Artikel von Salvatore Lavecchia
Graue Aussichten mit Grünen Pässen
Ich musste schmunzeln, als ich am 22. Juli – also dem Tag, an dem Maria Magdalena gefeiert wird – erfuhr, dass der italienische Ministerrat, kurz nach der Regierung Frankreichs und fußend auf einer am 1. Juli in Kraft getretenen Regelung der EU-Kommission, zur Eindämmung von Covid-19 die Einführung des Green Pass (Grüner Pass) für den Zugang zu einigen Bereichen des öffentlichen Lebens beschlossen hatte. Und noch mehr musste ich schmunzeln, als ich hörte, diese Maßnahmen würden am 6. August, d.h. am Tag der Verklärung (Transfiguration) Jesu Christi, in Kraft treten. Ich fand es außerordentlich interessant, wie diese zwei Tage eine durchaus geniale symbolische Komposition bildeten: Maria Magdalena ist nämlich nach dem Johannes-Evangelium die erste Zeugin des Auferstandenen (Joh 20, 1-18) und somit der Vollendung jenes Weges, der mit der Verklärung begann (vgl. Mt 17,1-8; Mk 9,2-10 und Lk 9,28-36)4. Am Tabor durchdrang das Licht des schöpferischen Logos die irdische Leiblichkeit mit seiner unerschöpflichen Lebenskraft; so wird das Ereignis der Auferstehung möglich, von dem Maria Magdalena als Erste gezeugt hat.
Gegenwart als Drama der Wahrnehmung
Das vergangene Semester hat sich für meine Tätigkeit als universitärer Dozent in vielen Hinsichten auf gewohnten Bahnen abgespielt. Meine Universität – wie nicht wenige andere in Italien – hatte nämlich im Sommer uns Dozenten ermuntert, im Rahmen der hygienisch begründeten Einschränkungen (und freiwillig) Unterricht in Präsenz zu halten, damit mindestens die neu Immatrikulierten am Anfang ihrer Laufbahn eine menschlich echte Begegnung mit uns erleben könnten. So hatte ich die erfreuliche Möglichkeit, meinen ganzen Unterricht in Präsenzform zu halten, mit der Option der Streaming-Teilnahme für diejenigen, die zum Unterricht nicht kommen konnten oder wollten.