Artikel von Andreas Neider
Zur zweiten Transhumanismus-Tagung der Sektion für Schöne Wissenschaften
Paradoxien der Digitalisierung am Beispiel des autonomen Fahrens
Auf keinem anderem Felde wird für die totale Digitalisierung des menschlichen Lebens auf der Erde so verbissen, mit so viel Innovationswut und zugleich mit den allergrößten Illusionen gekämpft und gestritten wie auf dem Gebiet der Digitalisierung des Autofahrens, dem sogenannten »automatisierten« oder »autonomen« Fahren. Dabei steht nichts mehr und nichts weniger auf dem Spiel als des Menschen und insbesondere der Deutschen liebstes Spielzeug: das Automobil! Und über alledem schwebt wie ein unaufhaltbarer Wahn die postulierte Notwendigkeit der 5G-Mobilfunktechnologie als das absolute sine qua non dieser technologischen Transformation der Mobilität.
Zur Abwesenheit eines öffentlichen Diskurses über die Ziele der Digitalisierung in Deutschland
»Die Digitalisierung«, so heißt es in einem Merkblatt des ›Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung für Globale Umweltveränderungen‹, »wird vielfach als unaufhaltsamer, sich beschleunigender Prozess erlebt und dargestellt. Sie ist aber keine ›Naturgewalt‹, sondern eine von Menschen vorangetriebene Entwicklung. Sie kann und sollte daher gestaltet werden. Damit dies gelingen kann, müssen die Prozesse und Auswirkungen dieser technischen Revolution von den gesellschaftlichen Akteuren verstanden und ihre Verursacher*innen und Treiber transparent gemacht werden. Wir brauchen Räume für die Diskussion darüber, wie die Digitalisierung mit gesellschaftlichen Zielen verbunden werden kann und welche Rollen öffentliche und private sowie lokale und globale Akteure dabei spielen sollten.«
Zu Hartmut Rosa: ›Unverfügbarkeit‹
Hartmut Rosa muss spätestens seit seinem Opus magnum ›Resonanz‹als der gegenwärtig wohl meistgelesene und einflussreichste deutsche Soziologe gelten, der nicht ohne Grund Direktor des ›Max-Weber-Kollegs‹ in Erfurt ist. In seinem neuen, auf zwei in Graz im Frühjahr 2018 gehaltenen Vorlesungen beruhenden Buch verdichtet er seine Weltsicht und Gesellschaftskritik im Hinblick auf sein Resonanzkonzept und macht uns dieses – auch im anthroposophischen Sinne – noch interessanter.
Zum IV. Kongress ›Meditation und Wissenschaft‹
550 Teilnehmer waren am ersten Adventswochenende 2018 nach Berlin zum vierten Kongress ›Meditation und Wissenschaft‹ unter dem Titel: ›Meditation zwischen Abgrund und Nirvana‹ gekommen und diskutierten vor allem zwei Fragen: Wieweit lässt sich die Meditation – unter der in diesem Kontext grundsätzlich die buddhistisch inspirierte Achtsamkeits- oder die säkularisierte Zen-Meditation verstanden wird – zu Zwecken der Selbstoptimierung nutzen? Und: Wieweit wird das, was mit dieser Art der Meditation ursprünglich gesucht wurde, nämlich ein tieferes und wahres Verstehen der eigentlichen Natur der Welt und damit auch des eigenen Selbst, dadurch verraten, dass man Achtsamkeit im Sinne eines wirtschaftlichen und gesundheitlichen Effektivitätsdenkens instrumentalisiert? Der Kongress sollte mithin ein Statement gegen »Achtsamkeit light« sein.