Ihre Bewahrung und Erneuerung als Existenzfrage für Gegenwart und Zukunft
Es ist nun über hundert Jahre her, dass Rudolf Steiner die biologisch-dynamische Landwirtschaft auf Schloss Koberwitz bei Breslau im heutigen Polen begründet hat. Diese Form der Landwirtschaft ist nicht nur für unsere Zeit, sondern für die ganze Zukunft der Erde etwas ungeheuer Wichtiges. Aber nicht minder wichtig ist es, und zwar als Vorbereitung, um die Bedeutung der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise überhaupt verstehen zu können, die Frage nach dem Wesen der Kulturlandschaft, nach ihrer Entstehung, ihrer Gefährdung und ihrer Zukunft zu stellen. Dafür muss ich zunächst weit ausholen.
Die Dreigliederung des Sozialen Organismus als mögliche Alternative zur multipolaren (Un-)Ordnung
Irak. Libyen, die Ukraine, Syrien. Venezuela. Korea und wieder Libyen und wieder die Ukraine - immer enger folgen die Konflikte aufeinander, in denen sich die Interessen der die Welt beherrschenden westlichen Staaten - allen voran die der USA -mit denen Jener Staaten uberschneiden, welche diese E ominanz in frage stellen: Das ist das wiedeterstarkende Russland, das ist China, das entlang der »Neuen Seidenstiaße« üt*er Eurasien und Afrika in globale Dimensionen ausgreift, das sind aber auch Indien und der Iran souie eine Vielzahl kleinerer Staaten, die sich hinter ihnen versammeln. Doch neuer Nationalismus und die Missachtung nationaler Sou-\reränität lähmen sich in diesem Prozess gegenseitig. Die Notwendigkeit prinzipieller Veränderungen im Zusammenleben der Völker und der ihm zugrunde liegenden Ordnung, die es vom Diktat einer alles deformierenden Ökonomie und dem Gespenst Orwellscher Staatstealitäten befreien könnte - tritt immer drängender zutage. Die am weitesten reichende Perspektive liegt heute in einer Entflechtung des nationalen Einheitsstaates. Sie bringt die nach dem Ersten Weltkrieg aufgekommene Idee einer Dreigliederung des sozialen Organismus wieder in den Blick. Welche Botschaft enthält diese Idee für heute, nachdem bisherige Ansätze zur Überwindung der zerstörerischen Herrschaft des Kapitals nicht die ersehnten Ergebnisse gebracht haben?
»A gift« ist im Englischen ein Geschenk. Im Deutschen ist »Gift« eine krank machende oder tödliche Substanz. Die meisten Geschenke, die an Weihnachten ausgepackt werden, verdanken wir dem Denken. Dieses Denken ist selber ein Geschenk, das die Menschheit im Laufe der vergangenen Jahrtausende empfangen hat. Wie von der Sonne die Erde Licht und Leben empfängt, so haben wir das Denken empfangen, das erst mythische Bilder in die Seelen zauberte, wie das die Sonne am Morgen- und Abendhimmel tut – bis in Aristoteles die Sonnenstrahlen des Denkens die Erde erreichten und in sie eindrangen. Das »Lichtgeschenk« wurde zur Naturwissenschaft. In der Neuzeit mutierte diese dann aber zur »Wissenschaft schlechthin«, die für alle Erfahrungsbereiche des Menschen methodisch die Alleinherrschaft beansprucht. Wissenschaft wurde Ideologie, das »gift« wurde zum Gift, das heißt: zum totalitären Machtanspruch staatlich verwalteter Universitäten mit den entsprechenden sozialen Folgendes gelebten Materialismus.
Die Impulse zur Gründung der Christengemeinschaft
Der Beginn der Impulse, die zur Gründung der Christengemeinschaft führten, bestand in einer Frage. Eine richtig gestellte Frage trägt die Kraft ihrer Beantwortung in sich. Auf das Stellen solcher Fragen kommt es an, wenn sich etwas ändern soll in der Welt. In der Zeit vor rund 100 Jahren, als Rudolf Steiner jene Kurse und Vorträge über verschiedene Lebensgebiete hielt, die durch die Anthroposophie eine Erneuerung und Befruchtung erfuhren, wurden zahlreiche solcher Fragen gestellt.
Annäherungen an die deutsche Volksgeistigkeit zum 100. Geburtstag von Joseph Beuys
Die Stadt Utrecht in Holland war im 7. Jahrhundert ein Zentrum der iroschottischen und später der angelsächsischen Mission. Der Heilige Willibrord wirkte hier und wurde der erste Bischof von Utrecht. Bonifatius, der Willibrord aus England kannte, lernte bei ihm, als er seine Missionstätigkeit auf dem Kontinent begann. Die Friesen nördlich und nordöstlich von Utrecht, die sich lange der Christianisierung widersetzten, wurden von hier aus missioniert. Bonifatius – damals noch unter seinem Geburtsnamen Winfried – begann 716 in Utrecht seine Missionstätigkeit und beendete sie auch dort. 754 fand er, der als Apostel der Deutschen verehrt wird, bei Dokkum in Friesland einen gewaltsamen Tod. In Utrecht traf ich auch vor einiger Zeit einen 90-jährigen ehemaligen Waldorflehrer, der die Überzeugung vertrat, dass man, ohne die Bonifatius-Geschichte und die Bedeutung der Iroschotten im 6., 7. und 8. Jahrhundert zu kennen, die Verehrung Adolf Hitlers, dessen Machtergreifung und das nationalsozialistischen Terrorregime nicht verstehen könne. Damit sprach er etwas aus, das in meiner Seele lebte, und ermöglichte mir, meine Gedanken zu diesem Thema darzustellen.
In ›Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?‹, seinem Grundlagenwerk für die geistige Schulung, spricht Rudolf Steiner im Kapitel über die »Ausbildung des Ätherleibes« von vier Eigenschaften, Tugenden oder Fähigkeiten, die »der Seele so einverleibt werden [müssen], daß sie innere Gewohnheiten begründen«: »Es ist die erste davon die Fähigkeit, in den Gedanken das Wahre von der Erscheinung zu scheiden, die Wahrheit von der bloßen Meinung. Die zweite Eigenschaft ist die richtige Schätzung des Wahren und Wirklichen gegenüber der Erscheinung. Die dritte Fähigkeit besteht in der […] Ausübung der sechs Eigenschaften: Gedankenkontrolle, Kontrolle der Handlungen, Beharrlichkeit, Duldsamkeit, Glaube und Gleichmut. Die vierte ist die Liebe zur inneren Freiheit.« Im Zusammenspiel mit den Meditations- und Konzentrationsübungen bilden diese Gewohnheiten den Ätherleib so aus, dass ein Mittelpunkt für seine Strömungen geschaffen wird, der sich allmählich – gemäß der Ausbildung der vier Eigenschaften oder Tugenden – vom Kopf über den Kehlkopf in die Herzgegend verlagert.
Dionysius Areopagita und die Anthroposophie II
Die Abhandlung über ›Die Himmlische Hierarchie‹ des Dionysius Areopagita enthält die erste systematische Beschreibung der Engel als eine dreigegliederte, in sich jeweils dreifache Ordnung. Für diese Ordnung prägte er ein neues griechisches Wort: Hierarchie – aus hieros (= heilig) und arché (= Ursprung, Prinzip, Leitungsprinzip, Leitung). Diese »Chöre der Engel« sollten später zahllose Ikonen, Kirchentüren, Kirchenfenster und Bibeln schmücken. Die griechischen Namen, die Dionysius für die Engelhierarchien gewählt hat, sind aber auch in mehr als 150 Bänden der Rudolf Steiner Gesamtausgabe zu finden. Und wenn wir bedenken, dass Steiner diese Namen außerdem in bildhafte deutsche Begriffe übersetzt hat und dass er wahlweise einfach nur von »Göttern« spricht, dann können wir sagen, dass die Engelhierarchien des Dionysius in fast jedem Band der Gesamtausgabe vorkommen.
Anthroposophische Bewegung und Bewegung für religiöse Erneuerung als die Pole des freien Geisteslebens
Die Gründung der Christengemeinschaft bezeichnete Rudolf Steiner als »wichtigstes Ereignis der anthroposophischen Geschichte«. Allerdings wusste er, dass dadurch die Gegner der anthroposophischen Bewegung noch weiter herausgefordert werden würden. Der vorliegende Artikel untersucht, wie die beiden großen Gegenimpulse der Verstandes- oder Gemütsseelenepoche mit den unterschiedlichen Aufgaben der Bewegung für religiöse Erneuerung und der anthroposophischen Bewegung in der Gegenwart zusammenhängen. Der Goetheanumbrand erscheint wie ein Bild dafür, dass diese Aufgabe noch nicht gelöst werden konnte.
Eurythmie und kosmische Intelligenz
Mit der Eurythmie, die durch meditative Arbeit vertieft wird, kann sich der Übende oder eine Gemeinschaft mit der Geistwelt verbinden. Die Räume, die sich öffnen, sind wesenhaft erlebbar. Geistgespräche mit Individualitäten, die über die Schwelle gegangen und intime Erlebnisse im Zusammenhang mit Geistwesen sind Ambrosia und Nektar, die das Leben verwandeln, den Übenden stärken und wegweisende Hilfestellungen vermitteln. Die Zusammenarbeit mit der Geistwelt wird Realität. Rudolf Steiner macht uns in seinem Gesamtwerk auf diese Logos-Kräfte aufmerksam. Davon sprechen die folgenden Zeilen.
Eine fotografische Annäherung auf anthroposophischer Grundlage
Der Königssee ist ein fjordartiger Gebirgssee am östlichen Fuß des Watzmanns, dem zentralen Gebirgsstock der Berchtesgadener Alpen. Der Großteil des Sees liegt im Nationalpark Berchtesgaden. Die Gegend um den Königssee ist zwar touristisch überrannt, bietet aber ein hervorragendes Arbeitsfeld für die Landschaftsfotografie. Eines der lohnendsten Motive ist das Phänomen der sogenannten »Eiskapelle«. Im Folgenden beschreibe ich, wie ich mich dieser Eiskapelle fotografisch angenähert habe. Dabei erhebe ich den Anspruch, jenseits rein dokumentarischer Reproduktion objektiv-seelische Landschaftsqualitäten zu vermitteln. Als Anthroposoph sieht man sich dabei mit der Frage konfrontiert, wie dieser Anspruch, ein Unsichtbares zur Sichtbarkeit zu verdichten, grundsätzlich einzulösen ist. In diesem Zusammenhang sei zunächst ein orientierender Blick auf Rudolf Steiners Beziehung zur Fotografie geworfen.
Der rein physikalische Akt des Fotografierens hat für die Lebenssphäre einer Landschaft stets etwas Ruinöses. Die Betätigung des Auslösers und damit verbundene Fixierung des Abbildes (gleichviel ob auf einem Chip oder einem Film) ertötet etwas in der Landschaft. Es wird etwas von den Lebenskräften herausgerissen, pulverisiert. Die Landschaft fühlt sich dann wie durchlöchert an. Wie ein Gewebe, in das mit einem Luftgewehr kleine Löcher hineingeschossen wurden. Dessen muss man sich als Fotograf bewusst sein – und der daraus resultierenden moralischen Verantwortung.
im Zusammenhang mit Imagination, Inspiration und Intuition
Zum 100. Geburtstag des ›Heilpädagogischen Kurses‹
Ausgehend von einer Rudolf Steiner besonders befriedigenden Tafelzeichnung zum Heilpädagogischen Kurs entwickelt G. Alfred Kon im folgenden Beitrag, wie ein tieferes Verständnis der Sinnesorganisation zum Begreifen des Karma-Gedankens führen kann.
Vier Erzählungen über den Wind und die Vergänglichkeit
In Châtelet-sur-Ville, wo ich in den siebziger Jahren lebte, in den Räumen der Alten Schule, gewann ich Zeit – nicht durch Beschleunigung, sondern durch Verlangsamung. Sie wurde mir zugetragen vom Wind, der als Fallwind herüberkam von Riom ès-Montagnes, Laub und Schnee aufwirbelte und meine Haut wie mit Messern schnitt, von den wärmenden Hauchen, die weither aus dem Tal der Dordogne aufstiegen, die Busch und Wiese streichelten, mein Haar und das Fell der Hunde, und vom großen patriarchalischen Wind, der am Tag wie in den Nächten über die Höhen hinging, von den Monts Dômes über die Berge der Margeride bis hin zu den Causses und weiter zum südlichen Meer, schiebend und drängend, immer darauf bedacht, zu ebnen: die Senken zu füllen und die Zinnen zu schleifen.
Auf dem Weg zum konditionierten Untertan
»Mehr Tempo bei der Digitalisierung« – ob ›Tagesschau‹, Print-Leitmedien, Linke, Grüne, CDU, SPD, FDP, alle sind sich einig. Der alte Kaiserspruch gilt in der Version 4.0: »Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Digitalisierer.« Wer hinterfragt, dem wird unterstellt, er lebe in der »Kreidezeit«, wolle zurück zur Rauchzeichen-Kommunikation. Die Digitalisierung sei der Schlüssel zur Lösung ökologischer Probleme, insbesondere für Energieeffizienz, vernetzte Mobilität durch intelligente Steuerungen und die Erreichung der Klimaziele. ›Smart City Charta – Digitale Transformation in den Kommunen nachhaltig gestalten‹, lautet der Titel einer Broschüre des Bundesministeriums für Umwelt. Vordringlichste Aufgabe sei es, die Infrastrukturen für den Datenaustausch mit Breitband, der Mobilfunkfrequenz 5G und WLAN zu schaffen. In der Summe ist dies wohl derzeit das teuerste Projekt der Bundesregierung.
Wie in unserer Gesellschaft zunehmend materialistisch-utilitaristisches Denken bestimmend wird
Wer, wenn nicht die Liberalen, sollte in der deutschen Politik als Bollwerk gegen das gegenwärtige Abschleifen der Grundrechte und als Hüter der freiheitlichen Verfassungswerte betrachtet werden dürfen? Dies galt zumindest bis zur Verkündung des Beschlusses des Bundesverfassungsgerichts zur »Bundesnotbremse« am 30. November des vergangenen Jahres. Als Christian Lindner, Bundesvorsitzender der FDP, zwei Tage nach dessen Verkündung verlautbaren ließ: »Wir müssen uns öffnen für eine solche Impfpflicht. Es ist ein scharfes Schwert, aber ich glaube, es ist verhältnismäßig«, da beging er mit Blick auf die verfassungsmäßigen Freiheitsrechte den vielleicht schwerwiegendsten politischen Wortbruch in der deutschen Geschichte der letzten Jahrzehnte. Im Bundestagswahlkampf hatte sich Lindner noch in aller nur denkbaren Deutlichkeit gegen eine Corona-Impfpflicht ausgesprochen, sowohl gegen eine direkte als auch gegen eine indirekte: »[I]ch bin dennoch gegen eine Impfpflicht, auch gegen eine Impfpflicht, indem man den Menschen, die nicht geimpft sind, den Alltag so schwer wie möglich macht. Das wäre eine mittelbare Impfpflicht. Impfen muss eine Frage der Selbstbestimmung bleiben.« Lindners Argument gegen eine Corona-Impfpflicht war die Patientenautonomie, die unbedingt gewahrt bleiben müsse. Nach dieser unzweideutigen Positionierung durfte man die Liberalen in dem guten Glauben wählen, dass diese die Grundrechte standhaft gegenüber etwaigen Anfechtungen durch sich weiter zuspitzende äußere Verhältnisse oder Forderungen anderer Parteien verteidigen würden. Doch weit gefehlt: Schon im Dezember, kaum im Sessel der ersehnten Regierungsmacht, waren Lindner und Teile der FDP nicht nur bereit, im Bundestag einer einrichtungsbezogenen Impfpflicht zuzustimmen, sie haben zudem angekündigt, im neuen Jahr sogar für eine allgemeine Impfpflicht zu stimmen. Angesichts dieser 180-Grad-Kehrtwende in kürzester Zeit müssen sich nicht nur die Stammwähler der Liberalen vor den Kopf gestoßen fühlen, sondern auch jeder Bürger, für den das Versprechen eine moralische Institution darstellt.
Die Ohnmacht des gewöhnlichen Erkennens als Ausgangspunkt der Geisteswissenschaft Rudolf Steiners
Vor hundert Jahren hielt Rudolf Steiner eine Reihe von öffentlichen Vorträgen, in denen er sich über ein Erlebnis äußerte, das damals etwa 35 Jahre zurücklag: seine Begegnung mit Friedrich Theodor Vischer, in deren Folge er die ersten Bausteine der Anthroposophie legen konnte. lm Folgenden wird der Charakter dieses Ereignisses entfaltet und der Frage nachgegangen, wie mit dessen Hilfe – in einer sehr grundsätzlichen Art und Weise – die Brücke zwischen Alltagsbewusstsein und dem in Rudolf Steiner verkörperten höheren Bewusstsein gebildet werden kann.
Andreas Heertsch hat in die Drei 11/2016 einen höchst willkommenen Beitrag ›Zur Skalierbarkeit von Imagination, Inspiration und Intuition‹ gegeben. Wie er überzeugend darstellt, können wir von unterschiedlichen Tiefen dieser Begriffe sprechen. Imagination, Inspiration und Intuition »fangen im alltäglichen Bewusstsein an und hören bei dem von Rudolf Steiner Beschriebenen nicht auf«. In einem früheren Aufsatz habe ich auf einen Bereich der höheren Erkenntnis hingewiesen, der sich zwischen dem Normalbewusstsein und den höheren Bewusstseinszuständen befindet. Neben den Stufen der höheren Erkenntnis können wir also drei Bereiche der höheren Erkenntnis unterscheiden. Im Weiteren werde ich meinen früheren Ansatz mit dem von Heertsch zusammenfügen: Imagination, Inspiration und Intuition können so skaliert werden, dass sie jeweils drei Arten von Tiefe haben, die den drei Bereichen entsprechen.
Entstehung und Zukunftsperspektiven
Da das Jubiläumsjahr um den 100. Geburtstag der Anthroposophischen Medizin mit der Corona-Krise zusammenfällt, macht es Sinn, auf ein ähnlich einschneidendes Ereignis am Ende des Ersten Weltkrieges zurückzublicken. Damals traf das Virus der Spanischen Grippe auf eine durch das Trauma des Krieges, existenzielle Ängste und zum Teil erhebliche Mangelernährung immunologisch geschwächte Weltbevölkerung. Auch Menschen im besten Alter zwischen 20 und 40 Jahren waren betroffen. Die Pandemie hatte weltweit etwa 50 Mio. Tote zur Folge. Die medizinische Versorgung war dem Ausmaß der Pandemie nicht gewachsen, ganz abgesehen davon, dass es weder Impfstoffe noch wirksame Medikamente gab. Länderübergreifender Austausch und gegenseitige Hilfe waren kaum möglich. Heute ist dies anders, die Virusforschung und unser Wissen über das Immunsystem sind weit fortgeschritten. Dennoch trifft die Corona-Pandemie die Menschheit unvorbereitet und löst neben Angst vor Ansteckung und tiefer Verunsicherung auch eine tiefgreifende Wirtschafts- und Sozialkrise aus, deren strukturelle Folgen derzeit noch nicht absehbar sind.
Gegenwärtige und zukünftige Aufgaben der Michael-Schule
Alles in unserer Welt beruht auf der Sieben. Die ganze Evolution ist von Siebener-Prozessen durchdrungen. Das kann man im Kleinen wie im Großen beobachten – sehr schön z.B. an den Wochentagen. Der Reigen der Wochentage geht ständig, sich zyklisch wiederholend, durch sieben Qualitäten hindurch. Man kann phänomenologisch beobachten, dass ein Sonntag eine andere Qualität hat als ein Montag, dass dienstags anderes möglich ist als mittwochs, dass ein später Samstagabend sich anders anfühlt als ein Donnerstagmorgen usw. Die Wochentage hängen mit den sieben Planeten zusammen. Man kann den Eindruck haben, dass jeder Tag von einem anderen Planeten durchtöntwird. Am Sonntag erklingt die Sonne; montags schafft der Mond mit; dienstags wirkt der Mars ein; mittwochs ist Merkur zu erleben; am Donnerstag der Jupiter; freitags erstrahlt die Venus, und am Samstag haben wir es mit dem Saturn zu tun. Da allem in der Welt etwas Wesenhaftes zugrunde liegt, kommen wir schlussendlich zu sieben Geistwesen oder Planetengeistern. Der vielleicht bekannteste von diesen ist der Sonnenerzengel Michael. Er ist Teil einer geistigen Siebener-Gemeinschaft, sozusagen eines kosmischen Siebenerkreises. Und so wie der Sonntag ein Tag der Woche ist, darauf aber sechs andere folgen, so kann auch Michael nur im Zusammenhang mit den anderenführenden Erzengeln verstanden werden. Diese sind: Gabriel, Samael, Raphael, Zachariel, Anael und Oriphiel.
Iwan Iwanowytsch Korobkin war Angestellter eines der Moskauer Museen und verwaltete seit beinahe vierzig Jahren die Abteilung der Bibliothek. Im Sommer, im Winter, im Herbst und im Frühling erschien in der Diele des Museums sein gebeugter, alter Körper; im Sommer in weißer, durchlässiger Segeljacke, mit einem überdimensionalen Regenschirm und – in Überschuhen; im Winter in einem Pelzmantel aus rostbraun verfärbtem Waschbärenfell; in einem abgetragenen Mantel im feuchten Herbst; und im Frühling in einem Havelockmantel.
Die Soziale Dreigliederung als Mysterienweg – Teil I
Vor genau 100 Jahren beschrieb Rudolf Steiner auf dem ›West-Ost-Kongress‹ in Wien, wie das soziale Denken der Vergangenheit eine Allmacht des Geisteslebens begründete. Das moderne Geistesleben darf diesen Allmachtsanspruch nicht aufrechterhalten. Andernfalls entstehen neue Formen der alten Ständegesellschaft. Der erste Teil des Artikels zeigt, wie sich im Osten und im Westen polare ständische Strukturen entwickelt haben, die heute unvermittelt aufeinandertreffen. Es ist das der Ausdruck eines alt gewordenen Geiseslebens, welches mit Notwendigkeit Niedergangskräfte hervorbringen muss. Ein den Bedürfnissen der Gegenwart angepasster sozialer Organismus gliedert sich in drei relativ selbstständige Glieder. Das bedeutet, dass das Geistesleben seine Impulse nicht mit Macht innerhalb des Rechts- und Wirtschaftslebens durchsetzt.
Die Quantenphysik auf dem Weg zu einer nichträumlichen Wirklichkeit
In unseren Schulbüchern lesen wir, dass alles aus Atomen aufgebaut ist, die wiederum aus noch winzigeren »Elementarteilchen« bestehen. Die Bilder dazu suggerieren, Atome seien materielle Kugeln – und diese Vorstellung lebt mehr oder weniger bewusst auch in dem Bild, das sich der moderne Mensch von der Welt insgesamt macht. In diesem Bild ist kein Raum für geistige Wirksamkeit. Dabei haben die experimentellen Ergebnisse der Quantenphysik in den letzten Jahrzenten dazu geführt, dass die Physiker sich gezwungen sehen, unsere bisherigen Begriffe von Materie sowie von Raum und Zeit ganz neu zu denken. Der vorliegende Aufsatz versucht, diese Entwicklung im Überblick darzustellen.
Psychologie in der Anthroposophie
Wer bin ich, was kann ich, was will ich? Alle Antworten auf diese Fragen zusammengenommen drücken unsere Identität aus. Sie zu finden ist Grundlage eines erfüllten Lebens. Durch die seelischen Wirkungen des Schwellenübertrittes finden wir sie oft noch schwerer. Dass dieser Schwellenübertritt in unserer Kulturepoche auch unbewusst erfolgt, ist ein wichtiger Grund, warum wir die Anthroposophie brauchen. Die Antworten auf oben genannte Fragen zu finden, ist eines der Ziele der Waldorfpädagogik und des anthroposophischen Erkenntnisweges. Sie nicht zu finden kann in Krisen führen. Kann Psychotherapie in solchen Krisen auch für Anthroposophen ein Gewinn sein? Wie stehen Psychotherapie und Schulungsweg zueinander?
Das kulturpessimistische Evolutionsverständnis des Yuval Noah Harari – Teil I
Yuval Noah Harari, 1976 in Israel geboren, hat 2002 in Oxford promoviert und lehrt an der ›Hebrew University of Jerusalem‹ Geschichte. Gleichzeitig war er Schüler des indischen Vipassana- Lehrers Satya Narayan Goenka (1924–2013), einem der einflussreichsten Lehrer dieser buddhistischen Meditationsform im Westen. Auf diesen Hintergrund Hararis – den er vor allem in ›Homo deus‹ sehr deutlich betont, indem er Goenka nicht nur sein Buch widmet, sondern ihm auch für den Unterricht in der Vipassana-Meditation als hauptsächliche Inspirationsquelle seiner Bücher dankt– und auf die hierin aufscheinende Problematik des Einklangs buddhistischer Meditation mit einem reduktionistisch-materialistischen Evolutionsverständnis sowie einen Kulturpessimismus, für die Harari nicht das einzige Beispiel ist, wird noch genauer einzugehen sein.
Die Erneuerung der westlichen Mysterien durch die Michael-Kultur
Als »Saturnweg« kann der Weg zur Ausbildung der Erkenntnisse der höheren Weltenverstanden werden, der sich den äußeren Erscheinungen zuwendet. Es ist ein Weg, der inbesonderer Weise dem Wesen der westlichen Mysterien entspricht. Der vorliegende Artikelbeschreibt diesen Weg im Gegensatz zu dem »Mondenweg«, der mehr den östlichenMysterien entspricht. Der Autor arbeitet als besonderes Charakteristikums dieses Wegesheraus, dass er auf der Gemeinschaftsbildung beruht. Die Erlangung der Erkenntnisse dergeistigen Welten ist von dem Zusammenwirken der Menschen abhängig. Der Artikel istim Hinblick auf das bevorstehende ›Summercamp Iona and Isle of Mull‹1 und die dortigeBearbeitung der westlichen Mysterien verfasst worden.
Zur Aktualität von Günther Anders
»›Daß es von Natur aus diskrete Einzelwesen gibt, das ist zwar ein bedauerlicher kreatürlicher Defekt, und diesen abzuschaffen, werden wir vermutlich niemals fähig sein. Aber darüber zu verzweifeln, liegt kein Grund vor. Einzelwesen sind so wenig Lücken in unserem totalen System, wie Sieblöcher Lücken im Siebe sind. Obwohl nicht aus Siebmaterial bestehend, funktionieren diese doch als Teile des Siebs, sogar als dessen wichtigste. Und irgendetwas zu leisten, was ihnen nicht durch Größe, Stoff und Form des Siebs diktiert wäre, sind und bleiben sie außerstande.‹ Aus dem molussischen ›Lehrbuch des Konformismus‹« – Günther Anders: ›Die Antiquiertheit des Menschen, Bd. II – Über die Zerstörung des Lebens im Zeitalter der dritten industriellen Revolution‹, (München 2018), S. 145. Dieses einprägsame Bild stellt der Philosoph und Schriftsteller Günther Anders als Motto einem der Essays in seinem Hauptwerk ›Die Antiquiertheit des Menschen‹ voran. Damit schlägt er ein Thema an, das ihn zeitlebens umtrieb: die Gleichschaltung der Menschen in einem konformistischen System.
Neue Versuche zur Willensfreiheit
Lässt das Gehirn Willensfreiheit zu oder sind wir vom Gehirn gesteuert? Ist das menschliche Handeln dem Zufall überlassen oder ist der Mensch frei, über sein Tun und Lassen zu entscheiden? Dieser Fragekomplex ist durch neue Experimente einer Arbeitsgruppe an der Berliner Charité um eine interessante Variante bereichert worden. Die Versuche zeigen, dass man sowohl fest geplante als auch unwillkürlich impulsive Handlungen unterlassen kann, wenn vor dem Vollzug noch mindestens 1/5 Sekunde Zeit bleibt. Es gibt somit eine Freiheit des negativen Handelns oder Unterlassens. Ist allerdings dieser Zeitpunkt überschritten, gibt es kein Zurück mehr (»Point of No Return«).
Zu einem Gedicht von Admiel Kosman
Admiel Kosman spricht nicht gerne über Politik. Öffentliche Kritik an der Regierungspolitik Israels? Wer sie angesichts der bedrohlich nach rechts rückenden Entwicklung von ihm erwartet, kann enttäuscht werden. Sie kommt wohl kaum aus seinem Mund – eher aus der Hand des Dichters. Mit Feder und Pinsel schafft er ein poetisches Gemälde, das – wie im nachfolgenden Gedicht – verhängnisvolle politische Entwicklungen reflektiert.