Artikel von Joachim von Königslöw
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Mitteleuropa und die Balkanländer
Es ist in diesem Jahr schon viel zur Entstehung, zum Verlauf und den Folgen des Ersten Weltkriegs gesagt worden. Hier soll der Blick speziell auf den Schauplatz des Kriegsausbruchs 1914 gelenkt werden: auf Sarajevo, auf Bosnien, Serbien und die Balkanhalbinsel. Es soll von diesem Schicksalsort und diesem Schicksalsjahr 1914 aus zum einen in die Geschichte zurück, zum anderen aber in unsere Gegenwart vorausgeblickt werden, in eine Gegenwart, in der die Folgen von 1914 in tragischer Weise noch immer andauern und als unverheilte Wunden Mitteleuropa noch immer brennen und schmerzen. Es ist gut, das Bewusstsein darauf zu lenken, um damit etwas zur Selbsterkenntnis Mitteleuropas beizutragen. Diese unverheilte Wunde Europas, insbesondere Mitteleuropas ist die Grenze zwischen Ost und West, in der sich der Weltgegensatz zwischen östlicher und westlicher Geistesart in Mitteleuropa manifestiert – historisch und zugleich real als heutige Lebenswirklichkeit.
Mythos des Namens und Wirklichkeit des Flusses
Was ist ein Fluss? Jedermann glaubt es zu wissen, doch es genau
zu benennen, fällt schwer. Ist er ein Ding? Ein Lebewesen? Ist er
ein physikalisches System von Abflussprozessen? – »Ein Fluss
ist ein lebendiger biologischer Organismus«, wird ein naturwissenschaftlich
gebildeter und ökologisch bewusster Mensch von
heute antworten. Trotzdem behandelt die moderne Zivilisation
ihn als eine Sache, die genutzt, bedürfnisgerecht gestaltet und
entsprechend geformt wird.
Andererseits verwandelt der Mensch aus einem richtigen Gefühl
heraus unwillkürlich jeden Fluss in ein anthropomorphes Gebilde.
Er sieht in ihm die eigene Biografie gespiegelt. Der Fluss
ist Metapher für viele Lebensprozesse, Temperamentslagen und
menschliche Gefühle....