Die Kunst und das Übersinnliche
Das Verhältnis von Joseph Beuys zu Rudolf Steiner und zur Anthroposophie ist bis heute ein heikles Thema. Auch in diesem Jahr, wo man den 100. Geburtstag des Künstlers zum Anlass nimmt, ihn noch einmal zu würdigen, wird es eher verschwiegen oder zur Polemik benutzt als differenziert ausgelotet. Kunsthistoriker und ehemalige Mitarbeiter von Beuys halten sich in diesem Punkt auffällig zurück und spielen dessen starke Verbindung zur Anthroposophie gern herunter. Das hat sicher auch damit zu tun, dass die esoterische Weltsicht Steiners bis heute von einem Schatten umwölkt ist, dem viele lieber aus dem Weg gehen möchten. Waldorfschulen oder ›Demeter‹-und ›Weleda‹-Produkte werden zwar in der Öffentlichkeit durchaus geachtet, aber die Anthroposophie gilt vielen immer noch als dubiose Okkult-Lehre mit rassistischen Untertönen, die im Widerspruch zu unserer aufgeklärten Welt steht. Dazu hat auch die Beuys-Biographie des Schweizer Autors Hans-Peter Riegel beigetragen, der 2013 versuchte, Beuys als »braun« angehauchten Künstler zu entlarven, der seine Inspirationen dem »völkisch-nationalistischen Wertekanon« von Rudolf Steiner zu verdanken habe. Jüngst hat auch ›Der Spiegel‹ diese Vorwürfe wieder aufgegriffen und Steiner sogar in die Nähe zu dubiosen »Querdenkern« unserer Tage gestellt, die etwa als Verschwörungstheoretiker oder QAnon-Anhänger die Corona-Maßnahmen der Regierung bekämpfen. In dem Artikel wird behauptet, dass Beuys »seine Weltanschauung beim Großesoteriker Rudolf Steiner regelrecht abgeschrieben« und dessen völkischen »Geisterglauben ans Deutsche« mit seinem Werk fortgesetzt habe. Solche plakativen Anschuldigungen wie auch das Herunterspielen des anthroposophischen Hintergrundes des Künstlers an anderer Stelle zeigen nur die große Verlegenheit gegenüber dem komplexen Thema »Beuys und Steiner«, was ich zum Anlass nehmen möchte, einmal genauer hinzuschauen.
Annäherungen an die deutsche Volksgeistigkeit zum 100. Geburtstag von Joseph Beuys
Die Stadt Utrecht in Holland war im 7. Jahrhundert ein Zentrum der iroschottischen und später der angelsächsischen Mission. Der Heilige Willibrord wirkte hier und wurde der erste Bischof von Utrecht. Bonifatius, der Willibrord aus England kannte, lernte bei ihm, als er seine Missionstätigkeit auf dem Kontinent begann. Die Friesen nördlich und nordöstlich von Utrecht, die sich lange der Christianisierung widersetzten, wurden von hier aus missioniert. Bonifatius – damals noch unter seinem Geburtsnamen Winfried – begann 716 in Utrecht seine Missionstätigkeit und beendete sie auch dort. 754 fand er, der als Apostel der Deutschen verehrt wird, bei Dokkum in Friesland einen gewaltsamen Tod. In Utrecht traf ich auch vor einiger Zeit einen 90-jährigen ehemaligen Waldorflehrer, der die Überzeugung vertrat, dass man, ohne die Bonifatius-Geschichte und die Bedeutung der Iroschotten im 6., 7. und 8. Jahrhundert zu kennen, die Verehrung Adolf Hitlers, dessen Machtergreifung und das nationalsozialistischen Terrorregime nicht verstehen könne. Damit sprach er etwas aus, das in meiner Seele lebte, und ermöglichte mir, meine Gedanken zu diesem Thema darzustellen.
Solche Ereignisse, wie wir sie jetzt erleben, welche die Welt und jeden Einzelnen in einer Weise in Atem halten, derer er sich kaum zu erwehren weiß, ist ein Hinweis darauf, dass sich im Innern der menschlichen Seele bedeutungsvolle Entwicklungen vollziehen. Eine zunehmende Dramatik im äußeren, gesellschaftlichen und politischen Leben weist immer auf innere Dramen hin, die nur weniger offensichtlich sind, weil sie sich im geheimen Licht der Seele ereignen. Dieser Zusammenhang zwischen den Ereignissen der inneren, seelischen Welt und der äußeren wird dadurch verschleiert, dass die Trennung, die wir zwischen innerem und äußerem Leben ziehen, eine künstliche ist, die aber mit großer Schärfe gezogen ist. Das menschliche Subjekt wird so betrachtet, als hätten seine inneren Erlebnisse, seine Motive, Gefühle und Gedanken keine konkrete Wirkung auf die äußeren sozialen Lebenszusammenhänge; das ist aber eine Einengung und Missachtung der seelisch-geistigen Wirkungen, die von jeder Individualität ausgehen.
Geisteswissenschaftliche Aspekte zur Coronakrise
Der Mensch im Bewusstseinsseelenzeitalter entfaltet sich durch eigenständige Bewegungen in Denken, Empfindung und Willensgestaltung. Immer mehr gilt, dass jetzige (undkünftige) Probleme ihren Ausgangspunkt in der Unterlassung prinzipiell möglicher, aber nicht zwingend notwendiger Freiheitsschritte haben. Dieser Zusammenhang bestimmtmöglicherweise auch die Dynamik der Coronakrise. Der Autor des vorliegenden Aufsatzes ist sich darüber bewusst, dass die Konzentration auf ganz bestimmte, gleichwohlwichtige Aspekte dem Ausmaß der gegenwärtigen Problematik nicht gerecht werden kann. Die Ausführungen stehen somit unter einem gewissen Vorbehalt.
Zu Mirela Faldey & David Hornemann von Laer: ›Im Spannungsfeld von Weltenkräften‹
Es hat lange gedauert, bis dieses Buch erscheinen konnte. Und nun ist es genau zum richtigen Zeitpunkt herausgekommen, inmitten der Corona-Krise, während der das »Spannungsfeld von Weltenkräften«, um das es hier geht – der Mensch zwischen Luzifer und Ahriman – deutlich erlebbar ist. Was jetzt vorliegt, hat Gewicht – zunächst im wörtlichen Sinne: Mit seinen 536 Seiten und einem Format von 30,5x28,3x5 cm bringt es 4,5 Kilogramm auf die Waage!
Zu Besuch im ersten Goetheanum (als Modell)
Ich kann es kaum glauben: Ich verlasse nach einer gefühlten Ewigkeit wieder mein Haus, sitze im Zug und fahre nach Dornach … Ich weiß noch, wie ich das erste Mal hinfuhr, mit 21 Jahren, als ahnungsloser Neuankömmling in der Anthroposophie, und völlig verblüfft vor dem Goetheanum stand. Niemand hatte mich auf diesen Betonbau vorbereitet. Ein Elefantenhaus, dachte ich, und das war keineswegs respektlos gemeint. Eher als hilfloser Versuch, das Große, das damit zusammenhing, zum Ausdruck zu bringen. Aber Beton? Der kam in der romantischen Flower-Power-Welt von damals nur als Inbegriff der Nüchternheit vor. Gehwege und Gesamtschulen gab es aus Waschbeton. Ich war ratlos.
Manfred Kyber und sein Rückzug aus der anthroposophischen Bewegung
In dieser Zeitschrift erscheinen regelmäßig Gedichte des baltendeutschen Schriftstellers Manfred Kyber (1880–1933), auch Würdigungen seines Lebenswerkes wurden hier immer wieder veröffentlicht. Bekannt ist er als Verfasser von Tiergeschichten und Märchen, denen eine esoterische Weltsicht zugrunde liegt. 1911 lernte Kyber in Berlin Rudolf Steiner kennen und wurde bald darauf Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft. Weil er diese immer mehr als sektiererisch empfand, distanzierte er sich 1923 von ihr, trat aber nicht aus. Die Beweggründe seines Rückzugs gehen aus einem seiner Bücher hervor, und in krasser Deutlichkeit legte er sie in einem Brief an Steiner dar. Wenn im Folgenden aus diesem Brief zitiert wird, dann vor allem aus zwei Gründen: Erstens steht er exemplarisch für die Haltung einer ganzen Reihe unabhängiger Anthroposophen, die öffentlich bekannt und anerkannt waren, sich aber nach einer Zeit der Mitwirkung von der organisierten Anthroposophie fernhielten; und zweitens, weil manche von Kybers Kritikpunkten keineswegs überholt sind. Eine Antwort Steiners ist nicht bekannt. Hält man sich vor Augen, wie oft Steiner selbst manches Verhalten seiner »lieben Freunde« missbilligte, darf man aber annehmen, dass er Kyber in vielem Recht gegeben hätte.
Eric Bollmann im Gespräch mit Till-Sebastian Idel
Das Graduiertenkolleg Waldorfpädagogik wurde 2015 an der Alanus Hochschule begründet. Es dient der Forschung sowie der Wissenschafts- und akademischen Nachwuchsförderung. Zu diesem Zweck vergibt es Stipendien an Doktoranden und bietet ein strukturiertes Qualifizierungsprogramm in Form von Forschungskolloquien und Studienveranstaltungen sowie ein damit eng vernetztes kohärentes Forschungsprogramm. Das Graduiertenkolleg liegt in der akademischen Verantwortung der Alanus Hochschule und kooperiert national wie international mit anderen Universitäten.
Zu Wilfried Sommer: ›Resonanzfiguren des verkörperten Selbst‹
Der Physikdidaktiker und Waldorflehrer Wilfried Sommer hat ein schmales Bändchen mit Untersuchungen zu anthropologischen Perspektiven der Waldorfpädagogik vorgelegt, die in ihrem besonderen Ansatz und im Duktus der Gedankenführung neue Wege einschlagen. Neu ist die Radikalität, mit der er darauf verzichtet, seine Überlegungen aus den mannigfachen Darstellungen Rudolf Steiners abzuleiten, zu erläutern und daraus wiederum zu erklären. Er vermeidet diesen Zirkel und setzt vielmehr anderswo an. Da ist vor allem der Bereich schulpädagogischer Diskussionen zu dem von Hartmut Rosa eingeführten Paradigma der Resonanz. Da ist im engeren Sinn die Anthropologie der Verkörperung, wie sie in den letzten Jahren der Arzt und Philosoph Thomas Fuchs ausgearbeitet hat. Sommer verankert seine Studien in jenem akademischen Feld aktueller Diskurse, das in der Methode nicht reduktionistisch ansetzt, sondern im Blick auf den Menschen sorgsam differenziert die Reichhaltigkeit gegebener Gesichtspunkte im Blick behält.
Zu Hans-Peter Riegel: ›Beuys – Verborgenes Reden‹
Nachdem der Autor des hier zu besprechenden Buches bereits mit einer Monografie zum Maler Jörg Immendorf hervorgetreten war, publizierte er 2013 eine dreibändige Beuys-Biografie, die vor allem durch zwei Aspekte auffiel und für zum Teil heftige Kontroversen sorgte. Der erste bestand in einer auf den Recherchen von Jörg Herold fußenden Prüfung der bereits zum autobiografisch-künstlerischen Gründungsmythos avancierten Erzählung, Joseph Beuys sei im Zweiten Weltkrieg nach dem Absturz seines Flugzeugs auf der Krim von Tartaren geborgen und von diesen unter Einsatz von Fett und Filz wiederhergestellt worden – mit dem nicht eben ganz neuen Ergebnis, dass es sich dabei um eine Fiktion handelt. Der zweite Aspekt betraf Beuys’ angebliche Nähe zu rechtsgerichteten Persönlichkeiten, nicht zuletzt aus dem Umfeld des sogenannten Achberger Kreises, der in den 70er Jahren durch seinen Einsatz für die soziale Dreigliederung bekannt geworden ist.
Zu Julia Selg & Christiaan Struelens: ›Der Johannes-Altar von Hans Memling‹
»Weißt du ein therapeutisches Kunstwerk?« frage ich meine Frau, und dann suche ich in meinem Bestand, bis ich Rembrandts ›Hundertguldenblatt‹ finde, die um 1649 entstandene Radierung, für die er angeblich hundert Gulden pro Abzug bekam. Da sehen wir Christus lehrend, tröstend, segnend und heilend. Zu ihm kommen die Kranken, auch im Karren geschoben, die um Hilfe Flehenden, die Mütter mit ihren Kindern und, ganz links, die Satten, die Lauen, die Misstrauischen und Zweifler. Das ist das Motiv, mit dem ich auch in Hans Memlings ›Johannes-Altar‹ einsteigen kann (den ich schon zweimal besucht habe, voll Bewunderung). Ein ganz anderes Eindringen verlangt aber, was die Kunsthistorikerin Julia Selg an Bezügen von Linien und Farben vorlegt, ergänzt von Christiaan Struelens, Priester der Christengemeinschaft, der das geistesgeschichtliche Umfeld beschreibt.
Luther auf dem Reichstag zu Worms 1521
Im Jahr 2021 begehen wir das 500. Jubiläum des Reichstags zu Worms, auf dem Martin Luther seine in Thesen und Büchern geäußerten Gedanken vor dem jungen, neugewählten Kaiser Karl V. verteidigen sollte. Eigentlich legte der Kaiser keinen Wert darauf und würde ihn auch ungehört mit der Reichsacht belegt haben. Da er aber Luthers Landesvater, Kurfürst Friedrich den Weisen, sehr schätzte, konnte dieser ihn überzeugen, dass Luther vor einer Verurteilung wenigstens angehört werden müsse. In Worms nahe dem Dom befindet sich eine Lutherstatue im Gedenken an dieses historische Datum. An und für sich war meine Reise 1993 dorthin eine Spurensuche zum Nibelungenlied: Worms als Stadt der Nibelungen und Burgunder! 401 n. Chr. hatten letztere, von Osten kommend, den Rhein überschritten. Die Römer erlaubten ihnen, zeitweise hier zu siedeln, aber im Jahre 436 mussten sie weiterziehen, bis in die Gegend des heutigen Frankreich.1 Mehr als 1.000 Jahre später kam nun der mächtigste Kaiser des Abendlandes nach Worms: Karl V. – ein Burgunder! Und gleichzeitig trat Luther auf, um die Freiheit des Gewissens anzumahnen.
Zum 100. Geburtstag von Sophie Scholl (1921–1943)
Der vorliegende Artikel möchte den inneren Weg von Sophie Scholl beleuchten und dessen Signatur in Beziehung zu der Frage setzen, was die Befähigung und die Aufgaben des Menschen in unserer Zeit sind. Ausgangspunkt soll dafür die Aussage ihrer Schwester Elisabeth Hartnagel, geb. Scholl sein: »Was mir ganz wichtig ist, dass Sophie und Hans keine Helden waren. Denn wenn sie als Helden betrachtet werden, dann ist das eine Entschuldigung auch für die anderen. Jeder kann dann sagen, zum Helden bin ich nicht geboren. Aber meiner Meinung nach wäre es im Dritten Reich möglich gewesen, nicht nur im stillen Kämmerlein gegen Hitler zu sein, sondern es auch auf die eine oder andere Weise zu zeigen.«
Zum 100. Geburtstag von Wolfgang Borchert (1921–1947)
Dass ein politischer Witz – unvorsichtig genug, wer ihn in den humorlosen Zeiten der Diktatur wagt – zum Verhängnis werden kann, ist eine Erfahrung, die ich mit Wolfgang Borchert teile. Allerdings (und das sei unterstrichen) waren die Konsequenzen, die ihn trafen, unvergleichlich härter, unvergleichlich. Der Krieg hat tief und verheerend in die Biografie des bei Ausbruch der Katastrophe Neunzehnjährigen eingegriffen. Sein Jugendfreund Isot Kilian beschreibt ihn als »voller Ideale, rebellisch und zukunftsgläubig« Er wollte Schauspieler werden und trat 1940 sein erstes Engagement an, bei der Landesbühne Osthannover. Nach wenigen Monaten schon reißt ihn die Einberufung in die 3. Panzer-Nachrichtenersatz- Abteilung und im November an den baldigen Fronteinsatz nach Russland.
Zwei aktuelle Lehrstücke über Ambivalenz
In den vergangenen Wochen schlugen in der deutschsprachigen Theaterszene zwei Ereignisse hohe Wellen. Das eine war die Aktion der rund 50 teils sehr bekannten und erfolgreichen Schauspielerinnen und Schauspieler, die in satirischen Videos die politische Kommunikation der Corona-Schutzmaßnahmen kritisierten (›#allesdichtmachen‹). Ihnen schlug heftiger Gegenwind entgegen, doch erfuhren sie auch Dankbarkeit und Zustimmung. Das andere Ereignis mag nur innerhalb der Branche Thema gewesen sein, allerdings berichteten viele überregionale Feuilletons darüber. Es geht dabei um Machtmissbrauch und Mobbing am Berliner Maxim Gorki-Theater, das zuletzt noch als Bühne des Jahres ausgezeichnet worden war und seit dem Wechsel zur Intendanz von Shermin Langhoff als das moralisch und künstlerisch vorbildhafte, radikal zeitgemäße und politisch korrekte Theater galt. Nirgendwo bildeten sich so deutlich und selbstverständlich Migration und Diversität in Rollenbesetzungen, Stückauswahl sowie Diskursformaten ab. Um es pointiert zu sagen: Dem großen Shitstorm ›#allesdichtmachen‹ gegenüber wirkte das Maxim Gorki-Theater bislang wie ein medial gefeiertes »allesrichtigmachen«. Doch nun kam heraus, auf der Basis zahlreicher Aussagen von dort Angestellten, dass auch in diesem Betrieb ein »Klima der Angst« herrsche und immer geherrscht habe, und dass innen wenig so war, wie es nach außen dargestellt wurde.
Man mag kaum noch den Mund öffnen, ob mit oder ohne Maske, um sich an der Sprachdebatte zu beteiligen. Es scheint unmöglich, dem Sprachgeist Gehör zu verschaffen. Ja, er lebt zwischen den Menschen, in ihnen, aber er ist Geist und das heißt, er hat keinen Körper, keine Sexualität und keine Seele wie wir. Dann wäre da noch das Gewissen – es hat eine Stimme, ist also sprachmächtig, aber ebenfalls körperlos und ungeschlechtlich.
Tabelle ist ein schönes Wort, was sich von dem, was es bezeichnet, nicht unbedingt sagen lässt. In der Tabelle klingen die Libelle und die Gazelle an, und auseinandergenommen ließe es sich auch französisch als ta belle, »deine schöne ...« lesen: ta belle main.
Tarjei
Vesaas und
Hinrich
Schmidt-Henkel (Übersetzer):
Die Vögel
Federgleiche Prosa, neu übersetzt
Übermenschliche Lebensleistung
Mit Beuys Evolution denken
Christentum und Entwicklungsgedanke
Zeugnis ablegen vom Christus-Wesen
Totengräber oder Geburtshelfer?
Eine Begegnung mit dem Doppelgänger
Es muss nicht immer digital sein
Zu Stephan Stockmar: ›Die Doppelkuppel des ersten Goetheanum‹ in die Drei 1/2021
Spirituelle Naturerlebnisse bilden den Schwerpunkt dieses Heftes, besonders solche, die in den Bergen möglich sind. Wir beginnen mit einem kulturgeschichtlichen Beitrag von Ruedi Bind, der unter dem Titel ›Als Hegel vor den Gletschern stand‹ unterhaltsam skizziert, wie die Alpen im Bewusstsein der europäischen Menschheit von einer furchterregenden Ödnis zu einem bezaubernden Sehnsuchtsort wurden. Nach diesem sanft ansteigenden Wegstück wird es etwas steiler, wenn sich Werner Csech in ›Die dunkle Seite der Fotografie‹ der schwierigen Frage zuwendet, was das Fotografieren einer Landschaft auf der ätherischen Ebene und insbesondere für die Welt der Elementarwesen bedeutet. Noch anspruchsvoller wird es in ›Der Fuji-san und die Not des japanischen Volksgeistes‹, denn hier beschreibt Johannes Greiner seine Wanderung auf einem der berühmtesten Berge der Welt und was er dabei innerlich erleben durfte. Wie solche Erfahrungen gezielt aufgesucht werden können, schildert dann Dirk Kruse in seinem Beitrag über ›Inspirationswanderungen‹, wobei er auch auf das eingeht, was während der Corona-Pandemie auf solchen Wanderungen wahrgenommen werden konnte.
Zum Tode von Alain Morau (* 15. Oktober 1973 in Saint Denis/La Reunion – † 14. Juni 2021 in Karben)
Im Frühjahr 2015 sprach mich nach einem Vortrag ein junger Mann mit französischem Akzent an. Sein Name war Alain Morau und er arbeitete seit einiger Zeit am Dottenfelderhof in der Pflanzenforschung. Ihn interessierten Fragen der Dreigliederung und er wollte darüber mit mir ins Gespräch kommen. Sein eigentliches Forschungsgebiet war jedoch der Landwirtschaftliche Kurs Rudolf Steiners. Später wurde er im Bereich der Koordinationsstelle für biologisch-dynamische Landwirtschaft der Universität Kassel-Witzenhausen als Doktorand tätig. In diesem Zusammenhang führte er am Dottenfelder Hof Versuchsreihen mit Kressesamen durch. Er promovierte über die Testmethoden und die experimentelle Forschung mit biologisch-dynamischen Hornmistpräparaten. Alain war aber auch leidenschaftlich an den politischen Zeitereignissen interessiert. Hier hatte er viele Fragen und wollte diese gerne von der Idee der Dreigliederung des sozialen Organismus her beleuchtet haben. So kam es, dass wir uns immer wieder trafen und solche Fragen gemeinsam bewegten. Zudem schickte er mir regelmäßig Texte und Videos, insbesondere zu dem, was in Frankreich vorging.