Zu Wolfgang Raddatz: ›Der umgekehrte Weg‹, in die Drei 6/2024
Bezug nehmend auf Wolfgang Raddatz’ Betrachtungen zu meinem neuesten Buch ›Das Licht der letzten Tage‹ erlaube ich mir, im Folgenden einige Anmerkungen, Ergänzungen und Hinweise zu den Intentionen und Methodenfragen unserer Forschung nachzutragen – erstens, um konkret auf einige Einwürfe von Wolfgang Raddatz zu antworten und auf bestimmte problematische Tendenzen, insbesondere in der Literatur zu Nahtoderfahrungen und verwandten Phänomenen (wie etwa der terminalen Geistesklarheit) hinzuweisen; zweitens, um die Herkunft eines Raddatz rätselhaft erscheinenden Zitats aufzulösen; drittens, um einige seiner Vorschläge zu einer möglichen vitalistischen Deutung der von uns untersuchten Sterbephänomene zu diskutieren; und viertens, weil ich anthroposophisch orientierte Kolleginnen und Kollegen auf diesem Wege dazu anstiften möchte, an der Gestaltung und Durchführung weiterer Forschung auf diesem noch jungen Forschungsgebiet mitzuwirken.
Zu Gregory Rupik: ›Remapping Biology‹
Als James Watson und Francis Crick 1953 die Struktur des Erbmoleküls DNA entdeckten, glaubten sie, das jahrtausendealte Geheimnis des Lebens gelüftet zu haben. Sie lösten damit eine wissenschaftliche und technische Revolution aus, die auf dem Glauben beruht, dass Lebewesen in Baconscher Manier (»Wissen ist Macht«) durch immer feinere Zergliederung bis hin zu ihren Molekülen und Atomen verstanden werden können. Tatsächlich ermöglichten die neuen Kenntnisse bald, Lebewesen gentechnisch zu manipulieren. Aus materialistischer Sicht war diese Entwicklung äußerst erfolgreich und kulminierte in der Veröffentlichung der menschlichen Genomsequenz im Jahr 2000, die der Öffentlichkeit in Anwesenheit von Bill Clinton und Tony Blair mit großem Medienaufwand verkündet wurde.
Zum 250. Geburtstag von Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (* 27. Januar 1775, † 20. August 1854)
Bei der anfänglichen Beschäftigung mit Jakob Böhmes Leben und Werk fiel mir das seltsame Wort »Ungrund« auf; es erinnert an Abgrund und vermittelt einen gewissen Schrecken, als sei es etwas noch weitaus Gefährlicheres. Der Mystiker Jakob Böhme (1575–1624) war in gewisser Weise ein Vorläufer der deutschen Romantik; er hat in Görlitz gelebt, als ein einfacher Schuhmacher zunächst. Seine Schriften setzten mit dem 25. Lebensjahr ein, nach seiner Schau anhand eines glänzenden Zinngefäßes, und tragen den Stempel des Selbsterlebten, des zutiefst durchlittenen geistigen Schauens. Sein erstes Manuskript, später ›Aurora oder Morgenröte im Aufgang‹ (1612/13) genannt, geriet in falsche Hände: in die des Stadtpfarrers Gregor Richter, der ihn beim Stadtrat anzeigte. Die evangelische Kirche bekämpfte Böhme und erteilte ihm Schreibverbot. Freunde ermutigten ihn, trotzdem weiterzuschreiben, und er tat es aus einem inneren Gebot heraus.
Zum Film ›Seelenlandschaften: Spirituelle Orte in Deutschland‹ von Rüdiger Sünner
Wem heute hierzulande, des gesch.ftigen Treibens überdrüssig, nach Waldesrauschen und weiten Landschaften zumute ist, der bucht einen Kurs in zertifiziertem Waldbaden oder setzt sich in den Flieger nach Island, Kanada oder womöglich gleich Neuseeland. Angesichts eines Zeitgeistes, der jene, die es sich leisten können, mit dem flüchtigen Ruhm eines spektakulären Selfies für die sozialen Medien in die entlegensten Gegenden treibt, ist jede Berichterstattung über Orte, die sich dem touristischen Würgegriff bislang weitgehend zu entziehen vermochten, eine Gratwanderung. Daher muss ein Film, der ›Seelenlandschaften‹ beleuchten will, sich an der Frage bewähren, ob die eingefangenen Bilder geeignet sind, zu Erhalt und Würdigung beizutragen, oder im Gegenteil einer massentouristischen Aneignung und damit Entseelung von Natur Vorschub zu leisten.
Wie können wir heute mit Naturgeistern leben?
Der junge Germanist Thomas Höffgen hat ein neues Buch mit dem Titel ›Nordische Naturgeister – Leben mit den Wesen des Waldes‹ (BoD 2024) vorgelegt, in dem er uns vor allem die Fülle solcher Phänomene bei den alten Germanen vorführen möchte. Höffgen hat bereits in mehreren Publikationen die Glaubenswelt unserer Vorfahren erforscht, und er tut das mit einem ungewöhnlichen Enthusiasmus – es scheint, als ob er einem immer noch tabuisierten Thema neues Leben einhauchen möchte, und dafür hat er auch einen ganz eigenen Lebensweg gewählt. Obwohl er in Germanistik mit einem exzellenten Buch über ›Goethes Walpurgisnacht-Trilogie‹ promovierte und auch eine gewisse Zeit als Universitätsdozent arbeitete, hat er sich ganz vom akademischen Betrieb entfernt und genießt dafür als freier Schriftsteller in naturreligiösen Kreisen immer mehr Akzeptanz. Für seine spirituell ausgerichtete Form der Philologie war wohl kein Platz an der Universität, und so veröffentlicht er seine Bücher heute in Eigenregie, um größtmögliche geistige Unabhängigkeit zu haben.
Oder: Da fehlt noch etwas
Raja Brooke Birdwing Butterfly, zu Deutsch: Raja Brooke Vogelfalter-Schmetterling. Das bedeutet also (von hinten beginnend):
1. Er ist ein Schmetterling.
2. Er gehört zur Gruppe der Vogelfalter, die nicht nur so heißen, weil sie so groß sind wie kleine Vögel, sondern auch, weil ihre flach ausgebreiteten Flügel genau wie die sichelartigen Schwingen von Schwalben oder Seglern aussehen.
3. Er ist der Namensträger von Raja Brooke, eigentlich Sir James Brooke (1803–1869), eines englischen Abenteurers, der 1841 mit seinem bewaffneten Segelschiff dem Sultan Omar Ali Saifuddin II. von Brunei half, den Aufstand von Einheimischen auf Borneo unblutig zu beenden. Danach übernahm er vom Sultan als »Raja« (Herrscher) die Verwaltung der Provinz Sarawak, machte sich bald selbstständig und begründete die Dynastie der »Weißen Rajas« von Sarawak. Nach dem Überfall Japans auf Borneo und dem Ende der britischen Kolonialherrschaft fiel das Königreich an den neu gegründeten Staat Malaysia. Raja Brooke gilt heute als wichtiger Vorläufer der Staatsgründung Malaysias. Und der Schmetterling, als der Nationalschmetterling Malaysias, ist also gewissermaßen staatstragend.
Die Zahl Acht ist ein Wesen, eine Idee in der Geisteswelt. Wir können nur acht Äpfel, acht Bäume sehen, aber nicht die Zahl Acht. Was für eine Farbe hat sie? Was für eine Form? Klingt sie noch? Gäben wir darauf eine Antwort, würde das Wesen der Acht zum etwas Konkreten. In der Wirklichkeit verfügt die Acht als Wesen über unendlich viele Möglichkeiten zur Verwirklichung und unzählbare Beziehungen zu anderen Wesen.
Seine Freundschaft mit der Schriftstellerin Gabriele Reuter (1859–1941)
Die Arbeit begann im zweiten Stock des Weimarer Schlosses, wo die Archivare am Anfang saßen, mit Blick auf den Ilmpark, das Wehr und die Kegelbrücke und auf das im Bau befindliche Goethe- und Schiller-Archiv, das jenseits der lim am Altenberg hoch über Weimar entstand, einem Prachtbau, der das Schloss Trianon in Versailles zum Vorbild hatte.Die Großherzogin Sophie (1824-1897) hatte, nachdem Walther von Goethe als letzter Nachkomme am 15. April 1885 verstorben war, den schriftlichen Nachlass seines Großvaters Johann Wolfgang von Goethe in Empfang genommen. Nach der Anhörung des Notars sprach sie würdevoll: »Ich habe geerbt. Deutschland und die Welt sollen mit mir erben.«Am 28. Juni 1896 wurde das neue Goethe-und Schiller-Archiv eröffnet. Der 35-jährige Rudolf Steiner war an diesem Tag dabei. Die Festrede hielt der damalige Direktor Bernhard Suphan (1845-1911). Steiner war Suphan auch privat verbunden, der in der Altenburg an der Jenaer Straße lebte. Um dessen beiden Söhne kümmerte er sich oft, denn Suphan war schon zum zweiten Male verwitwet.
Zu Alexander Schaumann: ›Kunst und Wahrnehmung‹
»Wo steht die Kunst der Gegenwart? Welche Zukunftsaspekte lassen sich entdecken?« (S. 8). Mit dieser Frage untersucht Alexander Schaumann die Kunst der Moderne von Vincent van Gogh bis zu Joseph Beuys und ihre Vorläufer in der jüngeren Geschichte. So ist sein Blick stets auf ein Anfängliches gerichtet, das sich auf individuelle Weise Ausdruck zu schaffen sucht, durch den spezifischen »›Griff‹ des Künstlers in sein Material«, der ihm zum »Zauberstab« wird (S. 9). Dessen Bedeutung erschließt sich nach und nach durch die Einbettung in einen übergreifenden Entwicklungsstrom.
Zu den Ausstellungen: ›Kosmos Blauer Reiter. Von Kandinsky bis Campendonk‹ im Berliner Kupferstichkabinett und ›Kosmos Kandinsky. Geometrische Abstraktion im 20. Jahrhundert im Museum Barberini Potsdam
Etwas Besonderes bietet das Berliner Kupferstichkabinett auf dem Kulturforum: Zum ersten Mal in der Geschichte dieser Sammlung wird der eigene Bestand an Arbeiten des ›Blauen Reiters‹ Thema einer Ausstellung: ›Kosmos Blauer Reiter. Von Kandinsky bis Campendonk‹. Geprägt von vielfältigen Handschriften und künstlerischen Auffassungen, umfasst sie als Kern den Zeitraum von der Gründung des dem Expressionismus zugeordneten ›Blauen Reiters‹ durch Wassily Kandinsky (1866–1944) und Franz Marc (1880–1916) im Jahre 1911 bis zur Auflösung durch den Beginn des Ersten Weltkrieges 1914. Kandinsky musste als feindlicher Ausländer Deutschland verlassen. Franz Marc fiel 1916 als Soldat an der Front.
Zum Film ›Like a Complete Unknown‹ von James Mangold
Diesem Film gelingt ein doppeltes Kunststück: ›Like a Complete Unknown‹ erzählt den Werdegang Bob Dylans in seinen frühen Jahren auf eine Weise, die zur zweifachen Zeitreise wird: vergegenwärtigte Vergangenheit, die sich inspirierend zukunftsoffen zeigt.
Zu Philip Kovce: ›Wenn alles gesagt ist, beginnt das Gespräch‹
Aphorismen bezeichnen eine literarische Kurzform, die ihren Ausgang bei Heraklit und Hippokrates nahm und rund 2000 Jahre später namentlich durch Francis Bacon und Michel de Montaigne wiederbelebt wurde. Seither lassen sich eine Reihe formaler und inhaltlicher Merkmale des aphoristischen Schreibens benennen. Während noch bei Bacon Aphorismen der unsystematischen Darstellung philosophischer Lehre dienten, öffnet sich das Genre im 17. Jahrhundert zunehmend den Themen des gesamten inneren wie äußeren Lebens und schließt wissenschaftliche wie nichtwissenschaftliche Sachgebiete ein. Lebensweisheiten und Lehrsätze, Maximen und Reflexionen, Beobachtungen und Erfahrungen, Philosophisches, Anthropologisches und Psychologisches finden Eingang in pointierte und knappe, ungewöhnliche und originelle, antithetische oder paradoxe Formulierungen, die oft einen persönlichen Duktus haben. Auf diese Weise vermitteln viele Aphorismen neue Sichtweisen oder Deutungen der Welt.
Zum 800. Geburtstag von Thomas von Aquin (1225–1274)
Thomas von Aquin? Finsteres Mittelalter, 13. Jahrhundert, hat mit uns nichts mehr zu tun. So werden viele Menschen denken, die sich noch nicht eingehender mit dieser Individualität beschäftigt haben. Die Zeit der Scholastik steht heute ebenfalls in einem schlechten Ruf. Selten wohl fragt sich jemand, warum man nach so langer Zeit immer noch von Thomas von Aquin spricht. Vielleicht hat man von seiner ›Summa Theologica‹ gehört und von seinem starken Einfluss besonders in der katholischen Kirche, die damals begann, Häretiker zu verfolgen. Es war die Zeit, in der die Schriften des griechischen Philosophen Aristoteles (384–322 v. Chr.) wiederentdeckt wurden, die über die Araber zurück nach Europa gekommen waren. Bekannt sind der Philosoph Siger von Brabant (1240–1280) und der Hl. Franziskus, der den Orden der Franziskaner ins Leben rief. Ein Bettelorden, wie der 1216 von Dominikus (1170–1221) begründete Dominikanerorden. Auf einem hohen, kegelförmigen Berg bei der Stadt Cassino in Latium liegt das Benediktinerkloster Montecassino. Von der Terrasse schauen wir durch luftige Arkaden auf das umgebende Land. Nahebei erinnern viele Soldatenfriedhöfe an die schweren Kämpfe um den Berg im Zweiten Weltkrieg. Das Kloster wurde dabei weitgehend zerstört, bald jedoch wieder aufgebaut. Die weitere Aussicht auf das Land ist atemberaubend. Westlich im Mittagsdunst der bergigen Landschaft liegt Aquino, mehr zu ahnen als zu sehen, und einige Kilometer dahinter die Burg Roccasecca (trockener Fels), wo Thomas von Aquin um Neujahr 1225 geboren wurde und die nur noch eine Ruine ist.
Zu William Shakespeare: ›Ein Sommernachtstraum‹ am Forum Theater Stuttgart
Seit ich wusste, im Stuttgarter Forumtheater läuft der ›Sommernachtstraum‹, quälte sich meine Seele. Oder besser: Zwei Seelen in der Brust quälten einander. Die eine hatte einfach Lust hinzugehen: Wär das nicht schön, mal wieder ein klassisches Theaterstück zu sehen, das du seit 50 Jahren liebst und dazu in- und auswendig kennst? Eben, entgegnete die andere: Was soll’s? Das Bad in der Menge der Gefühle von vorgestern – was soll es anderes bedeuten als abzutauchen aus der aktuellen Weltlage? ›Ein Sommernachtstraum‹ – das hat uns doch wohl gerade wenig zu sagen!
Zur Ausstellung: ›Chagall‹ in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
In der Düsseldorfer Kunsthalle K 20 findet noch bis zum 20. August 2025 eine sehr schöne, mit vielen Hauptwerken bestückte Personalausstellung des weißrussisch-französischen Malers Marc Chagall statt (geb. 1887 in Witebsk, Russisches Kaiserreich, heute Weißrussland; gest. 1985 in Saint-Paul-de-Vence in Südfrankreich), eine Kooperation des Wiener Albertinum und der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Unter dem lakonischen Titel ›Chagall‹ sind Arbeiten aller Schaffensperioden zu sehen, mit Schwerpunkt auf den frühen Jahren des Künstlers zwischen 1910 und 1923.
Zur Ausstellung; ›Der Fluss bin ich‹ in Paderborn
›Der Fluss bin ich‹ – Wie bitte? Wieso bin ich der Fluss? – Vor mir liegt die Ankündigung einer Ausstellung, die am 28. Juni 2025 in Paderborn, »an der Pader« eröffnet werden soll. Es handelt sich dabei um den Fluss, der in etwa 200 Quellen inmitten der Stadt Paderborn entspringt, einer Großstadt, die ihn auf seinem 4,6 km langen Lauf ganz umfängt, ehe er in Paderborn-Neuhaus in die Lippe mündet bzw. die namengebende Lippe in die Pader mündet, die bei weitem mehr Wasser führt. Nach dem landläufigen Vorurteil, dass es immer das größere Gewässer ist, das den Namen gibt, müsste die mehr als 200 km lange Lippe, die bei Wesel als dessen letzter größerer Zufluss in den Rhein mündet, also Pader heißen!
Friedrich Nietzsche (1844–1900) zum 125. Todestag
Jede Zeit – und noch mehr jeder Leser – versteht Nietzsche wohl anders. Ein Philosoph, der auf seine Art einzig dasteht, viele Widersprüche aufweist, bei näherer Bekanntschaft mit seinem Werk jedoch den aufnahmebereiten Leser verwandelt, so dass er auch von Nietzsche ein anderes Bild bekommt.
Im Gedenken an Albrecht Haushofer (1903–1945)
Albrecht Georg Haushofer kam am 7. Januar 1903 in München zur Welt, als Sohn des königlich bayrischen Offiziers und Geografen Karl Haushofer (1869–1946) und der Martha Haushofer (1877–1946), Tochter des jüdischen, aber zum Katholizismus konvertierten Juristen und Tabakfabrikanten Georg Ludwig Mayer-Doss, der seiner Tochter und dem Schwiegersohn Karl zur Hochzeit 1896 ein Haus an der Giselastrasse 17 in München schenkte und ihnen später (1916) den Hartschimmelhof übergab. Albrechts jüngerer Bruder Heinz Konrad Haushofer kam am 19. Juni 1906 in München zur Welt. Albrecht war ein Winterkind (Steinbock), Heinz ein Sommerkind (Zwilling).
Im Gespräch mit Thomas Mann
Im Juli 2024 erschien aus berufenem Munde ein bemerkenswertes Statement zur allgemeinen Bedeutung der Literatur für die Selbstbildung des Menschen. Dabei handelte es sich um einen Brief des einige Monate danach verstorbenen Papstes Franziskus (1936–2025), der auf die Priesterausbildung bezogen war, wobei der Verfasser ausdrücklich feststellte, man könne die von ihm ausgeführten 44 Thesen im Hinblick auf »alle Christen« verallgemeinern!
Noch einmal zur Ausstellung ›Der Fluss bin ich‹ in Paderborn
In der letzten Nummer der Drei erschien unter dem Titel ›Stadt – Mensch – Fluss‹ ein Vorblick auf die Ausstellung ›Der Fluss bin ich‹. Der Fluss ist die Pader, der Ausstellungsort Paderborn. Wer den Artikel gelesen hat, wird sich die Frage stellen: Was wird denn unter diesem ungewöhnlichen Titel nun gezeigt? Inzwischen ist die Ausstellung eröffnet, ich war da, und mein Fazit – es sei vorweg gesagt – lautet: Ob mit oder ohne Ausstellung lohnt sich in jedem Fall eine Reise nach Paderborn, zur Pader und zu ihren Quellen! Denn dort erlebt man eine in Deutschland einmalige Symbiose von Stadt, Mensch und Fluss!
Zur Ausstellung ›Rendezvous der Träume. Surrealismus und deutsche Romantik‹ in der Hamburger Kunsthalle
In der Hamburger Kunsthalle ist noch bis zum 12. Oktober 2025 die Ausstellung ›Rendezvous der Träume. Surrealismus und deutsche Romantik‹ zu sehen, entstanden in Zusammenarbeit mit dem ›Centre Pompidou – Musée national d’Art Moderne‹ in Paris, das über 30 hervorragende Leihgaben zur Verfügung stellte. Mit insgesamt rund 300 Exponaten von über 80 Leihgebern auf 2000 qm Ausstellungsflächezeigt Hamburg eine zahlenmäßig große und künstlerisch exquisite Schau mit vielen emblematischen – oder wie man heute sagt: »ikonischen« – Kunstwerken. Anlass ist das 100-jährige Jubiläum der Veröffentlichung des von André Breton formulierten ›Surrealistischen Manifestes‹ am 15. Oktober 1924.
Zu Coleman Hughes: ›Farbenblind‹
Wer alt wird, wird nostalgisch. Neben dem, was der bekannten Weise gemäß im Rückspiegel immer vorteilhafter aussieht, fördert der rückwärtsgewandte Blick auch das eine oder andere zutage, das tatsächlich besser war. In den Sommerferien 1994 verkaufte ich Musik in einer Karstadt-Filiale in Hannover. Im Radio trällerte die afroamerikanische Sängerin Dionne Farris ihren Song ›Only Human‹ (›Nur ein Mensch‹). Michael Jackson war mit seinem Hit ›Black or White‹ (1993) noch populär, in dem er proklamiert, dass es keinen Unterschied mache, ob man schwarz oder weiß sei. Die Rede vom Menschsein, das uns alle jenseits derartiger Charakteristika verbindet, war Mitte der Neunziger tief in der Popkultur verankert. Sie gehörte zu den selten ausgesprochenen Leitmotiven meiner Jugend.
Zum 500. Todestag Friedrichs III des Weisen (* 17. Januar 1463 in Torgau Schloss; † 5. Mai 1525 in Annaburg)
Er wurde geboren zu einer Zeit, als das Mittelalter allmählich zu Ende ging. In seinem Wesen war er in vielem noch ein mittelalterlicher Mensch. Er beschützte die Reformation Martin Luthers und reifte an ihr zu einem modernen Menschen. Ihn prägten sein hoch entwickeltes Verantwortungsgefühl, intensive Frömmigkeit und sein Suchen nach Wahrheit. Friedrich III. wurde am 17. Januar 1463 auf Schloss Hartenfels in Torgau als ältester Sohn des Kurfürsten Ernst von Sachsen (1441–1486) und seiner Ehefrau Elisabeth (1443–1484), einer bayerischen Herzogstochter, geboren. Sein Geburtstag fiel auf den Gedenktag des Heiligen Antonius. Dieser »Vater der Mönche« aus dem 3./4. Jahrhundert spielte in seiner Frömmigkeit eine große Rolle. Die Burg Hartenfels war seit Jahrhunderten im Besitz der Wettiner. Friedrichs Vorfahren waren teilweise römisch-deutsche Könige und Kaiser gewesen (Staufer, Habsburger, Welfen, Hohenzollern, pommersche Greifen…). Seines Platzes im europäischen Hochadel war er sich sehr bewusst.