellt sich ihm die Frage, ob sie durch ein gemeinsames Verständnis des Wirtschaftslebens wieder zu einer der Menschheitsentwicklung dienenden Zusammenarbeit finden können. In gleicher Weise müsste es möglich sein, eine Brücke zwischen der akademischen Wirtschaftswissenschaft und der anthroposophischen Bewegung zu finden. Der Schlüssel hierzu ist für ihn die Idee »Geld ist Buchhaltung«. Denn diese Idee lebt heute sowohl in englischsprachigen wie auch in deutschsprachigen Zusammenhängen und ist zudem nicht nur in anthroposophischen, sondern auch in akademischen Kontexten zu finden.
In der gegenwärtigen Wirtschaftspraxis gilt es als selbstverständlich, dass Banken Geld schöpfen, wenn sie Kredite vergeben. Die Wirtschaftswissenschaft begleitet diese Praxis mit einer umfangreichen Theorie. Die Mainstream-Auffassungen hierzu werden sehr gut in einem FAZ-Artikel von Christian Siedenbiedel: ›Wie kommt Geld in die Welt?‹ beschrieben. Wie aber betrachtete Rudolf Steiner die sogenannte »Kreditgeldschöpfung«? Ging er ebenfalls davon aus, dass das Geld, welches als Buchgeld nur in Form von Zahlen in der Buchhaltung der Banken existiert, durch Kredite der Geschäftsbanken in Umlauf gebracht werden soll? Ist damit in der heutigen Literatur ein Prozess beschrieben, auf den Steiner sich implizit ebenfalls bezieht, wenn er von Geld als Buchhaltung spricht?
Die Dreigliederung des Sozialen Organismus als mögliche Alternative zur multipolaren (Un-)Ordnung
Irak. Libyen, die Ukraine, Syrien. Venezuela. Korea und wieder Libyen und wieder die Ukraine - immer enger folgen die Konflikte aufeinander, in denen sich die Interessen der die Welt beherrschenden westlichen Staaten - allen voran die der USA -mit denen Jener Staaten uberschneiden, welche diese E ominanz in frage stellen: Das ist das wiedeterstarkende Russland, das ist China, das entlang der »Neuen Seidenstiaße« üt*er Eurasien und Afrika in globale Dimensionen ausgreift, das sind aber auch Indien und der Iran souie eine Vielzahl kleinerer Staaten, die sich hinter ihnen versammeln. Doch neuer Nationalismus und die Missachtung nationaler Sou-\reränität lähmen sich in diesem Prozess gegenseitig. Die Notwendigkeit prinzipieller Veränderungen im Zusammenleben der Völker und der ihm zugrunde liegenden Ordnung, die es vom Diktat einer alles deformierenden Ökonomie und dem Gespenst Orwellscher Staatstealitäten befreien könnte - tritt immer drängender zutage. Die am weitesten reichende Perspektive liegt heute in einer Entflechtung des nationalen Einheitsstaates. Sie bringt die nach dem Ersten Weltkrieg aufgekommene Idee einer Dreigliederung des sozialen Organismus wieder in den Blick. Welche Botschaft enthält diese Idee für heute, nachdem bisherige Ansätze zur Überwindung der zerstörerischen Herrschaft des Kapitals nicht die ersehnten Ergebnisse gebracht haben?
Lebensbedingungen der Menschenwürde – I. Teil
»Würde des Menschen - Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen. / Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst.«1 Dieses Epigramm stammt nicht von Bertolt Brecht, sondern von Friedrich Schiller. Schiller hatte am eigenen Leibe erfahren, nie unwürdig es sein kann, sich das tägliche Brot nur mit Not verdienen zu können. Der Autor und Geschichtsprofessor tat alles, Frau und Kind zu ernähren, und erkrankte dabei lebensgefährlich. Zum Glück gewährten dänische Gönner dem wiedergenesenden Dichter ein großzügiges Stipendium, das ihm die Möglichkeit gab, sich ohne Hunger drei Jahre dem Kantstudium und der Ästhetik zu widmen. Zum Dank und als reife Frucht dieser Jahre schrieb er die -Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen-. Dass sich die Würde nicht von selbst ergibt, wenn durch das Stillen der täglichen Bedürfnisse des Menschen seine Blöße bedeckt ist, wusste auch Schiller. Die Proklamation der Menschenrechte durch die Französische Revolution begeisterte ihn. Als dieselbe Revolution mit den Menschen die Würde enthauptete, war er enttäuscht.
Aspekte zur Sozialen Dreigliederung in methodischer Hinsicht
Im Rühjahr 1919 veröffentlicht Rudolf Steiner sein Buch »Die Kernpunkte der sozialen Frage - in den Lebensnotwendigkeiten der Gegenwart und Zukunft« (CA 23). Bereits der Untertitel verdeutlicht, dass er mit dieser Schrift nicht allein eine Anregung für die Tagespolitik seiner Zeit geben wollte, sondern etwas viel Grundlegenderes für die weitere Sozialentwicklung. Dass Steine auf dem großen Wiener Ost-West-Kongress im Juni 1922 davor sprach, »daß diese Veröffentlichung im Grunde mißverstandet worden ist auf allen Seiten«, weil sie als übliche sozial-utopische Schrift gelesen wurde, obwohl sie «als ein Appell nicht at das Denken über allerlei Einrichtungen, sondern als ein Appel an die unmittelbare Menschennatur gemeint«' war, wird häufig zitiert. Noch deutlicher äußerte er sich wenige Monate später im Rahmen einer Vortragsreihe zu Erziehungsfragen in Oxford: »Derjenige, der die »Kernpunkte der sozialen Frage« als ein Buch des Verstandes nimmt, versteht es nicht. Allein derjenige versteht es. der es als ein Willensbuch, als ein Herzensbuch nimmt, das gesprochen ist aus dem Leben heraus, aus demjenigen, was heute überall unter der Oberfläche des Daseins als die wichtigsten sozialen Impulse der Gegenwart genommen werden können.« Auf welchem Wege nun aber kann dieser »Appell an die unmittelbare Menschennatur« erfahren und geprüft werden, um selbstbestimmt beurteilen zu können, inwiefern diese 100 Jahre alte Schrift Motive enthält, die den gegenwärtigen Lebensnotwendigkeiten Entwicklungsimpulse zu vermitteln vermag?
Notizen zur Bildungsfrage
»Was man das Gute nennt, ist nicht das, was der Mensch soll, sondern das, was er will, wenn er die volle wahre Menschennatur zur Entfaltung bringt.« – Rudolf Steiner. Dieser Satz aus der ›Philosophie der Freiheit‹, der den »ethischen Individualismus« auf den Punkt bringt, scheint mir ein Leitmotiv des freien Geisteslebens zu sein; jenes gesellschaftlichen Gebietes also, welches Kultur und Bildung, Kunst, Wissenschaft und Religion, aber auch Rechtsprechung, Unternehmensführung und den Gesundheitsbereich umfasst. Das Ideal, an welchem sich das Geistesleben orientieren soll, um gesund zu sein, ist die Freiheit – und die soziale Dreigliederung, wie ich sie verstehe, lebt ja in wechselseitiger Abhängigkeit: je freier sich das Geistesleben ausformt, desto brüderlicher, geschwisterlicher, solidarischer kann sich das Wirtschaftsleben gestalten – und umgekehrt. Und je mehr diese beiden sich entwickeln, desto mehr Gleichheit wird in der die Rechtssphäre leben können.
Rudolf Steiner betont in seinen Ausführungen zur Dreigliederung stets die Notwendigkeit, die Befreiung des Geisteslebens als unabdingbare Voraussetzung für die Verwirklichung eines harmonischen, dreigliedrigen Gemeinschaftswesens zu betrachten. Ohne ein Geistesleben, das der Freiheit als seiner Quelle bewusst wird und somit die schöpferische Freiheit des einzelnen Ichs ermöglicht, wäre folglich jeder Versuch, vom Rechts- oder vom Wirtschaftsleben ausgehend die sozialen Verhältnisse zeitgemäß zu gestalten, zum Scheitern verurteilt. Die hundert Jahre, die seit 1919 – dem Anfang der ersten öffentlichen Bewegung für die Dreigliederung – vergangen sind, liefern mehr als deutliche Beweise dafür. Die Entwicklung unserer Gesellschaft hetzt denn auch immer rasanter in die Richtung einer erstickenden Gleichschaltung des Geisteslebens, welche mit Hilfe der metastatisierenden Implementierung von Akkreditierungs-, Zertifizierungs- und Evaluationsverfahren durchgeboxt wird. Wurde aus der Erfahrung der letzten hundert Jahre nichts gelernt? Sind wir noch nicht so weit, uns ein auch nur elementares Erleben und Vorstellen bezüglich eines freien Geisteslebens zu bilden und schöpferisch zu verinnerlichen, das uns endlich zum Sprung fort von einer sich stets – gegenwärtig unter digitalem Gewand – wiederholenden Vergangenheit und hin zu einer menschenwürdigen Zukunft verhelfen könnte?
Die soziale Dreigliederung als Aufgabe der Waldorfpädagogik – Teil I
Ihr 100-jähriges Jubiläum feierten die Waldorfschulen in diesem Jahr mit großen, öffentlich wirksamen Veranstaltungen. Das rief notwendig auch die Kritiker auf den Plan. In besonders perfider Weise hat sich das ARD-Magazin ›Kontraste‹ diesen Feierlichkeiten gewidmet. Moderatorin Eva-Maria Lemke gratuliert zunächst süffisant zum Jubiläum, um im Anschluss die Vertreter dieser Pädagogik nach allen Regeln der Kunst zu diffamieren: Die Eltern wüssten wohl nicht genau, wo sie ihre Kinder da hinschicken. Sie hätten vielmehr ein »heiles Bio-Bild« oder glaubten an ein »Lernen ohne Leistungsdruck«. Dabei folgten die Anhänger dieser Pädagogik den Lehren des Okkultisten Rudolf Steiner.
oder: Die zwei Quellen verkehrter Menschlichkeit
Dieser Artikel ist aus einem Dialog entstanden. Martin Large gibt zunächst eine bedrückende Beschreibung der politischen und sozialen Situation seines Heimatlandes Großbritannien. Anschließend zeigt Stephan Eisenhut, dass sich hier viele Entsprechungen zu dem finden, was Rudolf Steiner im Dezember 1919 speziell für die aus England angereisten Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft über Niedergangs- und Aufbaukräfte sowie deren Zusammenhang zum alten und zu einem erneuerten Mysterienwesen ausgeführt hat. Dem Dialog zwischen englischem und deutschem Geistesleben kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu.
Die erweiterte Demokratie – Teil II
ImInternet tobt ein Meinungskampf zwischen Klimaaktivisten und »Klimaleugnern«. Während die einen »mit Augen zu sehen« glauben, wie CO2 die Erde erwärmt, sprechen die anderen von Panikmache im Dienste finanziellerInteressen. Beide Lager vermuten hinter der Meinung des jeweils anderen Manipulationen oder gar Verschwörungen. Nicht wenige »Klimaleugner « behaupten, ›Fridays for Future‹ werde von Finanzinvestoren wie George Soros »gemacht«, während Klimaaktivisten derartige Skepsis wiederum für das Werk von »PRAgentender Reichen und Mächtigen« halten. Interessanterweise sehen also beide Lager irgendwie »den Neoliberalismus« am Werk. Uneinigkeit herrscht nur darüber, was diesem nun eher in die Hände spielt: die von Schülern geforderte CO2-Bepreisung oder die Leugnung der CO2-Problematik. Hier soll keine Partei für die eine oder andere Seite ergriffen, sondern die Aufmerksamkeit auf das gelenkt werden, was beide Seiten verbindet: die Unsicherheit in der Einschätzung der ökonomischen Kräfte. Und außerdem die Tatsache, dass beide dieDemokratie für die einzig mögliche Form der Volksherrschaft halten und deshalb den Staat auch in der Verantwortung für die Wirtschaft sehen. Beide Lager bewegen sich somit im Koordinatensystem derselben Weltanschauung. Der Dualismus zwischen Markt und Staat als selbstverständliche Voraussetzung jeglicher Meinungsbildung ist nämlich seinerseits das Werk des Neoliberalismus. In seiner Überwindung, und nicht etwa in der Beseitigung einzelner Symptome der Welt-Misswirtschaft, liegt die Lösung der Klimafrage.
Die erweiterte Demokratie – Teil III
Für den Liberalismus ist Gemeinschaft nicht das Ergebnis eines bewussten gemeinsamen Wollens, sondern in sich absichtsloser Einzeltaten. Dem steht der Demokratismus entgegen, der die Gemeinschaft nach menschlichen Ideen konstruieren will. Für ihn werden die individuellen Handlungen erst mittels der sie verbindenden, gemeinsam beschlossenen Ideen zu Elementen eines sozialen Ganzen. Anstelle des als naturähnlich empfundenen »Marktmechanismus« tritt hier das menschliche Ideal, das mit Hilfe der Staatsgewalt auch gegen sich widersetzende Minderheiten durchgesetzt wird. Beide Lager können sich mit ihrer Meinung auf beobachtbare Tatsachen stützen. Soziale Einrichtungen wie die Menschenrechte, das Eigentum oder die Sozialversicherung sind unzweifelhaft Produkte des menschlichen Geistes und verdanken ihre Wirksamkeit der staatlichen Gewalt. Sobald er sich wirtschaftlichen Zusammenhängen zuwendet, stößt der Demokratismus jedoch an eine natürliche Grenze. Hier stehen seinem Universalanspruch die ökonomischen Instinkte entgegen, welche die Fruchtbarkeit individueller Freiheit notgedrungen anerkennen müssen. Mag der auf Meinungsbildungs- und Abstimmungsverfahren trainierte Verstand auch leugnen, dass ökonomische Prozesse nicht demokratisch geregelt werden können – die leiblichen Bedürfnisse sprechen doch ihre eigene Sprache.
Weitere Aspekte zur Sozialen Dreigliederung in methodischer Hinsicht
Rudolf Steiners Schrift ›Die Kernpunkte der sozialen Frage‹ (GA 23) und überhaupt seine gesamten sozialwissenschaftlichen Äußerungen erfordern eine Vertiefung des Denkens. Erst dadurch können ihre hochaktuellen Willensmotive und letztendlich ihre Bedeutung für ein neues Rechtsempfinden erfasst werden, wie in einem früheren Aufsatz darzustellen versucht wurde. Der folgende Aufsatz widmet sich einigen Aspekten sozialer Gestaltung, wie sie aus Steiners eigenem sozialen Wirken unmittelbar abgelesen werden können.
Die erweiterte Demokratie – Teil IV
Der moderne Mensch stellt sich der Welt als ein Ich gegenüber. Innerhalb seines Ich erlebt er die Ideenwelt. Was sich demgegenüber vor seinen Sinnen ausbreitet, zählt er zu einer unabhängig von seinem Ich existierenden Außenwelt. Sein Nachdenken über die Sinneswahrnehmungen führt ihn allerdings dazu, in diesen Modifikationen seines Gehirns durch eine Außenwelt zu sehen, die ihrerseits nicht unmittelbar wahrnehmbar ist. Die Wirklichkeit hinter der Farbe Rot etwa stellt er sich als Prozess auf molekularer, photochemischer und elektrischer Ebene vor. Ein solcher Zusammenhang ist nicht den Sinnen als Wahrnehmung, sondern dem Denken als Idee gegeben. Statt dem Inhalt seiner Sinneswahrnehmungen spricht er somit seiner Idee eine vom Bewusstsein unabhängige Existenz zu. Sie ist für ihn ein unveränderliches »Naturgesetz«. Ganz anders dagegen die Kulturideen, von den religiösen Inhalten bis zu den Menschenrechten: Diese erlebt der Gegenwartsmensch als willkürliche Produkte seines Geistes.
und sein Zusammenhang mit dem Ereignis der Begegnung Goethes mit Schiller
Am 1. September 1919 schrieb Rudolf Steiner seinem jungen Mitarbeiter Hans Kühn einen vierzeiligen Spruch als Widmung in dessen Exemplar seiner im Frühjahr 1919 erschienenen Schrift ›Die Kernpunkte der sozialen Frage‹. Auch im Kontext des gesamten Reichtums der sogenannten ›Wahrspruchworte‹ Rudolf Steiners zeigt dieser Spruch eine besondere Beziehung zur sozialen Frage, weil er in methodischer Klarheit die Notwendigkeit »innerer« Seelenentwicklung mit dem zu entwickelndenVermögen »äußerer« sozialer Gestaltung verbindet: »Suche im Innern das Lichtvolle / Und du findest die Welt; / Suche im Äußern das Sinnvolle / Und du findest dich selbst.« Es ist kein Zufall, dass Steiner diesen Spruch mit dem Weg nach »Innen« beginnt, vielmehr zeigt sich darin etwas Grundlegendes seiner »Freiheitsmethode«. In seinem philosophischen Hauptwerk ›Die Philosophie der Freiheit‹ bemerkt er in Bezug auf Schillers an Goethe gerichtetes Gedicht ›Die Übereinstimmung‹: »Von Schillers bekannten zwei Wegen: ›Wahrheit suchen wir beide; du außen im Leben, ich innen / In dem Herzen, und so findet sie jeder gewiß. / Ist das Auge gesund, so begegnet es außen dem Schöpfer, / Ist es das Herz, dann gewiß spiegelt es innen die Welt‹ wird der Gegenwart vorzüglich der zweite frommen. Eine Wahrheit, die uns von außen kommt, trägt immer den Stempel der Unsicherheit an sich. Nur was einem jeden von uns in seinem eigenen Innern als Wahrheit erscheint, daran mögen wir glauben.«
Die soziale Dreigliederung als Aufgabe der Waldorfpädagogik – Teil II
Der erste Teil dieser Serie ist der Frage nachgegangen, inwiefern die Erziehung im ersten Jahrsiebt die Entwicklung eines freien Geisteslebens im späteren Erwachsenenalter begünstigen oder behindern kann. Der zweite Teil verfolgt dieselbe Frage in Bezug auf das zweite Jahrsiebt und das Rechtsleben. Die Brücke zwischen dem Rechtsleben und der Erziehung im zweiten Jahrsiebt führt über ein Verständnis der Atmungs- und Kreislaufprozesse. Wenn es gelingt, der Entwicklung dieses mittleren Systems im Menschen mehr Aufmerksamkeit zu widmen, kann sich auch auf gesellschaftlicher Ebene, zwischen Geistesleben und politischem Staat, ein mittlerer Bereich ausbilden.
Die erweiterte Demokratie – Teil V
Weil sie sich von einer Obrigkeit befreien und an ihren eigenen Ideen orientieren möchten, streben Menschen nach Demokratie. Zu diesem Zweck erobern sie das Gewaltmonopol, das zuvor in den Händen einiger weniger lag. Nicht der Wille eines Alleinherrschers, sondern der gemeinsame Beschluss einer Mehrheit solldurchgesetzt werden. »Partizipation« im demokratischen Sinn bedeutet daher zunächst Teilhabe an der Macht, soweit sich diese auf das Gewaltmonopol stützt. In den Worten Rainer Mausfelds: »Demokratie ist die Vergesellschaftung von Herrschaft und die Unterwerfung der Staatsapparate unter den Willen der Bürger.« Mit dem Übergang der Staatsgewalt von den ehemaligen Herrschern auf das Volk ist das demokratische Ideal allerdings noch nicht realisiert. Vielmehr muss das Volk die Wirkungsrichtung der Staatsgewalt umkehren, sobald es ihrer habhaft geworden ist. Eine echte Demokratie definiert nicht, was der Einzelne tut oder wie er es tut, sondern sie schützt sein Recht, dies selbst zu entscheiden. Gewalt wird nur dann angewandt, wenn die freie Entfaltung des einen das Recht des anderen verletzt, dasselbe zu tun – also stets zur Wiederherstellung individueller Gestaltungsräume. Das ist die eigentliche Idee der Menschenrechte. Diese und alle anderen Rechte, die mit ihnen in Einklang stehen, sind eine noch unbestimmte Möglichkeit individuellen Urteilens und Handelns und haben somit die Zurückweisung jedes demokratischen Urteils über das konkrete Handeln des Einzelnen zum Inhalt.
Eine Zwischenbetrachtung zum Zeitgeschehen
Das Rechtsleben reduziert sich auf ein Machtleben, wenn es nicht in richtiger Weise Impulse aus dem geistigen Leben empfängt. Aufgabe der Waldorfpädagogik ist es, das Augenmerk auf die Entwicklung des mittleren Menschen zu lenken. Gelingt dies in der Schulzeit nicht, so sind die Menschen äußeren Bildern schutzlos ausgeliefert. In dieser Zwischenbetrachtung wird gezeigt, wie das Rechtsempfinden gegenwärtig in ein Angst-Empfinden umschlägt, das die Demokratie zerstört. Und anhand eines Beispiels aus dem freien Geistesleben wird angedeutet, auf welchem Wege Heilung möglich ist.
Die soziale Dreigliederung als Aufgabe der Waldorfpädagogik – Teil III
Die Waldorfpädagogik ist eigentlich darauf angelegt, ein zeitgemäßes Wirtschaftsverständnis zu veranlagen. Schon bei der Gründung der ersten Waldorfschule bestand allerdings das Problem, dass es kaum Menschen gab, die ein solches Verständnis vermitteln konnten. Der folgende Artikel versucht einen Blick auf zentrale Fragestellungen des Wirtschaftslebens zu werfen und macht deutlich, warum diese im Alltagsbewusstsein nicht präsent sind. Gelänge es, für diese Fragen bei Schülern Interesse zu wecken, so könnte dadurch eine Liebe für die Weltangelegenheiten veranlagt werden, aus der sich ein Verständnis für den Aufbau wirtschaftlicher Gemeinschaftseinrichtungen entwickelt.
Im Andenken an Benediktus Hardorp (1928–2014) und Götz Werner (1944–2022)
Am 8. Februar dieses Jahres ist Götz Werner seinem 2014 verstorbenen Mentor Benediktus Hardorp in die geistige Welt gefolgt. Beide Persönlichkeiten haben sich intensiv für die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommen (BGE) eingesetzt, der eine als erfolgreicher Unternehmer, der andere als wirtschaftlicher Berater und »Sozialarchitekt«. Benediktus Hardorp war es auch, der Götz Werner zu seiner 2005 gestarteten Initiative für das BGE inspirierte. Anstelle eines Nachrufes möchte ich mich hier mit dem geistigen Ringen dieser beiden Persönlichkeiten beschäftigen. Unsere Wege haben sich immer wieder gekreuzt, da wir an ganz zentralen Punkten der Geisteswissenschaft Rudolf Steiners unterschiedliche Positionen einnehmen mussten. Genau aus diesem Grunde habe ich beide Persönlichkeiten sehr geschätzt. Denn nicht das ist das wirklich Verbindende zwischen Menschen, dass man die gleichen Gedankeninhalte vertritt, sondern dass man an den Gegensätzen wach füreinander wird und lernt, die Gründe einzusehen, warum diese Gegensätze notwendig sind.