Artikel von Joachim von Königslöw
Ihre Bewahrung und Erneuerung als Existenzfrage für Gegenwart und Zukunft
Es ist nun über hundert Jahre her, dass Rudolf Steiner die biologisch-dynamische Landwirtschaft auf Schloss Koberwitz bei Breslau im heutigen Polen begründet hat. Diese Form der Landwirtschaft ist nicht nur für unsere Zeit, sondern für die ganze Zukunft der Erde etwas ungeheuer Wichtiges. Aber nicht minder wichtig ist es, und zwar als Vorbereitung, um die Bedeutung der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise überhaupt verstehen zu können, die Frage nach dem Wesen der Kulturlandschaft, nach ihrer Entstehung, ihrer Gefährdung und ihrer Zukunft zu stellen. Dafür muss ich zunächst weit ausholen.
Die »Russische Welt« und das geistige Russland
Unter dem Titel ›Darf es eine freie Ukraine geben?‹ versuchte der Verfasser im März/April-Heft dieser Zeitschrift – noch ganz unter dem Schock des russischen Überfalls auf die Ukraine stehend – dem Grund des Handelns von Präsident Wladimir Putin nachzuspüren. Ausgangspunkt war die Analyse seiner Kriegserklärung, der langen »historiosophischen« Ansprache vom 21. Februar 2022. Umrisshaft trat als Ergebnis das Bild eines – bei aller mörderischen Aktualität – atavistischen, autokratischen, russisch-ostslawischen Staates in Erscheinung, der sich die Rettung, Verteidigung und Ausbreitung der »russkij mir«, der »Russischen Welt« – auf die Fahnen geschrieben hatte.Wenn wir von »Putins Krieg« oder »Russlands Krieg« sprechen, dann sind das Abstraktionen, hinter denen als Konkretum der Begriff (oder das »Wesen«) dieser »Russischen Welt« steht. Was aber ist die »russkij mir«? (Wobei »mir« ja im Russischen doppeldeutig ist und sowohl »Welt« als auch »Frieden« bedeuten kann.