Valentin Tombergs Leben und innerer Ansatz
Reminiszenz an ein ungewöhnliches Kaleidoskop
Ein niederländisches Kleinod
So disparat wie lesenswert
Muximiches ist ein Wort, das es nicht gibt. Ich habe es einmal aufgeschrieben und später vergeblich in den Wörterbüchern danach gesucht. Auch Googles große Suchmaschine wusste nicht weiter: »Es wurden keine mit deiner Suchanfrage übereinstimmenden Dokumente gefunden.« Ich habe das Wort wohl geträumt. Es scheint aus einer Sphäre zu stammen, wo die Wörter entstehen. Ein Kindersprachgelände und Sprachkindergelände, wo die Wörter noch frei umherlaufen und die Bedeutungen nur lose an ihnen haften, ein Land, wo die Begriffe noch beweglich sind. Muximiches. Das Wort schien nicht arretiert von einer verbindlichen Bedeutung, war noch offen für dies und das und also kaum lexikontauglich.
Zum Tod von Friederike Mayröcker (* 20. Dezember 1924; † 4. Juni 2021)
Ein Nachruf für Friederike Mayröcker kann nicht anders als kunterbunt verzettelt sein. So lebte sie, die Wiener Dichterin, die am 4. Juni 2021 mit 96 Jahren gestorben ist. Jahrzehntelang lebte sie mit ihrem Lebens- und Kunstgefährten Ernst Jandl (1925–2000) im selben Haus, aber nicht in derselben Wohnung. Das wäre unmöglich gewesen, denn beider Lebensraum war buchstäblich die Sprache – durchaus bis ins Leibliche zu verstehen.
Es ist viele Jahre her, seit ich einem seiner Vorträge lauschen konnte. Er sprach so lebendig wie er schrieb, packend war seine immense Bildung, und er war großzügig mit Buchgeschenken – so kam ein dicker Band ›Geleit durch meine Pansophie‹ (1992) in meine dankbaren Hände. Und was hat er alles in seinem langen Leben geschrieben, der Schriftsteller, Lyriker, Herausgeber und Journalist! Jaeckle kam am 12. August 1909 in Zürich auf die Welt und verließ sie, nach einem reichen Lebenswerk gesundheitlich angeschlagen, am 2. Oktober 1997, ebenfalls in Zürich. Die Schweizer darf man als Deutscher um vieles beneiden, hier ausnahmsweise um einen Politiker. Denn Jaeckle, in seiner Sorge um das Land, trat 1937 der neu gegründeten Partei ›Die Unabhängigen‹ bei. Diese vertrat er von 1942 bis 1950 im Gemeinderat von Zürich, im Schicksalsjahr 1945 war er dessen Präsident. Von 1947 bis 1962 hatte er einen Sitz im Schweizer Nationalrat inne. Doch seine Teilnahme am politischen Leben schien eher eine Marginalie seines langen, schöpferischen Lebens zu sein, sein Beitrag als Kulturschaffender zur Schweizer Demokratie.
Betrachtungen zu Heinrich Bölls Kurzgeschichte ›Skelett einer menschlichen Siedlung‹
Heinrich Böll war Irland in besonderem Maße verbunden. Er besuchte die Insel ab 1954 mehrfach. In seinem ›Irischen Tagebuch‹ findet diese Beziehung ihren bleibenden Ausdruck. Die Kurzgeschichten erschienen zunächst einzeln in der ›Frankfurter Allgemeinen Zeitung‹, um 1957 als Buch verlegt zu werden. Die folgende Betrachtung bezieht sich auf die darin enthaltene fünfte Erzählung ›Skelett einer menschlichen Siedlung‹.
Dante Alighieri (*1265 in Florenz; †1321 in Ravenna) zum 700. Todestag
Haben Sie Dantes ›Göttliche Kom die‹ gelesen? Nein? Oder haben Sie guten Willens angefangen und dann aufgegeben? Immerhin, so geht es den meisten. Die Lektüre ist nicht einfach. Aber der Lohn ist groß. Es ist ein Tor, zwar erst mal zur Hölle, aber dann zur Läuterung und schließlich zum Paradies. Ganz nebenbei bekommt man einen Schlüssel zur europäischen Literatur und damit zur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Europas in die Hand.
Zu Emanuele Coccia: ›Metamorphosen – Das Leben hat viele Formen‹
Der heute 45-jährige Philosoph Emanuele Coccia kann schon auf eine Reihe bemerkenswerter, zum Teil mit Auszeichnung versehener Bücher zurückblicken. Sie sind nicht nur Zeugnis einer interkulturellen Vernetzung zwischen italienischen, französischen, spanischen und deutschen Orten des Studiums und der Lehre, die durch Auseinandersetzungen in Japan, Brasilien oder den Vereinigten Staaten angereichert wurden. Auch das Maß der historischen und sachlichen Spanne seiner Themen ist ungewöhnlich. In Paris hat er einen Lehrstuhl für Geschichte der mittelalterlichen Philosophie. Er schrieb je ein Buch über Werbung, das Leben der Pflanzen und die Rolle der Bilder in der heutigen Alltagskultur sowie in der Philosophie des Averroes. Er kuratierte zuletzt eine Kunst-Ausstellung zu Aspekten der Ökologie der Bäume. Vor zwölf Jahren gab er zusammen mit Giorgo Agamben den ersten Sammelband zur Bedeutung der Engel in der christlichen, islamischen und jüdischen Tradition heraus. – Das sich so dokumentierende, weit gespannte und zugleich dichte Netz seines Denkens rückt nun in ein neues Areal vor, den Bereich der Metamorphose, in dem Coccia mit Hilfe der Insekten über die Pflanzenwelt hinaus denkt und einige ganz universelle und überraschende Thesen über uns, unsere Zeit und die Erde ausbreitet.
Anmerkungen zu einer modernen Sprachfloskel
»Narrative« – dieser Tage ein vielbemühter Begriff. Doch was ist damit eigentlich gemeint? (Wenn überhaupt.) Einmal dieses, einmal jenes, je nach Belieben, Kontext oder Situation? Eine Inflation der vielf ltigsten Verwendung, bis hin zur Inhaltslosigkeit, ist hier zu beobachten, oft mit einem negativen Touch. Da gibt es viele Beispiele: »narrative Therapie«, »narrativer Konstruktivismus«, »narrative Strukturen«, »narrative Autorität« usw. Ein Versuch zur Begriffsbestimmung, der für den anthroposophischen Leser von besonderem Interesse ist, sei hier genannt. Er entstammt dem Buch ›Der Erzähler Rudolf Steiner‹ von Ulrich Kaiser: »Unter Narrativ verstehe ich hier eine ungeprüfte Hypothese, die wiederholt und unreflektiert wie eine Tatsache (nach)erzählt wird bzw. durch die ungeprüfte Wiederholung quasi zur Tatsache wird.« Das kann es aber doch nicht sein.
Zu Sergij Bulgakov: ›Aus meinem Leben‹
In der sechsten Generation orthodoxer Priester, zuvor jedoch, im jüngeren Lebensalter (und mit Schwerpunkt in den 1890er Jahren) einer der führenden Köpfe unter den Marxisten im vorrevolutionären Russland: Diese Spanne markiert nur einen der starken Gegensätze, die das Leben und Wirken Sergij Bulgakovs (1871–1944) bestimmen sollten. Während ein Vladimir Solov’ev im deutschsprachigen Raum weithin bekannt ist und hierzulande auch die Werke des 1937 in stalinistischer Lagerhaft ermordeten Priesters Pavel Florenskij einige Beachtung finden, ist der Name des dritten bedeutenden Lehrers der russischen Sophiologie bislang nur einigen wenigen Interessierten ein Begriff. Dabei könnte man, etwa, was die Ausbildung einer lehrmäßigen Systematik angeht, gerade bei Bulgakov von einer Kulmination der russischen Sophia-Verkündigung sprechen. Grund für seine relative Unbekanntheit ist vor allem, dass bisher kaum Übersetzungen seiner zahlreichen Schriften ins Deutsche vorliegen. Hier Abhilfe zu schaffen, haben sich die Herausgeberinnen auch des vorliegenden zweiten Bandes einer deutschen (in Teilen zweisprachigen) Werkausgabe vorgenommen: Regula M. Zwahlen und Barbara Hallensleben, die das Editionsvorhaben in der Reihe ›Epiphania‹ von der ›Université de Fribourg‹ aus betreiben.
Zu Rudolf Steiner: ›Zur Geschichte der Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft 1902-1913‹ (GA 250)*
Kaum eine weltanschauliche Organisation war so häufig von Skandalen und Abspaltungen betroffen wie die 1875 gegründete ›Theosophical Society‹, deren Hauptquartier sich im indischen Adyar bei Madras befindet. Gleichwohl übte die Lehre ihrer Gründerin Helena P. Blavatsky, besonders durch ihr Hauptwerk ›The Secret Doctrine‹ (1888), einen tiefen Einfluss auf die europäische Literatur- und Kunstszene des frühen 20. Jahrhunderts aus. Asiatische Weisheitslehren und zahlreiche Begriffe, die bis heute den Esoterik-Markt beherrschen, wie Aura, Chakren, Karma oder Reinkarnation, fanden durch die Theosophie Eingang in westliche Länder. Die ›Theosophical Society‹ gliedert sich in Landesgesellschaften (Sektionen), deren deutsche 1902 in Berlin gegründet wurde. Ihr erster Generalsekretär war bis 1913 Rudolf Steiner.
Zu Andreas Neider: ›»Bodhisattva-Weg« und »Imitatio Christi« im Lebensgang Rudolf Steiners‹
Ausgangspunkt und roter Faden dieser kleinen Schrift ist das geistige Erlebnis, das der Einweihungsschüler mit dem großen Hüter der Schwelle haben kann. Dieses spielt sowohl in Rudolf Steiners ›Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?‹ als auch in seiner ›Geheimwissenschaft im Umriß‹ eine zentrale Rolle. Wesentlicher Bestandteil dieses Erlebnisses ist, dass der Schüler durch den Hüter vor die Entscheidung gestellt wird, ob er bereit ist, sein gesamtes Leben in den Dienst des Vorankommens der anderen Menschen zu stellen, ja sogar, wenn er sich nicht mehr aus eigener karmischer Notwendigkeit wiederverkörpern muss, trotzdem wieder zur Erde zu kommen, um der Befreiung der Menschheit zu dienen.
Was ist das Alter? Ein alter Mensch – wer ist er, wie sieht man ihn, wie wird er bewertet? Spielt das Alter für die Gesellschaft eine wichtige Rolle? Ich will im Folgenden beschreiben, wie ich selbst das Alter empfinde und was es für mich persönlich bedeutet.
Vier Erzählungen über den Wind und die Vergänglichkeit
In Châtelet-sur-Ville, wo ich in den siebziger Jahren lebte, in den Räumen der Alten Schule, gewann ich Zeit – nicht durch Beschleunigung, sondern durch Verlangsamung. Sie wurde mir zugetragen vom Wind, der als Fallwind herüberkam von Riom ès-Montagnes, Laub und Schnee aufwirbelte und meine Haut wie mit Messern schnitt, von den wärmenden Hauchen, die weither aus dem Tal der Dordogne aufstiegen, die Busch und Wiese streichelten, mein Haar und das Fell der Hunde, und vom großen patriarchalischen Wind, der am Tag wie in den Nächten über die Höhen hinging, von den Monts Dômes über die Berge der Margeride bis hin zu den Causses und weiter zum südlichen Meer, schiebend und drängend, immer darauf bedacht, zu ebnen: die Senken zu füllen und die Zinnen zu schleifen.
Erfahrungen in der Corona-Zeit
Seit 1999 gibt es eine Tradition von Inspirationswanderungen, bei denen mehrere Gruppen in verschiedenen Ländern zu jedem der vier großen Jahresfeste – Weihnachten, Ostern, Johanni und Michaeli – sich auf den Weg machen. Bei diesen methodisch schon seit über 40 Jahren weiterentwickelten Wanderungen wird versucht, in meditativer Langzeitaufmerksamkeit zu imaginativen, inspirativen und intuitiven Erfahrungen der evolutionären Aktualisierungsversuche der geistigen Welt zu kommen. In der Corona-Zeit wurden dabei interessante neue Phänomene erlebt, die hier mitgeteilt werden sollen.
Am 24. Juli 2015 stieg ich mit Katharina Mayumi Okamura auf Japans schönsten und höchsten Berg, den Fuji, im Deutschen auch als Fujiyama bekannt, der sich 3.776 Meter über den Meeresspiegel erhebt, um von dort am Morgen den Sonnenaufgang zu sehen. Lange vorher schon, als die ersten Ideen zu meiner ersten Japanreise im Gespräch mit meinen Freunden Emi und Kazuhiko Yoshida bewegt wurden, sprach ich von meinem Wunsch, diesen meiner Ansicht nach schönsten aller Berge zu besteigen. Damals erfuhr ich, dass man den Aufstieg gut an einem Tag schafft und oben auch übernachten kann.
Der rein physikalische Akt des Fotografierens hat für die Lebenssphäre einer Landschaft stets etwas Ruinöses. Die Betätigung des Auslösers und damit verbundene Fixierung des Abbildes (gleichviel ob auf einem Chip oder einem Film) ertötet etwas in der Landschaft. Es wird etwas von den Lebenskräften herausgerissen, pulverisiert. Die Landschaft fühlt sich dann wie durchlöchert an. Wie ein Gewebe, in das mit einem Luftgewehr kleine Löcher hineingeschossen wurden. Dessen muss man sich als Fotograf bewusst sein – und der daraus resultierenden moralischen Verantwortung.
Als Hegel vor den Schweizer Gletschern stand, war er nicht allein. Es gab aber noch gar nicht so viele vor ihm, die sich so weit zu Fuß vorwagten. In einer verkürzten Mentalitätsgeschichte und mit Betrachtung individueller Erlebnisse möchte ich versuchen, den Gefühls- und Empfindungshorizont gegenüber der Alpenwelt in Übergängen aufzuhellen. Wir folgen der Entwicklung eines neuen Sinns, dem Alpen- und Landschaftssinn, der Entdeckung eines neuen Gefühls, dem Heimweh, und dem Aufkommen der Touristen.
Warum der gesetzliche Zwang zu Photovoltaik-Anlagen problematisch ist
Das politische Ja zum Klimaschutz vermindert demnächst den Schutz privaten Wohneigentums: Photovoltaik (PV) soll nach dem Willen einiger Länderregierungen – in Baden-Württemberg bereits ab 2023 – bei neuen oder zu erneuernden Dächern gesetzlich zur Pflicht erhoben werden. Doch ob diese Maßnahme eine sinnvolle Lösung darstellt, ist insofern zu bezweifeln, als nicht nur Rentabilität, Brandgefahr und Entsorgung ausgedienter Anlagen kritische Fragen aufwerfen, sondern insbesondere auch mögliche Gesundheitsschäden durch Elektrosmog, der mit PV-Anlagen mehr oder weniger verbunden ist. Werden jetzt die Grundrechte auf körperliche Unversehrtheit und auf Unverletzlichkeit der Wohnung dem global angesagten Klimaschutz einfach untergeordnet? Ist diese fragwürdige Vorschrift aus juristischer und ethischer Perspektive haltbar?
Über zwei Versuche, Freiheit ernst zu nehmen
»Wenn Wesen denken und folglich Personen sind, dann können sie abwägen, was sie tun sollen. Dann gehen sie über biologische Bedürfnisse und Neigungen hinaus. Sie können überlegt handeln, statt einfach ihren biologischen Neigungen folgen zu müssen. Wenn sie anders handeln können, als sich lediglich von ihren biologischen Bedürfnissen und Neigungen bestimmen zu lassen, dann sind sie frei in ihrem Handeln.« Das obige Zitat von Michael Esfeld, Professor für Wissenschaftsphilosophie in Lausanne und Mitglied der Leopoldina, stammt aus seinem Buch ›Wissenschaft und Freiheit. Das naturwissenschaftliche Weltbild und der Status von Personen‹, das die neueste monografische Verdichtung des akademischen Diskurses zu diesem Thema darstellt. Erschienen ist es 2019, also kurz bevor ein – durchaus ernst zu nehmendes, jedoch sich nicht als die schlimmste Seuche der Weltgeschichte erweisendes – Virus viele politischen Akteure dazu (ver-)führte, durch die enge Einbindung ausgewählter Teilnehmer des wissenschaftlichen Diskurses unsere Gesellschaften so umgestalten zu wollen, als ob die zitierte Formulierung uns menschliche Wesen nur kaum bis überhaupt nicht betreffen könnte. Esfeld ist inzwischen wegen seiner diesbezüglichen kritischen Stellungnahmen bekannt, die er in verschiedenen Medien formuliert hat. Umso anregender ist die Lektüre des genannten Buchs, da Esfeld hier eine souveräne Darstellung des wissenschaftstheoretischen Hintergrundes bietet, von dem ausgehend sich seine Kritik an den Corona-Schutzmaßnahmen als bewunderungswürdig konsequent erweist.
Anmerkungen zum Zustand unseres Staatswesens
Mancher friedliebende und werteorientierte Mensch dürfte nach der Gründung der Bundesrepublik gewünscht haben, Deutschland als Vermittler zwischen den Machtblöcken Ost und West und als ein Land zu sehen, das nicht nur für materiellen Wohlstand, sondern auch für ein qualitativ zu bestimmendes Wohlergehen seiner Bürger und letztlich aller Lebewesen auf der ganzen Welt einträte. Dieser Wunsch prägte zum großen Teil auch die Parteiprogramme der Anfangsjahre. Auf die aktuelle Situation und viele inzwischen hinzugekommene Probleme und Erfahrungen übertragen, wären Sozialität, Frieden, Ökologie, Freiheitlichkeit (nicht wirtschaftliche Ellbogenfreiheit) und Fortentwicklung der Demokratie zu nennen, die das gesellschaftliche Leben vorrangig prägen sollten. Der Garant dafür kann nur ein funktionierender Rechtsstaat mit konsequenter Gewaltenteilung sein. Das scheint das deutsche Grundgesetz auch zu gewährleisten, doch hat Marcus Andries an dieser Stelle unlängst dargelegt, wie sehr durch das Regierungshandeln während der Coronazeit die Rechtsstaatlichkeit untergraben wurde. War das eine absolut nicht zu erwartende Wendung zum Negativen? Leider sehen wir hier zwar ein in dieser Form extremes, aber nicht absolut neues Phänomen. Denn es gibt und gab immer schon eine Reihe allgemein wenig bekannte, aber grundlegende Defizite des Rechtsstaats und der Demokratie in Deutschland. Hier nur einige Aspekte:
A propos du décès d‘Alain Morau (* 15. Oktober 1973 in Saint Denis/La Reunion – † 14. Juni 2021 in Karben)
Zum Tode von Alain Morau (* 15. Oktober 1973 in Saint Denis/La Reunion – † 14. Juni 2021 in Karben)
Im Frühjahr 2015 sprach mich nach einem Vortrag ein junger Mann mit französischem Akzent an. Sein Name war Alain Morau und er arbeitete seit einiger Zeit am Dottenfelderhof in der Pflanzenforschung. Ihn interessierten Fragen der Dreigliederung und er wollte darüber mit mir ins Gespräch kommen. Sein eigentliches Forschungsgebiet war jedoch der Landwirtschaftliche Kurs Rudolf Steiners. Später wurde er im Bereich der Koordinationsstelle für biologisch-dynamische Landwirtschaft der Universität Kassel-Witzenhausen als Doktorand tätig. In diesem Zusammenhang führte er am Dottenfelder Hof Versuchsreihen mit Kressesamen durch. Er promovierte über die Testmethoden und die experimentelle Forschung mit biologisch-dynamischen Hornmistpräparaten. Alain war aber auch leidenschaftlich an den politischen Zeitereignissen interessiert. Hier hatte er viele Fragen und wollte diese gerne von der Idee der Dreigliederung des sozialen Organismus her beleuchtet haben. So kam es, dass wir uns immer wieder trafen und solche Fragen gemeinsam bewegten. Zudem schickte er mir regelmäßig Texte und Videos, insbesondere zu dem, was in Frankreich vorging.
Spirituelle Naturerlebnisse bilden den Schwerpunkt dieses Heftes, besonders solche, die in den Bergen möglich sind. Wir beginnen mit einem kulturgeschichtlichen Beitrag von Ruedi Bind, der unter dem Titel ›Als Hegel vor den Gletschern stand‹ unterhaltsam skizziert, wie die Alpen im Bewusstsein der europäischen Menschheit von einer furchterregenden Ödnis zu einem bezaubernden Sehnsuchtsort wurden. Nach diesem sanft ansteigenden Wegstück wird es etwas steiler, wenn sich Werner Csech in ›Die dunkle Seite der Fotografie‹ der schwierigen Frage zuwendet, was das Fotografieren einer Landschaft auf der ätherischen Ebene und insbesondere für die Welt der Elementarwesen bedeutet. Noch anspruchsvoller wird es in ›Der Fuji-san und die Not des japanischen Volksgeistes‹, denn hier beschreibt Johannes Greiner seine Wanderung auf einem der berühmtesten Berge der Welt und was er dabei innerlich erleben durfte. Wie solche Erfahrungen gezielt aufgesucht werden können, schildert dann Dirk Kruse in seinem Beitrag über ›Inspirationswanderungen‹, wobei er auch auf das eingeht, was während der Corona-Pandemie auf solchen Wanderungen wahrgenommen werden konnte.
Zu Stephan Stockmar: ›Die Doppelkuppel des ersten Goetheanum‹ in die Drei 1/2021