Artikel von Claudius Weise
Die anthroposophische Meditation und insbesondere der Lichtseelenprozess stehen im Mittelpunkt dieses Heftes, dessen Titel ›Die Seele atmet im Licht‹ der gleichnamigen, thematisch eng verwandten Tagung entlehnt ist, die im März 2019 in Stuttgart stattfinden wird. Die schlichte Frage: »Warum meditieren?« bildet dabei den Ausgangspunkt des einleitenden Beitrags von Wolfgang Tomaschitz über die Freiheitsgestalt der anthroposophischen Meditation. Danach zeigt Christoph Hueck anhand eines bestimmten Mantrams, wie Erfahrungen an der Grenze zum leibfreien Bewusstsein gemacht werden können. Von Anna-Katharina Dehmelt folgt sodann eine als grundlegende Einführung geeignete Darstellung des Lichtseelenprozesses und seiner Bedeutung im Werk Rudolf Steiners. Gunhild von Kries und Andreas Heertsch greifen anschließend in jeweils kürzeren Beiträgen einzelne Aspekte heraus, bevor Yeshayahu ben Aharon noch einmal – gefasst als »Kognitives Yoga« – zum Lichtseelenprozess grundsätzlich wird und weite Perspektiven eröffnet.
Ein Heft mit Schwerpunkt auf der Problematik des Mobilfunks zusammenzustellen, entsprach schon länger meinem Wunsch, da ich selbst an einer leichten Form der Elektrosensibilität leide. Der Hype um die Digitalisierung und insbesondere das 5G-Netz hat diesem persönlichen Anliegen nunmehr objektive Dringlichkeit verliehen. Der Titel ›Albtraum 5G‹ mag manchem zunächst reißerisch erscheinen. Doch wer sich mit den hier dokumentierten Tatsachen und den daran geknüpften Erwägungen unvoreingenommen auseinandersetzt, wird hoffentlich seine Berechtigung erkennen können.
Passend für ein Heft, in dem das Verhältnis des Menschen zur Natur – als Gegenstand der Bearbeitung wie der Betrachtung – im Mittelpunkt steht, gleichen die folgenden Beiträge einem Strauß wilder Blumen, dessen Zusammenstellung sowohl gezielter Auswahl als auch glücklicher Fügung zu verdanken ist. Stephan Eisenhuts Aufsatz über ›Landwirtschaft und Assoziationsbildung‹ zeigt u.a., wie die gegenwärtigen ökonomischen und auch politischen Verhältnisse es fast unmöglich machen, dass die Landwirtschaft ihrer eigentlichen Aufgabe nachkommt, und wie dem durch eine richtig verstandene Assoziationsbildung entgegengewirkt werden könnte. Was diese besondere Aufgabe umfasst, erläutert Alain Morau in seinem Beitrag ›Die Verlebendigung der Erde‹, der Wesen und Wirkung der biologisch-dynamischen Präparate, mitsamt ihrer eigentümlichen Herstellungsweise, begrifflich durchdringt und dadurch nachvollziehbar macht.
100 Jahre Soziale Dreigliederung – dieses Jubiläum darf eine Zeitschrift, die als ›Monatsschrift für Anthroposophie und Dreigliederung‹ vor fast ebenso vielen Jahren ins Leben trat, nicht unbeachtet vorbeiziehen lassen. Anlässlich der unter dem Motto ›Werkstatt Soziale Dreigliederung‹ stehenden Mitgliederversammlung der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland erscheint nun hiermit unser Themenheft, in das wir drei Aufsätze von Rudolf Steiner, Ludwig Polzer-Hoditz und Karl Ballmer aus der 1919 gegründeten Wochenschrift ›Dreigliederung des Sozialen Organismus‹ im Originalsatz eingestreut haben.
Das vorliegende Heft zeichnet sich dadurch aus, dass sein inhaltlicher Schwerpunkt – die sinnliche und die übersinnliche Seite des Lichtes – formal gesehen nicht im Zentrum steht, sondern auf die Peripherie verteilt ist. Denn Hans- Christian Zehnters konziser Aufsatz ›Sieht man Licht, dann schaut man Licht‹ ist der einzige Hauptartikel zu diesem Thema. Die anderen Beiträge sind auch weniger allgemein gehalten, sondern haben jeweils einen konkreten Bezugspunkt – weshalb es angebracht erscheint, von »Lichtberichten« zu sprechen.
100 Jahre Waldorfpädagogik sind ganz gewiss ein Grund zu feiern! Doch einfach in den Chor der Gratulanten einzustimmen kam uns bei der Planung des vorliegenden Heftes nicht sonderlich interessant vor. Also beschlossen wir, einige der Herausforderungen und Probleme zu thematisieren, vor denen die Waldorfschulbewegung heute steht, und zugleich an ihre Verwurzelung in der Anthroposophie zu erinnern, die zunehmend vernachlässigt wird.
Ob es nun um die Kommunikation von Mensch zu Mensch oder um das Erkennen der Welt geht: Es sind Worte und Bilder, mit deren Hilfe wir verstehen und uns verständigen können – besonders dann, wenn die Worte bildhaft und die Bilder begrifflich durchdrungen sind. Große Philosophen und Dichter sind deshalb immer auch Gedankenkünstler. Einige von ihnen kommen im vorliegenden Heft zu Ehren.
Dieses Heft steht im Zeichen des Anfangs. Zunächst ganz äußerlich: Noch nie haben wir so viele Beiträge gebracht, die als »Teil I« gekennzeichnet sind. Dann aber inhaltlich: Denn die Welt zu verändern ist bekanntlich ein langwieriges Unterfangen, bei dem die unvorhersehbaren großen Sprünge durch viele kleine Schritte mühsam vorbereitet werden müssen.
In einer anthroposophischen Kulturzeitschrift stellt das Thema der Freiheit naturgemäß ein Leitmotiv dar, das mal im Hintergrund bleibt und mal deutlich hervortritt. Zum einen, weil sie als Kulturzeitschrift für die Freiheit des Geisteslebens einsteht, zum anderen, weil Rudolf Steiners ›Philosophie der Freiheit‹ den Quellpunkt der Anthroposophie bildet. Das vorliegende Heft bewegt sich nun vom breiten Strom der Zeitereignisse und der ihn nährenden Ideen zu diesem frischen Quellpunkt hin.
Der anthroposophische Schulungsweg bildet eines der Kernthemen unserer Zeitschrift. Dabei ist es uns ein Anliegen, authentische Erfahrungsberichte und konkrete Übungsvorschläge zu veröffentlichen, die nachvollziehbar machen, wie dieser Weg begangen werden kann. Und auch, dass dieser Weg nicht von der Welt entfremdet, sondern im Gegenteil erst recht mit ihr vertraut macht, indem er eine Begegnung mit ihrem wahren Wesen ermöglicht.
Geschlechtlichkeit ist sicherlich ein Thema, das einer spirituellen Weltsicht eher fernliegt, das von ihr aber auch nicht ignoriert werden darf – dies umso mehr in einer Zeit, in der das immer noch recht neue Fachgebiet der Gender Studies von den Universitäten aus weit in die Gesellschaft ausstrahlt, was viele als fruchtbar und ebenso viele als fragwürdig ansehen.
Der Schwerpunkt des vorliegendes Heftes, nämlich das 100-jährige Jubiläum der Anthroposophischen Medizin, war schon seit Langem geplant, hat aber durch die Corona-Krise unvermutete Dringlichkeit erhalten. Leider konnten wir von den vielen Beiträgen zu diesem bewegenden Thema, die uns in den letzten Wochen erreichten, nur eine Handvoll berücksichtigen. Was gerade die Anthroposophische Medizin in der Behandlung von Covid-19 leisten kann, erläutert einleitend Harald Matthes vom Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe, das eine viel beachtete Corona-Ambulanz eingerichtet hat. Zuvor beleuchtet Alain Morau kritisch die Situation bei unseren französischen Nachbarn, vor allem die symptomatische Diskussion um den experimentellen Wirkstoff Chloroquin, und Johannes Roth fügt im Feuilleton anthropologische Gesichtspunkte hinzu.
Die Corona-Pandemie hat im vorliegenden Heft unübersehbare Spuren hinterlassen. Denn eigentlich sollte im Juni das von der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland initiierte Kongress-Festival zum Thema ›Soziale Zukunft‹ stattfinden, und wir wollten zu diesem Anlass ein passendes Heft zusammenstellen ...
Die Verbindung von Spiritualität und Naturwissenschaft ist ein wiederkehrendes Thema dieser Zeitschrift. Selten haben wir aber so viele Beiträge dazu in einem Heft vereinen können! Den Anfang macht Martin Wigand, der in ›Der Ursprung aller Dinge ist der Logos‹ eine Einführung in die Grundbegriffe der Quantenphysik und deren Interpretation liefert – ein denkbar anspruchsvoller Text, der überzeugend darlegt, dass das materialistische Weltbild längst überholt ist. Diesen Ansatz vertieft Jürgen Brau in seinem Beitrag über ›Synchronizität‹, der die wegweisende Zusammenarbeit des Physik-Nobelpreisträgers Wolfgang Pauli mit C.G. Jung betrachtet. Peter Alsted Pedersen wendet sich in ›Der Geist in der Natur – Ørsted und Goethe‹ der Entdeckung des Elektromagnetismus vor 200 Jahren zu, einer wichtigen Grundlage der Quantenphysik. Und Martin Basfeld zeigt mit ›Der Beginn einer Astrologie als soziale Wissenschaft‹ im Anschluss an Elisabeth Vreede und am Beispiel der Himmelsscheibe von Nebra, was mit einer spirituell erneuerten (Natur-) Wissenschaft gemeint sein könnte.
Die Kunst, sich an der Schwelle zur geistigen Welt aufzuhalten und sie nach beiden Seiten hin zu überschreiten, bildet den Schwerpunkt des vorliegenden Heftes. Dabei knüpft Corinna Gleide in ihrem Aufsatz über ›Denken, Meditation und übersinnliche Wahrnehmung‹ zunächst an Rudolf Steiners Grundlagenwerk ›Die Schwelle der geistigen Welt‹ an und legt dann detailliert den Unterschied zwischen »denkendem« und »visionärem« Hellsehen dar. Anschließend erläutert Sivan Karnieli in ›Die Schwelle des Herzens‹ die spirituelle Bedeutung der Eurythmie-Übung »Ich denke die Rede« und insbesondere deren Zusammenhang mit den sogenannten Nebenübungen.
Menschlichkeit und Machenschaft sind das übergreifende Thema dieses Heftes – genauso gut könnte man aber auch sagen: die Macht der Bilder und die Kraft der Gedanken. Diese Begriffe lassen sich einander nicht eindeutig zuordnen. Bilder können Zeugnisse der Menschlichkeit oder der Machenschaft sein – letzteres zeigen die einleitenden Beiträge zum Zeitgeschehen von Ute Hallaschka und Stephan Eisenhut, einmal mehr grundsätzlich, das andere Mal am konkreten Fall des sogenannten »Sturms auf den Reichstag«, dessen politische Hintergründe ebenfalls aufgezeigt werden.
Schwer auf einen Nenner zu bringen sind die Beiträge in diesem Heft – und der Umgang mit einem solchen Problem ist zugleich der rote Faden, der viele von ihnen durchzieht. Das Wort vom »schwimmenden Licht«, mit dem Peer de Smit seine so einfühlsame wie gehaltvolle Studie über Paul Celan überschrieben hat, steht für den Versuch, »sich im Medium dichterischer Sprache erkennend zu bewegen«. Daran mag man sich erinnert fühlen, wenn Irene Diet in ihrem – an die Erfahrungen der Corona-Krise anknüpfenden – Aufsatz über die »wankende Illusion von der Wirklichkeit« zeigt, dass der Verlust des Bodens, auf dem man (ver)steht, eine Vorbedingung des Erwachens für die geistige Welt ist. Wie man hier wieder zu Sicherheit gelangen kann, skizziert Eugen Meier in seinem Artikel über den »Denkblick«, der die erkenntnistheoretischen Grundlagen der Anthroposophie, insbesondere in ihrer Ausarbeitung durch Herbert Witzenmann, zum Thema hat.
Die Corona-Pandemie lässt uns nicht los. Fast ein Drittel der hier versammelten Beiträge setzen sich mit ihr auseinander. Wie es sich für ein Weihnachtsheft gehört, nehmen Ute Hallaschka, Werner Thiede und Johannes Roth besonders ethische und spirituelle Aspekte in den Blick, während Alain Morau einmal mehr die Debatte um den Wirkstoff Hydroxychloroquin analysiert. Die drei umfangreichsten Beiträge zu diesem Thema gehören eng zusammen: der Bericht von Heinz Mosmann über ein Kolloquium in Berlin und die Aufsätze von Stephan Eisenhut und Andreas Laudert, welche auf Vorträgen basieren, die dort gehalten wurden.
Wie leben in Zeiten, die zur Polarisierung neigen. Tertium non datur heißt es da – und das kommt einer Zeitschrift, die sich die Drei nennt, nicht entgegen. So war gerade die Entstehung dieses Heftes von Erschwernissen und Misstönen begleitet. Unversehens zeigte sich der ernste Hintergrund dessen, was in meinem Gespräch mit Theo Stepp und Stephan Stockmar halb scherzhaft als das Schicksal dieser Zeitschrift bezeichnet wird: immer zwischen zwei Stühlen zu sitzen! Ich empfehle diesen Gedankenaustausch der aufmerksamen Lektüre.
Die wiederholten Vorwürfe des Rassismus und Antisemitismus gegen die Anthroposophie begleiten diese seit den frühen 90er Jahren. Den Anfang machte 1992 Jutta Ditfurth mit ihrem Buch ›Feuer in die Herzen‹, das in der Folgezeit von ihr mehrmals überarbeitet wurde. Hinzu kamen 1995 der Roman ›Blavatskys Kinder‹ und 1996 das Sachbuch ›Entspannt in die Barbarei – Esoterik, (Öko-)Faschismus und Biozentrismus‹. Auf dem damals eingeschlagenen Pfad hat Ditfurth zahlreiche Nachfolger gefunden, aber das argumentative Instrumentarium hat sich seither so wenig entwickelt, dass ein Artikel in der schweizerischen Zeitschrift ›Republik‹, der neulich die Verbindung zwischen ›Querdenkern‹ und anthroposophischer Szene ergründen sollte, konsequenterweise auf ein verehrungsvolles Interview mit der Doyenne der Anthroposophie-Kritik hinauslief.
War Joseph Beuys der erste deutsche Querdenker? So fragte unlängst besorgt ›Der Spiegel‹. In früheren Zeiten wäre dergleichen ein verklausuliertes Kompliment gewesen. Heutzutage, wo der Begriff des »Querdenkers« von einer Bewegung vereinnahmt wird, die auch zweifelhafte Elemente mit einschließt, und gleichzeitig das juste milieu einem rigorosen Konformismus huldigt, ist das ein schwerwiegender Vorwurf. Geistiges Abweichlertum wird in unserer FDGO inzwischen fast so hart verurteilt wie weiland im real existierenden Sozialismus, als Diamat und Histomat das Denken regulierten – mit dem Unterschied, dass der gegenwärtige Materialismus weder historisch noch dialektisch fundiert ist. Wozu auch? Anders als die Marxisten der Vergangenheit sehen sich die modernen Glaubenswächter nicht mehr im Wettbewerb verschiedener Weltanschauungen und reflektieren auch nicht, dass sie Materialisten sind, sondern wähnen sich einfach auf Seiten der »Wissenschaft«. Schon das Grundmotiv der Dialektik, dass man zur Wahrheit nur durch den Widerspruch gelangt, ist im Zeitalter der Alternativlosigkeit überholt. Wer auf der richtigen Seite steht, braucht von der anderen nur zu wissen, dass sie falsch ist.
Spirituelle Naturerlebnisse bilden den Schwerpunkt dieses Heftes, besonders solche, die in den Bergen möglich sind. Wir beginnen mit einem kulturgeschichtlichen Beitrag von Ruedi Bind, der unter dem Titel ›Als Hegel vor den Gletschern stand‹ unterhaltsam skizziert, wie die Alpen im Bewusstsein der europäischen Menschheit von einer furchterregenden Ödnis zu einem bezaubernden Sehnsuchtsort wurden. Nach diesem sanft ansteigenden Wegstück wird es etwas steiler, wenn sich Werner Csech in ›Die dunkle Seite der Fotografie‹ der schwierigen Frage zuwendet, was das Fotografieren einer Landschaft auf der ätherischen Ebene und insbesondere für die Welt der Elementarwesen bedeutet. Noch anspruchsvoller wird es in ›Der Fuji-san und die Not des japanischen Volksgeistes‹, denn hier beschreibt Johannes Greiner seine Wanderung auf einem der berühmtesten Berge der Welt und was er dabei innerlich erleben durfte. Wie solche Erfahrungen gezielt aufgesucht werden können, schildert dann Dirk Kruse in seinem Beitrag über ›Inspirationswanderungen‹, wobei er auch auf das eingeht, was während der Corona-Pandemie auf solchen Wanderungen wahrgenommen werden konnte.
Dass unsere Zeitschrift seit diesem Jahr nur noch alle zwei Monate erscheint, stößt bei unseren Leserinnen und Lesern überwiegend auf Zustimmung. Allerdings hat dieser neue Modus auch Nachteile. So erscheint das vorliegende Heft kurz nach der Bundestagswahl, musste aber schon vorher in Druck gehen. Wer die Ausführungen von Gerd Weidenhausen über ›Die Zuschauerdemokratie und ihre Akteure‹ liest, blickt deshalb bereits auf den Wahlkampf zurück, in dessen Endphase dieser Beitrag verfasst wurde. Die grundsätzlichen Fragen, die Weidenhausen bewegt, werden davon aber nicht berührt. Auch die Flutkatastrophe im Nordwesten Deutschlands, die Joachim von Königslöw in ›Vom Schicksal der Flüsse im Anthropozän‹ mit altersweisem Überblick betrachtet, verweist auf eine tiefgehende Krise, deren Bewältigung als Menschheitsaufgabe vor uns liegt. Ähnliches gilt für Sabine Adatepes bewegenden Bericht über die Lage der syrischen und afghanischen Flüchtlinge in der Türkei, der keineswegs als Kritik an diesem Land gemeint ist, sondern als Hinweis auf ein weitaus umfassenderes Problem.
Es fällt in diesem Jahr recht schwer, in eine weihnachtliche Stimmung zu kommen. Zu sehr ähnelt unsere gesellschaftliche Realität inzwischen einem dystopischen Roman oder einem sozialpsychologischen Experiment. Aber wir wollen es dennoch versuchen und einmal nicht über die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Maßnahmen sprechen – mit einer kleinen Ausnahme am Schluss dieses Editorials. Selbst unsere Beiträge zum Zeitgeschehen sparen es weitgehend aus. Stattdessen wenden sich Ute Hallaschka und Andreas Laudert identitätspolitischen Themen zu und werfen dabei auch selbstkritische Blicke auf die Anthroposophie, während Werner Thiede einmal mehr auf den problematischen Einfluss elektromagnetischer Strahlung auf unsere Gesundheit hinweist.
Während die Corona-Pandemie epidemiologisch betrachtet dieser Tage ausläuft und zur Endemie wird, strebt sie in anderer Hinsicht erst jetzt ihrem Höhepunkt zu. Denn nun entscheidet sich, in welcher Form und Verfassung wir als Gesellschaft daraus hervorgehen. Im Zentrum steht dabei zunächst die Frage nach einer allgemeinen Impfpflicht. Hier droht Deutschland, im Vergleich zu den meisten Ländern Europas und der Welt, einen Sonderweg zu beschreiten, zusammen mit Österreich und Italien – eine alte Schicksalsverbindung, die bis zum Dreibund der wilhelminischen Ära zurückreicht, und die man wohl als unheilvoll bezeichnen muss, wenn man die Entwicklung dieser Länder zu freiheitlichen Demokratien im vergangenen Jahrhundert betrachtet. Doch angesichts der Verwüstungen, die das Pandemie-Management der meisten europäischen Regierungen hinterlassen hat, sei es nun in den Seelen unserer Kinder, im sozialen Miteinander, in der Kulturlandschaft oder in kleinen und mittelständischen Betrieben, stellt sich die Frage, wie es weitergeht, in umfassender Art und Weise. Dazu möchte das vorliegende Heft Impulse geben – und Mut machen, sich der Herausforderung durch das Coronavirus zu stellen.
Der Krieg in der Ukraine lässt niemanden unberührt und hat fast alle anderen Themen in den Hintergrund gedrängt. Das spürt man auch in diesem Heft. Zunächst charakterisiert Ute Hallaschka diesen Krieg als »ein gewaltiges Bild der Frage nach der Zukunft«, die jeder Einzelne von uns aufgefordert ist, zu beantworten. Nach einem kurzen, bewegenden Interview mit einem ukrainischen Waldorfschüler, das Christoph Hueck für uns geführt hat, öffnet Joachim von Königslöw als ausgewiesener Osteuropa-Experte weite historische Perspektiven auf diesen Konflikt und analysiert das eigentümliche Geschichtsbild des russischen Präsidenten. Stephan Eisenhut wiederum legt dar, dass den Berechnungen Russlands – wie denen des Westens – der Geist der Entzweiung zugrunde liegt, und dass noch offen ist, welche Seite sich wirklich verrechnet hat.