Artikel von Ute Hallaschka
Theater im Nichttheater
Der Begriff »Theater im Nichttheater« stammt von Stefan Hasler, dem Intendanten der Goetheanum- Bühne. »Wo sind wir hier eigentlich?« lautete seine Begrü.ungsfrage an das Publikum. In einer Hochschule für Geisteswissenschaft und zugleich in einem Theatersaal. Eben das, was sich normalerweise nicht am selben Ort und zur gleichen Zeit miteinander vereinbaren lässt, stellt Anthroposophie dar. Es ist nicht ihre Ideologie, das Postulat ihrer Habe, sondern ihr tatsächliches Sein, das darin zum Ausdruck kommt. Es liegt allein im Bereich der menschlichen Phantasie, Wissenschaft und Kunst als die beiden untrennbaren Seiten unseres menschlichen Wesens aufzufassen. Diese auseinanderreißen zu wollen oder gar gegeneinander auszuspielen, ergibt eben das Weltbild, an dem wir leiden und das wir vorfinden als Schöpfung unserer Lebensart.
Zur Ausstellung ›Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht. Von Karl dem Großen bis Friedrich Barbarossa‹ im Landesmuseum Mainz
Eine Ausstellung, in der die Leihgaben aus so verschiedenen Orten wie dem Pariser Louvre und Limburg an der Lahn stammen, wäre mir bisher unvorstellbar gewesen. Nun ist eben dies im Landesmuseum Mainz in der Ausstellung: ›Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht. Von Karl dem Großen bis Friedrich Barbarossa‹ zu sehen. Es empfiehlt sich, ein Zeitfenster-Ticket im Voraus online zu erwerben. Die Herrschaftsbasis der großen Dynastien des Mittelalters war der Mittelrhein, eine politische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrallandschaft Europas. Die Mainzer Ausstellung vermittelt eine einzigartige zeitlich-räumliche Perspektive auf dieses Gebiet. Sie behandelt Fragestellungen, die anhand ausgewählter Kaiserpersönlichkeiten aus den vier großen Herrschergeschlechtern – Karolinger, Ottonen, Salier und Staufer – durch fünf Jahrhunderte verfolgt werden, flankiert von sogenannten Korrespondenzstädten. Diese in der Umgebung gelegenen Städte veranstalten nicht nur Programme parallel zur Mainzer Ausstellung, sondern sind jeweils auch Originalschauplätze – hier finden sich Schlösser, Dome, Burgen und andere architektonische Zeugnisse in großer Zahl.
Zu Lutz Seiler: ›Stern 111 – Roman‹
›Stern 111‹, der neue Roman von Lutz Seiler, hat den Geisterpreis der (nicht stattgefundenen) Leipziger Buchmesse erhalten. Wie schon sein Vorgänger ›Kruso‹, der 2014 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde, landete er bald auf Platz 1 der ›Spiegel‹-Bestsellerliste. Das ist definitiv erstaunlich und auf jeden Fall tröstlich, denn es bedeutet viel in diesen Zeiten. Da draußen in der Welt der Slogans, Internet-Sprechblasen und Ghetto-Slang-Sprachgewohnheiten sind offenbar viele – Hunderttausende – am Leben, die noch Dichtung schätzen.
Ein Bekenntnis
Seit Jahrzehnten dasselbe Erlebnis: Ich schaffe es nicht, die sogenannte Willensübung durchzuführen. Warum? Weil mir das Gleiche widerfährt wie im Sportstudio auf Laufbändern, Fahrrädern oder anderen Ertüchtigungsgeräten. Ich leide am Stumpfsinn der Tätigkeit, sie langweilt mich in ihrer Routine. Über kurz oder lang fühle ich mich wie in einer Warteschleife, gebannt in einen sinnlosen, künstlichen Ablauf.