Artikel von G. Alfred Kon
Zur Ausstellung ›Florenz und seine Maler. Von Giotto bis Leonardo da Vinci‹ in der Alten Pinakothek in München
In der am meisten »italienischen« Stadt Deutschlands lässt sich gegenwartig eine Zeitreise zu den Ansätzen der Renaissance machen: Die Alte Pinakothek zeigt – in durch Verdunkelung und gedämpfte Beleuchtung zu Andachtsräumen mutierten Sälen – den Weg der Farb- und Themenentwicklung der florentinischen Malerei, welche von der kirchlichen Bindung aller Kunst in die mit dem Selbstbewusstsein des Einzelnen rechnenden frühen Neuzeit mündete. Exemplarisch für diesen Schwellengang steht innerhalb der reichen Fülle an Exponaten dominant eine Reihe von Porträts, sowohl plastische wie gemalte, aus denen uns das nüchterne Selbstbewusstsein in der typisch florentinischen Formvollendung entgegenblickt, umhaucht von der ganzen Frische eines Menschheitsfrühlings.
Ein Schwarz-Weiß-Märchen als Film von Fernando Trueba
Rembrandt zum 350. Todestag
Zum 400. Geburtstag Rembrandts im Jahr 2006 hat der Verfasser zwei ausführliche Beiträge zu Rembrandts Leben und Werk in dieser Zeitschrift veröffentlicht. Das 350. Todesjahr ruft eher die Frage nach dem Weiterwirken des Lebensimpulses dieses Giganten der Malkunst wach.
Zu ihrem 100. Geburtstag am 28. Mai 2023
Der Christian Mellinger Verlag in Stuttgart gab in den Siebziger Jahren einige Bände zum Keltischen Kulturkreis erneut heraus, die ursprünglich im eher privaten Are-Verlag von Ernst Karl Plachner zwischen 1955 und 1958 erschienen waren. Man staunte, dass von einer so tiefgründig in das Wesen der Keltischen Mythologie eingedrungenen Forscherin keine weiteren Werke erschienen – bis man Anfang des neuen Jahrtausends eher zufällig erfuhr, dass die Autorin Maria Christiane Benning bereits 34-jährig verstorben war, als Lehrerin an der Wuppertaler Waldorfschule. Sobald daraufhin Nachrufe und sehr frühe Bändchen ihrer Lyrik aufgestöbert wurden, musste man immer mehr ins Staunen geraten, denn die kurze Biografie wies Bemerkenswertes auf.
Zum 200. Geburtstag Herman Melvilles (1819–1891)
Herman Melvilles ›Moby Dick‹ (1851) wurde durch Diether Lauensteins Studie ›Das Geheimnis des Wals‹ (1973) überzeugend als »Mysterienroman« nachgewiesen. Lauenstein, ein gründlicherKenner der Mysterien von Eleusis, empfahl ausdrücklich die Lektüre seiner Studie, ehe man sich auf die »Große Fahrt« dieses Romans begibt. Der Leser sei vor Melville gewarnt, der ihn mit seinem genial-weitschweifigen Stil auf skurrile Weltreisen mitnimmt. In einer Textprobe vom Ende des ersten Kapitels kommt einem bereits sein Sinn für Rhythmus und imaginative Sprache entgegen: »In Anbetracht dieser Gründe also war die Walfangreise willkommen; die großen Schleusentore der Wunderwelt schwangen auf, und in den wilden Wahngebilden, die mich neuen Vorhaben entgegenschwenkten, trieben sie Paar um Paar in meine innerste Seele, endlose Prozessionen des Wales, und in ihrer aller Mitten ein einzelnes großes vermummtes Phantom, gleich einem Schneeberg in den Lüften.« Wer war der Mensch, der solche Sätze prägte, wie kam er zu seinem Werk und wie – umgekehrt – prägte es ihn? Was kann ein »Mysterienroman« für uns heute bedeuten? Und was hat er insbesondere für Melvilles Heimat, die Vereinigten Staaten von Amerika für eine Bedeutung?
Odilon Redon in der Fondation Beyeler