Artikel von Ute Hallaschka
Man könnte neuerdings jeden Tag mit einem persönlichen Wahrspruch beginnen – jetzt, wo der Zusammenbruch, ob privat oder weltpolitisch, nahezu Normalität geworden ist.Wer nicht zusammenbrechen will, muss sich aufrecht erhalten! Das wäre so ein Spruch, ohne den man kaum noch durch den Tag bis zum Abend kommt. Aber es geht auch kleiner, konkreter, bescheidener. Sich zu sagen: Bleib ein Stündchen auf dem Sofa liegen und schone aktiv deine Nerven – oder: Iss ein Häppchen und tröste deine Galle, dass sie nicht überläuft. Sich um den eigenen Körper kümmern als Seelenwächter, damit der Geist weiter darin leben kann – oder anders herum? Wie auch immer: Es ist in diesen Zeiten zur Arbeit geworden, am Leben zu bleiben. Als ein halbwegs intaktes, integres Lebewesen. Geschweige denn als schöpferisches Geschöpf. Wer das sein, bleiben und werden will, hat genug damit zu tun.
Zu Alexej Nawalny: ›Patriot‹
Ich habe mich ein wenig gefürchtet vor diesem Buch. Dass wieder geschehen könnte, was Veröffentlichung in medialen Zeiten allzu oft bedeutet: Ausschlachtung! Dass ein Menschenleben auf dem Marktplatz ausgebeutet wird, wo Konsum und Sensationsgier die Lebenden wie die Toten schänden. Aber so ist es nicht – Gott sei Dank! ›Patriot. Meine Geschichte‹, die Autobiografie von Alexej Nawalny, erschienen im S. Fischer Verlag, ist ein Buch der Wunder.