Der immerwährende Kalte Krieg
Zum 50. Todestag von Nelly Sachs (1891 – 1970) und zum Andenken an Kurt Kehrwieder (1928 – 2020)
Der vorliegende Essay ist zum einen ein Nachruf auf den am 25. Februar gestorbenen Kurt Kehrwieder, der dem Werk von Nelly Sachs auf ungewöhnliche Weise gedient hat. Zum anderen mag er ein Aufruf sein, diese – wie es Kehrwieder ein Anliegen war – nicht nur als eine Dichterin des jüdischen Schicksals im letzten Jahrhundert zu sehen, sondern sie auch als eine tief Eingeweihte in unser Menschheits-Schicksal lesen zu lernen, welche die »lebendig flutende Bilderwelt des ätherischen Raumes bewegen und […] in das Gewand der Erdensprache hüllen« konnte.
Zur Ausstellung ›Lebensmenschen. Alexej von Jawlensky und Marianne von Werefkin‹ im Museum Wiesbaden
Den Auftakt bilden zwei Selbstbildnisse. Das von Marianne von Werefkin (1910 – Abb. 1) ist im Münchner Lenbachhaus, der ersten Station dieser Ausstellung, zu Hause, das von Alexej Jawlensky (1912 – Abb. 2) im Museum Wiesbaden, wo sie planmäßig bis zum 12. Juli 2020 zu sehen ist und von wo aus sie auch durch Roman Zieglgänsberger konzipiert wurde. Beide Bildnisse sind von kräftiger Farbigkeit aus durchaus ähnlichen Paletten. Und beide haben nicht nur den akademischen Naturalismus des 19. Jahrhunderts hinter sich gelassen, sondern repräsentieren bereits vollgültig die gerade sich entwickelnde expressionistische Malweise. Doch damit enden auch schon die Gemeinsamkeiten. Marianne von Werefkins »behüteter« Kopf auf gestrecktem Hals schaut den Betrachter aus glühend roten Augen an. Während Alexej von Jawlenskys dunkle Augen in dem runden, fast kahlen Schädel, der mit kurzem dickem Hals dem Rumpf aufsitzt, prüfend auf den gerichtet erscheinen, der gerade malt – auf sich selbst. Er bleibt bei sich und scheint zu sagen: »Ich und die Farben sind eins.«
Zu Roland Halfen: ›Kunst und Erkenntnis‹
»Irgend eine Linie, die von rechts nach links geht, und die empfunden ist als Linie, so etwas ist wichtig!« – Worauf diese Bemerkung Rudolf Steiners abzielt, ist das Aufwachen für spezifische Qualitäten, die man erleben kann, wenn man beim Wahrnehmen eines Kunstwerks auf das eigene Tun und Empfinden achtet. Hierin bekundet sich bereits ein zentrales ästhetisches Anliegen Steiners. Wenn also von »Rudolf Steiners Ästhetik« die Rede ist, dann bezieht sich das nicht auf irgendwelche stilistischen Kategorien, die manche Menschen aus seinen Werken ableiten möchten: Roland Halfen widmet sich den grundlegenden Fragen, welche die ästhetische Erfahrung selbst sowie den Zusammenhang von Kunst und Erkenntnis betreffen. In seinem Buch lässt sich nachverfolgen, wie und zu welchen Einsichten Steiner auf dem Gebiet der Ästhetik kam.
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Zu Lutz Seiler: ›Stern 111 – Roman‹
›Stern 111‹, der neue Roman von Lutz Seiler, hat den Geisterpreis der (nicht stattgefundenen) Leipziger Buchmesse erhalten. Wie schon sein Vorgänger ›Kruso‹, der 2014 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde, landete er bald auf Platz 1 der ›Spiegel‹-Bestsellerliste. Das ist definitiv erstaunlich und auf jeden Fall tröstlich, denn es bedeutet viel in diesen Zeiten. Da draußen in der Welt der Slogans, Internet-Sprechblasen und Ghetto-Slang-Sprachgewohnheiten sind offenbar viele – Hunderttausende – am Leben, die noch Dichtung schätzen.
Zu Thomas Meyer: ›Wie Zwerge auf den Schultern von Riesen‹
In den letzten Jahren ist eine Reihe von Büchern erschienen, die sich historisch, spirituell und auch kritisch mit der Entwicklung der von Rudolf Steiner 1924 begonnenen Freien Hochschule für Geisteswissenschaft auseinandersetzen. Diese Tatsache offenbart das Bedürfnis vieler Menschen, ob sie nun Hochschulmitglieder sind oder nicht, sich mit dieser besonderen Einrichtung – der Michaelschule – zu befassen, zumal mit den Irrungen und Wirrungen der sie tragenden Menschengemeinschaft. Damit hat ein Gespräch begonnen, das sehr offen ausgetragen wird und zum Ziel hat, Klarheit über die Vergangenheit dieser Schule zu gewinnen, aber auch Weichen für die Zukunft zu stellen – eine Zukunft, die freilich erst dann richtig Gegenwart werden kann, wenn diese Bemühungen im Geiste Michaels geschehen.
Zu Peter Selg: ›Die Auseinandersetzung mit dem Bösen‹
Peter Selg hielt im Mai 2019 in Zürich einen Vortrag vor Mitgliedern der ersten Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft, in dem die Bedeutung der Mächte des Bösen für den Schulungsweg dieser 1923/24 erneuerten esoterischen Schule eingehend untersucht wird. Der hier besprochene schmale Band gibt das Autoreferat dieses Vortrages wieder.
Zum Urbild und Selbstverständnis der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. Eine Neuerscheinung
Die Frage nach den Zielsetzungen und Aufgabenstellungen der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft fast einhundert Jahre nach ihrer Begründung bietet neben der Frage nach dem Selbstverständnis der von Rudolf Steiner inaugurierten Freien Hochschule für Geisteswissenschaft Raum für unterschiedliche Beobachtungen, Deutungen und Urteilsbildungen. Gleichwohl unterliegen Zielsetzungen und Intentionen von Weihnachtstagungsgesellschaft und Hochschule keiner Beliebigkeit, sondern wurden in Gestalt der sogenannten Gründungsstatuten der Nachwelt übermittelt. Offenbare Geheimnisse ihres auf den ersten Blick eher unscheinbaren Gehalts sollen im Folgenden freigelegt werden, ehe sich der Rezensent einigen, ihm besonders erörterungsbedürftig erscheinenden Aspekten eines kürzlich erschienenen Sammelbandes zur freien Hochschularbeit widmet.
In unseren kleinen Schwerpunkt zu Hochschulfragen passt das vorliegende Interview, in dem Johannes Greiner von Florian Zebhauser nach seinem Bild von Anthroposophischer Gesellschaft und Hochschule befragt wird. Ihr Gespräch ist ein Ringen mit der Frage, ob die aus der geistigen Welt mitgebrachten Verjüngungsimpulse – die gerade jüngere Menschen in sich tragen – sich mit der Anthroposophischen Gesellschaft und Hochschule werden verbinden, bzw. wie und ob sich diese Institutionen werden wandeln und öffnen können.
Zur Entwicklung der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft nach Rudolf Steiners Tod
Am 21. Januar 1931 schrieb die Leipziger Zweigleiterin Elise Wolfram, die sich seit vielen Jahren für medizinische Fragen interessierte, an Ita Wegman. Wolfram hatte Bücher über Paracelsus und über die Psychoanalyse geschrieben und sich für die Anthroposophische Medizin in Leipzig eingesetzt. Wegman wiederum hatte im Oktober 1930 eine Klassenstunde in Leipzig gehalten, die von den Mitgliedern des Goethe-Zweiges dankbar aufgenommen worden war. Nun fragte Wolfram, die von den anderen Leipziger Zweigen in der damals üblichen Vereinfachung als Anhängerin Wegmans angesehen wurde, ob diese nicht weitere Klassenstunden in Leipzig halten könne. Wegmans Antwort erfolgte recht bald. Am 12. Februar 1931 schrieb sie an Wolfram, dass sie im Augenblick keine Stunden halten wolle: »Ich werde es ganz sicher einrichten zu kommen, wenn einmal mehr Stabilität eingetreten ist in den jetzt herrschenden Verhältnissen, überall in Deutschland und auch hier. Ich glaube nicht, daß es gut ist, jetzt Klassenstunden zu halten.« 1931 waren also die Nichtanerkennung, Verdächtigung und gegenseitige Unterminierung der Anthroposophen untereinander bereits so weit fortgeschritten, dass ein tatkräftiges Mitglied des Dornacher Vorstandes bezweifelte, dass es in einer solchen Situation gut sei, Klassenstunden zu halten!
Gedanken zur aktuellen Menschheitskrise
Das heute global vorherrschende materialistische Denkmilieu hat der Bewirtung einer Weltanschauung Vorschub geleistet, innerhalb derer sich auch die Vorstellung von so etwas wie einem »Virus« in unser Denken, Fühlen und Wollen eingenistet hat. Sowohl diese Vorstellung als auch das aktuell damit in Zusammenhang gebrachte Krankheitsbild entspringen derselben unwahrhaftigen Fehlausrichtung unseres Denkens. Dieses Fehldenken ist die Grundlage für die Krise, in der sich die Menschheit aktuell befindet. Indem im vorliegenden Aufsatz das materialistische Denkmilieu infrage gestellt wird, soll er einen Boden dafür bereiten, auf dem wir stattdessen zu Wirten für Wahrheit und Gesundheit gedeihen können:• Er will den Weg eines spirituellen (nicht materialistischen) Verständnisses der gegenwärtigen Corona-Krise aufzeigen;• er hinterfragt die Denkweise, Viren als Krankheitserreger aufzufassen;• und er will einen Beitrag zur Entängstigung und Normalisierung leisten:a) indem aufgezeigt wird, was wir als Menschen tun können,um gesund zu bleiben;b) indem der Blick von der Angst vor dem Virus auf ein Vertrauen in das Leben und in eine göttlich-geistige Führung der Menschheit umgelenkt wird.
Zum Umgang der Menschheit mit dem Corona-Virus
Große Teile der Menschheit lassen sich gegenwärtig durch das Auftreten des neuartigen Corona-Virus in Angst und Schrecken versetzen. Zahlreiche Länder dieser Erde führen ihr soziales und wirtschaftliches Leben nur mehr in sehr eingeschränkter Form weiter. Veranstaltungen müssen abgesagt werden, Restaurants müssen schließen, Versammlungen sind verboten. Kurz: Wir können erleben, wie sich in eigentlich demokratischen Staaten mehr oder weniger stark autoritäre Tendenzen geltend machen. Und wir sehen mit Erstaunen, wie bereitwillig das von den Menschen akzeptiert wird.
Eine Zwischenbetrachtung zum Zeitgeschehen
Das Rechtsleben reduziert sich auf ein Machtleben, wenn es nicht in richtiger Weise Impulse aus dem geistigen Leben empfängt. Aufgabe der Waldorfpädagogik ist es, das Augenmerk auf die Entwicklung des mittleren Menschen zu lenken. Gelingt dies in der Schulzeit nicht, so sind die Menschen äußeren Bildern schutzlos ausgeliefert. In dieser Zwischenbetrachtung wird gezeigt, wie das Rechtsempfinden gegenwärtig in ein Angst-Empfinden umschlägt, das die Demokratie zerstört. Und anhand eines Beispiels aus dem freien Geistesleben wird angedeutet, auf welchem Wege Heilung möglich ist.
Wenn der Krieg die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln ist – was ist dann Politik? Ein »schmutziges Geschäft«? Wir unterlegen »Politik« wohl eher mit negativen Vorstellungen, vor allem sehen wir das taktierende Durchsetzen von »Interessen« und den polemischen Kampf um Mehrheiten. Parteien suchen im Wettbewerb um »Stimmen« einen »Markenkern« zu profilieren. Ihre Vertreter sprechen weitgehend in feststehenden Wortgebilden. Als »Bürger« üben wir die »Macht, die vom Volke ausgeht« dadurch aus, dass wir ein Parteiprogramm wählen, in dem Gesetzesvorhaben angekündigt werden. Sie werden dann in der Regel so gar nicht realisiert, weil sie nicht durchsetzbar sind oder in einem mehrheitsfähigen Kompromiss münden. Wir erleben deutlich, dass drängende gesellschaftliche Fragen nicht mit Parteimeinungen und -denkweisen beantwortet werden können. Eine »Antwort« auf diese Verhältnisse ist die zunehmende, auch unterschwellige Staats- und Politikverdrossenheit. Dessenungeachtet erfährt die staatlich gewährleistete Rechtssicherheit in der Verankerung durch das Grundgesetz und dessen Sicherung durch das Bundesverfassungsgericht unsere Wertschätzung (oder sollte es jedenfalls).
Die erweiterte Demokratie – Teil V
Weil sie sich von einer Obrigkeit befreien und an ihren eigenen Ideen orientieren möchten, streben Menschen nach Demokratie. Zu diesem Zweck erobern sie das Gewaltmonopol, das zuvor in den Händen einiger weniger lag. Nicht der Wille eines Alleinherrschers, sondern der gemeinsame Beschluss einer Mehrheit solldurchgesetzt werden. »Partizipation« im demokratischen Sinn bedeutet daher zunächst Teilhabe an der Macht, soweit sich diese auf das Gewaltmonopol stützt. In den Worten Rainer Mausfelds: »Demokratie ist die Vergesellschaftung von Herrschaft und die Unterwerfung der Staatsapparate unter den Willen der Bürger.« Mit dem Übergang der Staatsgewalt von den ehemaligen Herrschern auf das Volk ist das demokratische Ideal allerdings noch nicht realisiert. Vielmehr muss das Volk die Wirkungsrichtung der Staatsgewalt umkehren, sobald es ihrer habhaft geworden ist. Eine echte Demokratie definiert nicht, was der Einzelne tut oder wie er es tut, sondern sie schützt sein Recht, dies selbst zu entscheiden. Gewalt wird nur dann angewandt, wenn die freie Entfaltung des einen das Recht des anderen verletzt, dasselbe zu tun – also stets zur Wiederherstellung individueller Gestaltungsräume. Das ist die eigentliche Idee der Menschenrechte. Diese und alle anderen Rechte, die mit ihnen in Einklang stehen, sind eine noch unbestimmte Möglichkeit individuellen Urteilens und Handelns und haben somit die Zurückweisung jedes demokratischen Urteils über das konkrete Handeln des Einzelnen zum Inhalt.
Am 9. Mai (dem 99. Geburtstag von Sophie Scholl) war ich zum dritten Mal auf der Stuttgarter Demonstration für die Aufhebung der Corona-Maßnahmen und die Wiederherstellung der Grundrechte. Trotzdem bin ich kein Verschwörungstheoretiker. Ich bin auch kein kategorischer Impfgegner, trage keinen Aluhut, rechne mich weder zum rechten noch zum linken Rand des politischen Spektrums, bezeichne mich im üblichen Sinne nicht als »Esoteriker« und bin auch kein Antisemit.
Lebensbedingungen eines Virus
Im Schweizer ›Tagesanzeiger‹ vom 17. April schreibt Kia Vahland, dass es hinsichtlich der kulturellen Bedeutung der Maske – ›Stoff der Zukunft‹ ist der Artikel überschrieben – eines ideologischen Abrüstens bedürfe. Das Tragen von Masken sei ein Zeichen der Hoffnung, die Maske eine »Vorbotin eines möglichen Sieges über die Seuche«. Doch wer Dankbarkeit für ein offenes menschliches Gesicht zu empfinden vermag, wer Ehrfurcht hat vor dem Antlitz des Individuums, wer Freude und Freiheit erlebt unter einander freundlich anlächelnden Mitmenschen – der kann eigentlich nichts Zukünftiges in der gegenwärtigen Entwicklung erkennen, auch wenn die Verordnung oder Empfehlung, eine Maske zu tragen, vom Kopf her als solidarische und der allgemeinen Sicherheit dienende Tat verstanden wird. Das unmittelbare Erlebnis von maskierten Bürgern, von Gleichschaltung und Anonymität, spielt der guten Absicht indes fortwährend einen Streich. Wer muss sich nicht einen Ruck geben, um sich in solch einer Umgebung, in solch einer Art Alltag mit seinen Nächsten wirklich frei und wohlzufühlen? Es strahlt unwillkürlich etwas Unangenehmes und Negatives aus, das zuallererst Kinder spüren und intuitiv als Verstörung und als angstmachend erleben. Was mag es in ihrem Innerem anrichten, wenn sie die Welt als maskiert erfahren, die Maske als das kühl Normale und nicht das spielerisch Verzaubernde? Vor allem, wenn sie auch selbst eine solche Maske aufsetzen müssen.
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Zum Umgang mit der Corona-Pandemie in der Türkei
Männer in Ganzkörperschutzanzügen vor einem Tankwagen spritzen menschenleere Straßen ab. Bilder aus den ersten Corona-Tagen in der Türkei – d.h. nach der Meldung des ersten offiziellen Infektionsfalls am 11. März – zeigten so großflächige wie beliebige Desinfizierungsaktionen im öffentlichen Raum, angeordnet mit dem ersten Corona-Erlass vom 13. März. Bilder, die staatliche Fürsorge und Sicherheit suggerierten, wo im Grunde keine war. In der Türkei verschärft die Corona-Pandemie vor allem die Wirtschaftskrise und die Krise des Vertrauens in Staat, Politik und Medien. Lange herrschte die auch staatlicherseits propagierte Auffassung von einer Art nationaler Immunität vor, manche behaupteten gar, Türken seien genetisch weniger anfällig für das Virus. Erinnerungen an die Zeit nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl kamen hoch, als Deutschland den Import von Haselnüssen aus der mutmaßlich radioaktiv verseuchten Schwarzmeerregion stoppte, ein türkischer Minister aber vor die Kameras trat, demonstrativ Tee derselben Provenienz trank und sich brüstete: »Uns kann nichts geschehen.«
Die Corona-Pandemie hat im vorliegenden Heft unübersehbare Spuren hinterlassen. Denn eigentlich sollte im Juni das von der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland initiierte Kongress-Festival zum Thema ›Soziale Zukunft‹ stattfinden, und wir wollten zu diesem Anlass ein passendes Heft zusammenstellen ...
Philosophie der Begegnung in Freiheit
Zwei internationale Tagungen am Goetheanum
Vom 30. Januar bis 2. Februar und vom 5. bis 8. Februar 2020 fanden am Goetheanum in Dornach zwei große internationale Tagungen mit insgesamt über 1.000 Besuchern aus aller Welt statt, über die hier berichtet werden soll. Hatte bislang noch keine Sektion der Freien Hochschule die Klima-Krise zum Gegenstand einer öffentlichen Tagung gemacht, so ist es den Initiatoren der Jugend-Sektion, Johannes Kronenberg, Andrea de la Cruz, Rocio Ferrera, Ioana Viscrianu, und ihrer Leiterin Constanza Kaliks zu verdanken, dass dieses brennende Thema endlich auch von anthroposophischer Seite aus beleuchtet werden konnte.
Vor 50 Jahren starben Nelly Sachs und Paul Celan
Sie haben sich Briefe geschrieben, von Stockholm nach Paris, von Paris nach Stockholm, eine bewegende Korrespondenz, ein »Meridian des Schmerzes und des Trostes«.
Am 19. Mai 2020 wäre die anthroposophische Ärztin und Schriftstellerin Lore Deggeller 100 Jahre alt geworden. Sie verstarb im hohen Alter am 8. Mai 2016.
Ein anthropologischer Gesichtspunkt zur gegenwärtigen Lage
Die nachhaltigen Einschnitte, von denen unser gesellschaftliches Leben seit Mitte März betroffen ist, werden derzeit noch mit sehr unterschiedlichen, teilweise betont drastischen Schlagworten belegt; wir wollen für diese kleine Auseinandersetzung das eher allgemeingültige und abstrakte Wort Krise gebrauchen, freilich nicht ohne den Verweis auf die weitsichtige Charakterisierung im Wörterbuch der Brüder Grimm: »die entscheidung in einem zustande, in dem altes und neues, krankheit und gesundheit u.ä. mit einander streiten«.
Die soziale Dreigliederung als Aufgabe der Waldorfpädagogik – Teil II
Der erste Teil dieser Serie ist der Frage nachgegangen, inwiefern die Erziehung im ersten Jahrsiebt die Entwicklung eines freien Geisteslebens im späteren Erwachsenenalter begünstigen oder behindern kann. Der zweite Teil verfolgt dieselbe Frage in Bezug auf das zweite Jahrsiebt und das Rechtsleben. Die Brücke zwischen dem Rechtsleben und der Erziehung im zweiten Jahrsiebt führt über ein Verständnis der Atmungs- und Kreislaufprozesse. Wenn es gelingt, der Entwicklung dieses mittleren Systems im Menschen mehr Aufmerksamkeit zu widmen, kann sich auch auf gesellschaftlicher Ebene, zwischen Geistesleben und politischem Staat, ein mittlerer Bereich ausbilden.
100 Jahre Anthroposophische Medizin
100 Jahre Anthroposophische Medizin. Wir begehen dieses Jubiläum in einer Zeit der Pandemie (von griech. pandēmia = das ganze Volk). Nicht nur das ganze Volk eines Landes, sondern die Weltgemeinschaft steht unter Schock durch ein Virus. Es betrifft uns – mehr oder weniger direkt – alle, weltweit. Millionen von Menschen gelten als gefährdet durch ein Virus, das aller Wahrscheinlichkeit nach von Fledermäusen, womöglich über weitere Wirtsorganismen, hin zum Menschen gelangt ist und sich nun pandemisch ausbreitet. Mit der Corona-Krise wird ein Vorhang gelüftet. Dem Blick öffnet sich eine Art Fratze, ein Gesicht, das in seiner Versehrtheit bloßliegt. Wir blicken auf die Züge einer Gesellschaft, einer Medizin und eines Gesundheitswesens, wie wir das sonst nur punktuell tun, wenn überhaupt.